Ob mit Tesla oder SpaceX: Elon Musk hat unternehmerisch viele Erfolge gefeiert. Bei "Markus Lanz" (ZDF) debattierten die Gäste am Dienstagabend jedoch auch über die Gefahr, die von dem Milliardär ausgeht. Eine Gefahr, die "Welt"-Herausgeber Ulf Poschardt offenbar nicht erkennen kann.

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Viele Jahre wurde Elon Musk als genialer Erfinder gefeiert. Heute wird er von vielen für seine politische Haltung kritisiert. Bei "Markus Lanz" nahm "Welt"-Herausgeber Ulf Poschardt den Tesla-Chef in Schutz. Doch mit seiner Argumentation eckte er nicht nur bei dem ZDF-Moderator an.

Das Thema der Runde

Tesla-Chef Elon Musk ist nicht nur der reichste Mensch der Welt, sondern mittlerweile auch zu einer wichtigen politischen Figur in den USA geworden. Der Milliardär polarisiert mit seinen teils radikalen Aussagen wie kaum ein anderer. Grund genug für Markus Lanz, am Dienstagabend hinter die Fassade des in Südafrika geborenen Unternehmers zu blicken und zu analysieren, was für eine Gefahr wirklich von ihm ausgeht.

Die Gäste

  • Ex-VW-Chef Herbert Diess sagt über Elon Musks unternehmerische Laufbahn: "Bei allem, was man gegen seine politische Neigung hat: Er ist ein großer Innovator."
  • Politologin Cathryn Clüver Ashbrook warnt vor der politischen Entwicklung in den USA: "Trump und Musk - da haben sich tatsächlich zwei gefunden."
  • Investigativjournalist Sönke Iwersen behauptet: "Libertäre wie Musk sind davon überzeugt, dass Freiheit und Demokratie absolut nicht zueinander passen."
  • Journalist Ulf Poschardt sieht Kritik an Elon Musk zwiegespalten: "Ich bin kein Fanboy, finde aber das Antiautoritäre bei ihm interessant."
Markus Lanz, Herbert Diess, Cathryn Clüver Ashbrook, Sönke Iwersen, Ulf Poschardt
Markus Lanz (l.) sprach mit (v.l.n.r.) Herbert Diess, Cathryn Clüver Ashbrook, Sönke Iwersen und Ulf Poschardt über Elon Musk. © ZDF / Cornelia Lehmann

Das Wortgefecht

Die jüngste Aussage von Elon Musk, die "fundamentale Schwäche der westlichen Zivilisation" sei Empathie, machte vor allem Markus Lanz fassungslos. "Ich dachte immer, das wäre ein Teil unserer Stärke", sagte der ZDF-Moderator. Journalist Ulf Poschardt sah dies offenbar anders. Er stellte nüchtern klar: "Ich werte das erst mal nicht, sondern ich will verstehen, warum sagt er das - in welchem Kontext." Der "Welt"-Herausgeber sah auch in den teils radikalen Handlungen und Aussagen von Musk auf der Social-Media-Plattform X keine große Problematik. Im Gegenteil: "Er hat 80 Prozent der Leute rausgeschmissen und trotzdem hat es die Performance nicht gestört."

Eine Behauptung, die Investigativjournalist Sönke Iwersen wütend negierte: "Also bitte!" Auch Politologin Cathryn Clüver Ashbrook warnte davor, das Verhalten von Musk zu normalisieren und sagte: "Wir können den Satz über Empathie nicht da stehen lassen." Laut Ashbrook sei dies ein klarer Vorbote für den "kompletten Verfall in den Autoritarismus". Poschardt konterte prompt: "Vergleichen wir den jetzt mit Nazis?!" Während Ashbrook entschieden mit dem Kopf schüttelte, zitierte Lanz den Tesla-Chef weiter: "Das Bedürfnis, gemocht zu werden, das ist eine wirkliche Schwäche und die habe ich nicht."

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Eine Aussage, auf die Iwersen amüsiert reagierte: "Er sagt, ihm liegt nichts daran, gemocht zu werden. Wenn man ihn dann nicht mag, (...) beißt er zurück in ungeheurem Ton!" In dem Zusammenhang nannte der Investigativjournalist einen öffentlichen Auftritt von Musk als Beispiel, bei dem er Werbe- und Anzeigekunden verbal beleidigt hatte. "Ich feier' ihn dafür", stellte Poschardt lachend klar. Iwersen stichelte fassungslos zurück: "Da sieht man halt, dass Sie auch die Marktwirtschaft einfach nicht verstehen."

Auch Ex-VW-Chef Herbert Diess merkte an, dass Musk "das Kommunikative" schwerfalle und deshalb der Wert der Plattform X "erst mal weg" sei. "Auch ein deutscher Bundeskanzler muss sich überlegen, ob er darauf kommuniziert, wenn er da misshandelt wird", so Diess ernst. Eine Steilvorlage für Lanz, der Poschardt erneut auf das Thema Meinungsfreiheit ansprach und fragte: "Können wir ernsthaft so weitermachen, dass ein Medium wie X nicht editiert wird?" Sein Gast nickte energisch: "Ich fühle mich durch Twitter nicht bedroht." Laut Poschardt hetzen zwar "ganz viele Leute" auf X, dennoch halte er "eine Regulierung (...) für schwierig", da die Plattform für ihn vielmehr "ein Debattierclub" sei. Dem konnte Diess nicht zustimmen, denn: "Ich finde schon, es müssen die gleichen Gesetze gelten für Twitter wie für uns oder die Presse." Diess weiter: "Der Eigentümer macht Meinung und manipuliert Meinung - und da, finde ich, muss man schon einschränken."

Die Offenbarung des Abends

Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, dass Elon Musk als Mensch nur schwer zu greifen und zu beschreiben ist. "Elon Musk ist sicherlich getrieben von dem Willen, die Welt zu verändern, in seinem Sinne Macht anzuhäufen", resümierte der Ex-VW-Chef. Musk sei zwar "sicherlich ein großer technischer Innovator" und "ein Energiebündel", aber "heute muss man ihn, glaube ich, auch sehen als Teil dieses neuen Amerikas".

Ein neues Amerika, gegen das Ulf Poschardt offenbar nichts einzuwenden hatte. Er verteidigte Musk mehrmals mit den Worten: "Er versucht ja gar nicht, der normale Typ zu sein." Weiter schwärmte er, dass es "unglaublich inspirierend" sei, mit Musk zu sprechen. Der "Welt"-Herausgeber erklärte weiter, dass er zwar "bewundere", was Musk "in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten aufgebaut hat, aber das heißt nicht, dass ich blind bin für all die Dinge, von denen ich glaube, dass sie dumm sind. Wie zum Beispiel der Text, den er bei uns zur AfD geschrieben hat".

Dem musste auch Sönke Iwersen zustimmen. Er sagte: "Niemand würde bestreiten, dass Herr Musk ein genialer Erfinder ist." Gleichzeitig warnte der Investigativjournalist jedoch vor der neu gewonnenen politischen Macht des Milliardärs: "Jetzt ist Musk in einer Position, wo er genau die Behörden beschneiden kann, die ihn kontrollieren sollen."

Der Erkenntnisgewinn

Dass Elon Musk eine politische Reizfigur ist, steht außer Frage. Wie Politologin Cathryn Clüver Ashbrook mehrmals deutlich machte, könne der Tesla-Chef mittlerweile "Realitäten faktisch verändern" und stelle damit eine große Gefahr dar. Ex-VW-Chef Herbert Diess sah dies im Grunde zwar ähnlich, stellte jedoch auch klar: "Dieses Echauffieren über das, was da in Amerika passiert, (...) das ist nicht unsere Kernaufgabe. Das muss uns betroffen machen, aber wir müssen es auch versuchen zu verstehen." Der Unternehmer ergänzte, dass hinter den jüngsten Entwicklungen in den USA schließlich auch eine große Chance für Europa stecke: "Wir haben einen riesigen Hebel in der Hand."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF / Cornelia Lehmann