Bundesumweltministerin Lemke will der Verschmutzung der Meere durch Plastikmüll ein Ende setzen. Bei den UN-Verhandlungen dringt die Grüne auf ein Plastikabkommen, um weitere Plastikverschmutzung bis 2040 zu beenden.
Bundesumweltministerin
Neben Müll aus der Schifffahrt oder Fischerei gelangt Plastik hauptsächlich von Land aus über Flüsse in die Meere. Dies geschieht laut der Umweltschutzorganisation WWF vor allem in den Ländern, in denen die Sammlung von Abfällen nicht richtig funktioniert.
Plastik zerfällt sehr langsam. Bis zur völligen Zersetzung können Hunderte bis Tausende an Jahren vergehen. In diesem Zeitraum zerfällt das Plastik in kleine Teilchen, sogenanntes Mikroplastik, das Tierarten und Ökosysteme bedroht. Laut einer Studie des WWF hat die Konzentration von Mikroplastik im Meer an einigen Stellen im Ozean bereits ökologisch bedenkliche Schwellen erreicht und überschritten, so zum Beispiel im Mittelmeer oder im Südchinesischen Meer.
G7-Ziel: Bis 2040 Plastikverschmutzung beenden
Die G7 haben sich das Ziel gesetzt, bis 2040 die weitere Plastikverschmutzung zu beenden. Das haben die Umweltministerinnen der Länder bei einem Treffen im April beschlossen. Dieser Beschluss gebe laut Lemke "Rückenwind" für die anstehenden Verhandlungen mit anderen Ländern in der UN.
Die Verhandlungen seien "ein weiterer wichtiger Schritt" zu einem Abkommen. Ziel ist laut Bundesumweltministerium, dass die UN-Konvention den gesamten Lebenszyklus von Plastikprodukten in den Blick nimmt. Auch die Bedeutung einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft sowie einer Steigerung der Ressourceneffizienz seien wesentliche Aspekte des Vorhabens. Dieser umfassende Ansatz sei "ein zentrales Anliegen des Bundesumweltministeriums".
Lemke sagte der AFP: "Wir sehen uns mit einer globalen Dreifachkrise konfrontiert. Es gilt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um der Klimakrise, der Krise des Artenaussterbens und der Verschmutzungskrise zu begegnen." Die Synergien zwischen Klima-, Natur- und Ressourcenschutz gelte es noch effektiver zu nutzen. Und "ein ganz wesentlicher Baustein ist die Bekämpfung der weltweit zunehmenden Umweltverschmutzung."
Bis 2024 soll rechtlich verbindendes UN-Abkommen stehen
Im vergangenen Jahr hatten sich 175 Nationen verpflichtet, sich bis 2024 auf ein rechtlich verbindliches UN-Abkommen gegen die Plastikvermüllung von Umwelt und Meeren zu einigen. Die Verhandlungen in Paris sind von Montag bis Freitag angesetzt. Diskutiert werden ein Verbot von Einwegplastikprodukten und die Anwendung des Verursacherprinzips.
Die Idee des Verursacherprinzips ist es, die Kunststoffindustrie stärker an der Lösung des Problems zu beteiligen. So könnte die Industrie verpflichtet werden, die Kosten durch Schäden in der Natur durch Plastikmüll auszugleichen und verstärkt auf Recycling zu setzen.
Wie bei den UN-Verhandlungen über das Klima und die biologische Vielfalt ist die Finanzierung ein zentraler Streitpunkt. Reiche Volkswirtschaften haben in der Vergangenheit die Natur stärker verschmutzt und jahrelang Müll in ärmere Länder exportiert.
Nur 10 Prozent des Plastiks wird derzeit recycelt
Die weltweite Plastikproduktion hat sich in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Nach Angaben der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wurden im Jahr 2019 rund 460 Millionen Tonnen Plastik produziert. Zwei Drittel dieser Menge wird nach einmaligem oder wenigem Gebrauch weggeworfen. Nur 10 Prozent werden recycelt.
In einem Mitte Mai veröffentlichten Bericht rief das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (Unep) zu einem Systemwechsel auf: Die Gesellschaften müssten vom Wegwerfkonsum entwöhnt, Wiederverwendung und Recycling deutlich gesteigert und der Einsatz alternativer Materialien gefördert werden. So könnte die jährliche Plastikverschmutzung bis 2040 um 80 Prozent gesenkt und die Produktion von Einwegplastik halbiert werden. (lko/afp)
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.