Bei "Caren Miosga" ging es am Sonntagabend um die USA vor der Wahl am 5. November. Was bedeutet es, wenn Trump oder Harris siegen? SPD-Mann Sigmar Gabriel hatte eine Warnung dabei, bei der er zugab: "Ob wir darauf vorbereitet sind, wage ich zu bezweifeln."
In dieser Woche wählen die USA ihren neuen Präsidenten – oder erstmals eine Präsidentin. Dabei blicken die USA auf einen hollywood-reifen Wahlkampf zurück: Auf den republikanischen Kandidaten
Das ist das Thema bei "Caren Miosga"
Am 5. November sind die US-Amerikanerinnen und Amerikaner zur 47. Präsidentschaftswahl aufgerufen.
Das sind die Gäste
Sigmar Gabriel (SPD): "Trump ist in der Lage, den Frust über die Eliten zu mobilisieren. Die Demokraten sind nicht in der Lage, dem etwas entgegenzusetzen. Das ist ihr größtes Problem", so der Vorsitzende der Atlantik-Brücke. Trump sei ein "Kind seiner Zeit" – er merke, dass die liberale Weltordnung zu Ende gehe und Amerikas Rolle als Weltpolizist nicht mehr funktioniere. Gleichzeitig treibe der die Spaltung aber auch voran.- Cathryn Clüver Ashbrook: "Der Wahlkampf ist in jeder Hinsicht historisch", meinte die Politikwissenschaftlerin. In einer Wahlkampfrede habe Trump sehr bezeichnend formuliert: "Ich bin euer Rache-Engel". Es sei kein Wahlkampf der Fakten, sondern ein Wahlkampf der Bilder gewesen.
- Julius van de Laar: "Im amerikanischen Wahlkampf gilt der Satz: ‚Wahrnehmung ist Realität‘", so der Kampagnenberater, der sich 2008 im Wahlkampf für Barack Obama engagierte. Viele Menschen hätten in Amerika das Gefühl, das Land sei auf dem falschen Weg. Das würden sie beispielsweise daran festmachen, dass Preise bei McDonalds und an der Tankstelle gestiegen seien. Es sei ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das vermutlich in Pennsylvania entschieden würde.
- Jörg Wimalasena: Der politische Korrespondent der "Welt" hielt
Kamala Harris nicht für die richtige Kandidatin: Sie habe einen Monat lang keine Interviews gegeben und druckse herum, wenn sie keine Antwort habe oder geben wolle. "Am Ende ist da relativ wenig Substanz", war er sich sicher. Deshalb sei ein Skandal-Kandidat wie Trump noch konkurrenzfähig.
Das ist der Moment des Abends bei "Caren Miosga"
Gabriel hatte eine wichtige Warnung mitgebracht: "Trump wird nicht aus der Nato austreten. Aber es reicht, wenn er die Nato in Zweifel zieht. Es ist wie eine Einladung an
Das ist das Rede-Duell des Abends
Korrespondent Wimalasena sagte, die USA brauche mehr "gute, alte Sozialdemokratie", wovon es bei Harris wenig gebe. Daraufhin analysierte Gabriel: "Über Jahrzehnte ist in einem Teil der amerikanischen Gesellschaft der Eindruck entstanden, dass sie vergessen werden, dass sie nicht respektiert werden – und das stimmt auch." Trump kanalisiere diese Wut, appelliere an den Schweinehund und schrecke vor nichts zurück.
Clüver Ashbrook widersprach daraufhin: Die Biden-Harris-Regierung habe sehr wohl ein modernes sozialdemokratisches Programm geschaffen. Das Infrastrukturpaket, die Covid-Rettung und der "Chips and science Act" würden sich für die amerikanische Wirtschaft auszahlen. "Es klafft aber seit 2008 eine Wunde im Verständnis vom amerikanischen Traum", sagte sie weiter. Der Großteil der Amerikaner sage, dieser sei für sie nicht mehr möglich. Diese Wahrnehmung sei entscheidender als die Fakten.
So hat sich Caren Miosga geschlagen
Miosga stellte vor allem rückblickende Fragen auf den Wahlkampf: Warum ist Trump mit seinem Verhalten durchgekommen, warum ist er immer noch konkurrenzfähig, warum zahlt der wirtschaftliche Erfolg der vergangenen Monate nicht auf Harris ein? Wünschenswerter wäre ein wenig Zukunftsaussicht gewesen: Was bedeutet es für Deutschland, wenn Harris oder Trump gewinnen? Wie dürfte der Wahlverlierer reagieren, was werden die ersten Schritte des Wahlsiegers sein?
Das ist das Ergebnis bei "Caren Miosga"
Eine Prognose für den Wahlabend wagte in der Runde niemand. Viele Ergebnisse waren altbekannt: Dass Trump ein Meister des Narrativs ist und die Demokraten sich schwertun, ihre Botschaften herunterzubrechen, beispielsweise.
Eine spannende Analyse gelang dann aber Gabriel: Er hielt fest: Die amerikanischen Demokraten hätten versucht, einen kulturellen Wahlkampf zu führen, anstatt auf die ökonomischen und materiellen Interessen ihrer Wählerschaft zu schauen. Davon scheine sich die SPD in Deutschland etwas abgeschaut zu haben.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.