Der Historiker und Deutschlandexperte Krzysztof Ruchniewicz ist Polens neuer Beauftragter für deutsch-polnische Zusammenarbeit.
Außenminister Radoslaw Sikorski habe den 57-Jährigen auf diesen Posten berufen, teilte das Ministerium am Samstag auf der Plattform X mit. Die Ernennung sei eine Würdigung seines "Beitrags zur deutsch-polnischen Verständigung und zur europäischen Idee", hieß es weiter. Ruchniewicz ist Professor für Zeitgeschichte an der Universität Wroclaw (Breslau) und Direktor des dortigen Willy-Brandt-Zentrums für Deutschland- und Europastudien.
Die Ernennung ist ein weiteres deutliches Zeichen der seit Dezember amtierenden Mitte-Links-Regierung von Donald Tusk, dass man das zwischenzeitlich angeschlagene nachbarschaftliche Verhältnis wieder verbessern will. Zu Ruchniewiczs Aufgaben wird unter anderem die Verbesserung der gesellschaftlichen und grenznahen Zusammenarbeit gehören. Der Beauftragte soll aber auch das Außenministerium in seinem Dialog mit der deutschen Seite über den Umgang mit der Geschichte unterstützen. Insbesondere gilt das für den geplanten Bau des Deutsch-Polnischen Hauses in Berlin - einem Ort der Begegnung und des Erinnerns an die Opfer der deutschen Besatzung in Polen von 1939 bis 1945.
Auf deutscher Seite gibt es schon seit 2004 das Amt eines Koordinators für deutsch-polnische Zusammenarbeit beim Auswärtigen Amt. Gegenwärtig ist dies der SPD-Bundestagsabgeordnete Dietmar Nietan. Auf polnischer Seite gab es in den vergangenen Jahren kein Pendant mehr. Die nationalkonservative PiS-Regierung, die das Land von 2015 bis 2023 führte, belastete das Verhältnis zwischen beiden Ländern mit antideutschen Tönen und der Forderung nach 1,3 Billionen Euro Weltkriegs-Reparationen.
Unter Tusks Regierung hat sich der Ton vollkommen geändert. Das Thema Reparationen ist allerdings nicht komplett vom Tisch. So hat Außenminister Sikorski von Berlin Vorschläge dazu gefordert, in welcher Form Polen Wiedergutmachung für die während des Zweiten Weltkriegs erlittenen Schäden erhalten soll. Sikorski sagte, Deutschland könne sich etwa am Wiederaufbau zerstörter historischer Bauten in Polen beteiligen oder Unterstützung leisten für überlebende polnische Bürger, die Opfer des Nazi-Terrors während der Besatzungszeit waren. © dpa
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