Dunja Hayali ist die Urlaubsvertretung für Maybrit Illner im ZDF und hat nach den Geschehnissen der vergangenen Tage in Deutschland in ihrer Sendung gleich den ganz harten Tobak zu bewältigen. Terror, Türkei und ein Trip in die virtuelle Realität – sie hatte sich für den Auftakt der zweiten Staffel ihres "donnerstalk" viel vorgenommen.
Man habe die Themen "in den letzten zwei Wochen mindestens drei Mal umgeworfen", so die Talkmasterin gleich zu Beginn ihrer Sendung. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welche Schlagzeilen in Deutschland allein in den letzten paar Tagen zu lesen waren. Sie sprach mit einem Betroffenen des Amoklaufs von München, skizzierte, wie sich die Entwicklungen in der Türkei auf die Türken in Deutschland auswirken und erlebte 24 Stunden in der virtuellen Realität.
Die Tage des Terrors
Die Sendung begann gleich mit dem härtesten der Themen. Nach dem Amoklauf in München vor einer Woche stattete
Sie sprach mit Passanten, die sich den "elektrischen Stuhl" oder die "Gaskammer" für die Täter herbeiwünschen. Eine Münchnerin bringt auf den Punkt, worin sie das größte Problem sieht: "Ich verstehe unsere Politik nicht mehr. Ich verstehe nicht, dass nicht irgendetwas gemacht wird. Das ist nicht mehr unser Deutschland."
Im Studio diskutiert Hayali dann unter anderem mit Gerhart Baum, dem ehemaligen FDP-Innenminister unter Helmut Schmidt. Er mahnt, dass der Terror und die Flüchtlinge zwei unterschiedliche Sachen seien. "Wir dürfen uns vom Terror nicht auseinanderdividieren lassen", so Baum.
Auch Grünen-Politiker
Dafür erntet der ehemalige Innenminister Applaus aus dem Publikum. Der anwesende Spiegel-Redakteur Markus Feldenkirchen hingegen befürchtet, dass durch die Anschläge die Stimmung kippen könnte.
Wie weit reicht Erdogans Arm?
Der Wechsel vom Terror auf das Thema Türkei kommt abrupt – kein Wunder, wenn für ein Thema lediglich rund 20 Minuten Diskussionszeit bleiben. Etwa drei Millionen Türkeistämmige leben in Deutschland, für den Großteil ist Recep Tayyip Erdogan auch hierzulande der Heilsbringer des türkischen Volkes, andere sehen sein Handeln mit Angst und Schrecken.
In der Sendung wird von einer Demo in Berlin berichtet, bei der etwa 500 Menschen gegen den türkischen Staatspräsidenten auf die Straße gehen. Auch Anhänger Erdogans sind vor Ort – die Polizei muss beide Seiten trennen. "Erdogan hat alles richtig gemacht", sagt ein AKP-Anhänger vor der Kamera.
Cem Özdemir sitzt noch immer im Studio auf der Couch. Er selbst hat den türkischen Staatspräsidenten mehrfach kritisiert und dafür auch Morddrohungen erhalten. Der Politiker schickt mahnende Worte an die Befürworter und Gegner Erdogans: "Wer hier seine Meinung frei äußert, muss das in Respekt vor Andersdenkenden machen. Wer damit ein Problem hat, der soll sich fragen, ob er hier richtig ist."
Yahya Kilicaslan, ein Bauunternehmer aus Stuttgart, ist Anhänger Erdogans. Die "Säuberung" in der Türkei nach dem Putschversuch hält er für "normal und notwendig". Özdemir hätte sich eine andere Reaktion gewünscht: "Das wäre doch eigentlich die Stunde der Demokratie und nicht die Stunde der Eingrenzung der Demokratie. Es muss doch jetzt mehr Meinungs- und Pressefreiheit geben dürfen. Warum schafft man jetzt die Demokratie ab? Das passt doch nicht."
Das Thema schließt Dunja Hayali hart ab: "Ich glaube mit der Versöhnung wird das heute Abend nichts mehr."
24 Stunden in der virtuellen Welt
Ihr drittes Thema leitet Hayali mit den Worten "der neue heiße Scheiß" ein. Es geht um eine Brille, die einen in die virtuelle Welt entführt. Nach zwei so harten und kernigen Themen wirkt das einfach nur wie ein Fremdkörper. Diesen Cut nachzuvollziehen fällt schwer – der Zuschauer kommt gedanklich kaum hinterher.
Auch wenn die Brille durch einen möglichen Aufenthalt in Al Capones Zelle in Alcatraz "den Schulunterricht der Zukunft revolutionieren" könnte, wie Hayali sagt, findet die Sendung durch dieses Thema keinen würdigen Abschluss. Eine Flucht aus der realen in die virtuelle Welt scheint angesichts der Geschehnisse, die uns momentan tagtäglich begleiten, einfach weltfremd.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.