Der Krieg in der Ukraine und der diplomatische Umgang mit Russland waren das Thema bei "Caren Miosga" am Sonntagabend (10. März). Außenministerin Annalena Baerbock richtete einen dringenden Appell an die Zuschauer und positionierte sich in Sachen Taurus. Während Baerbock einen Gefallen nannte, den man Putin nicht tun werde, riet Journalist Michael Thumann an einem Punkt dazu, Putin schmoren zu lassen.
Putin nennt Ukrainer "vom Westen gesteuerte Dummköpfe" und der russische Außenminister Sergej Lawrow verlässt den Raum, wenn die deutsche Außenministerin
Das ist das Thema bei "Caren Miosga"
"Putins Krieg und Deutschlands Rolle. Wie undiplomatisch können Sie sein, Frau Baerbock?" lautete der Titel der Sendung von Caren Miosga. Dabei ging es zum Beispiel um die Frage, wie man mit einem russischen Außenminister umgehen soll, der generell seine eigene Wahrheit pflegt. Miosga sprach mit ihren Gästen außerdem über den Abhörskandal und Risse in der deutsch-französischen Achse sowie über die Zuverlässigkeit der USA unter einer möglichen Präsidentschaft von Donald Trump.
Das sind die Gäste
- Annalena Baerbock (Grüne): "Der Krieg ist maximal auf Einschüchterung und Zermürbung der Bevölkerung ausgerichtet", so die Bundesaußenministerin. Putin habe immer mit der Angst der anderen gespielt. Er wolle erreichen, dass der Westen die Ukraine nicht mehr unterstütze. "Wir werden genau das Gegenteil tun", kündigte Baerbock an. Der Krieg werde hybrid geführt, "das Unterwandern von demokratischen Prozessen, von Information, darf man nicht unterschätzen", warnte sie. Es werde von Putin gezielt als Kriegswaffe eingesetzt.
- Michael Thumann: Der Journalist und Leiter des Moskauer Büros der Wochenzeitung "Die Zeit" meinte, Putin lasse in der Regel offen, was er vorhabe. "Die Bundesregierung macht den Fehler, dass wir viel zu viel erzählen, was wir eigentlich genau machen oder was wir nicht machen", so Thumann. Es handele sich um eine "Ausschließeritis". Thumann fragte in Sachen Taurus: "Warum lassen wir es nicht einfach offen und lassen die in Moskau ein bisschen schmoren?"
- Minna Ålander: Die Politikwissenschaftlerin und Sicherheitsexpertin vom "Finnish Institute of International Affairs" (FIIA) sagte, man habe die deutschen Diskussionen um den Taurus nicht so stark verfolgt wie einst die Diskussion um den Leopard-Panzer. "Es wäre extrem nützlich für die Ukraine, diese Flugkörper zu erhalten, aber es handelt sich nicht um eine Wunderwaffe, die sie schnell in der Debatte wird", so Ålander.
Das ist der Moment des Abends bei "Caren Miosga"
Baerbock erinnerte: "Wir haben unsere Nachbarn und Freunde, unsere engsten Verbündeten schon mal enttäuscht, das ist schon sehr diplomatisch ausgedrückt. Alle haben sich gefragt: Was ist denn mit den Deutschen los?" In den letzten zwei Jahren habe Deutschland Vertrauen zurückgewinnen können. "Wir dürfen jetzt nicht wieder naiv sein", warnte sie.
Vor den Europawahlen und den Wahlen in Ostdeutschland sei vermehrt mit Verunsicherung, Drohgebärden und Fake News zu rechnen. Es solle eine Stimmung erzeugt werden, bei der die Unterstützung für die Ukraine bröckelt. "Das dürfen wir nicht zulassen", appellierte sie. Es brauche jetzt Stärke und Geschlossenheit. "Wenn wir das nicht tun, werden mehr Orte eingenommen", so die Außenministerin. "Dann rückt die Front weiter zu uns", warnte sie.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Politikwissenschaftlerin Ålander äußerte: "In Finnland wurde ein offen zutage getretener Riss zwischen Deutschland und Frankreich wahrgenommen, wo es Seitenhiebe auf Pressekonferenzen zwischen Macron und Scholz gab. Das bereitet einem kleinen Land wie Finnland Sorge." Die großen europäischen Länder Großbritannien, Frankreich und Deutschland seien alle auf ihre Weise führungsunfähig. "Es sieht wirklich nicht gut aus", meinte sie. Auch die USA würden Fragezeichen aufwerfen, ob auf sie Verlass sei. "Es kommt das Gefühl auf: Vielleicht sind wir am Ende doch wieder alleine", so Ålander.
Baerbock hielt entgegen: "Nur gemeinsam sind wir stark. Das, was wir gemeinsam in den letzten zwei Jahren geschafft haben, ist, dass wir unglaublich geschlossen waren." Miosga grätschte rein: "Sie haben in den letzten Wochen ein so derartiges ungeschlossenes Bild abgegeben." Daraufhin gab Baerbock zu: "Es lief schon mal besser." Putin habe die Stärke des Westens dennoch massiv unterschätzt.
So hat sich Caren Miosga geschlagen
Miosga gelang es, Baerbock trotz ihres diplomatischen Tons einige Statements zu entlocken. So wollte die Moderatorin beispielsweise wissen, ob die Taurus-Debatte nun zu Ende sei, weil der Kanzler ein Machtwort gesprochen hatte. Baerbock brachte daraufhin einen möglichen Ringtausch ins Spiel und gab zu: "Das wäre zum Beispiel eine Option. Das besprechen wir gemeinsam, vertraulich". Einziges Versäumnis von Miosga: Es fehlte der Sendung an Debatte und Kontroverse. Die ein oder andere provokante Frage mehr hätte der Runde gutgetan.
Das ist das Ergebnis bei "Caren Miosga"
Tenor der Sendung: Wir lassen uns und dürfen uns nicht einschüchtern lassen. Interessant waren vor allem die Einblicke, die die Außenministerin gab: Wenn man Putin erreichen wolle, spreche man über den Kanzler und Kriegspartei sei Deutschland erst, wenn Nato-Soldaten gegen russische Soldaten kämpfen würden. Zwischen den Zeilen war Baerbocks Haltung pro Taurus-Lieferung deutlich erkennbar. Sie bekräftigte: "Wir versuchen es jeden Tag. Wir versuchen jeden Tag, dieses furchtbare Drama zu beenden". Als es um vorgezogene Neuwahlen ging, war sie sich sicher: "Diesen Gefallen werden wir Putin nicht tun."
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