Im Kampf gegen Russlands Angriffskrieg geht der Ukraine die Munition aus. Nun aber freut sich Kiew über weitere Hilfen, speziell aus Deutschland. Was seit Dienstagabend geschah.
Der ukrainische
In dem Zusammenhang nannte er speziell Deutschland und das von Berlin versprochene zusätzliche Rüstungspaket im Wert von 500 Millionen Euro. "Wir schätzen den deutschen Beitrag zum Schutz ukrainischer Leben und unserer Unabhängigkeit sehr", sagte er.
Zuvor hatte Verteidigungsminister
Selenskyj legt Fokus auf die Luftabwehr - und will schneller Kampfjets
Selenskyjs Worten nach liegt der Fokus bei der Waffenbeschaffung neben der Artilleriemunition weiterhin auf der Flugabwehr, Mitteln der elektronischen Kampfführung und Drohnen. Weitere Staaten hätten sich zudem der tschechischen Initiative zur Beschaffung von Munition angeschlossen, lobte Selenskyj. Tschechien hat damit begonnen, weltweit Munition zu kaufen für den Bedarf der ukrainischen Armee. Finanziell wird die Initiative inzwischen von einer Reihe anderer westlicher Staaten unterstützt.
Selenskyj mahnte aber auch mehr Tempo bei der Lieferung der versprochenen westlichen Kampfjets an. "Bezüglich der F-16 ist eine maximale Beschleunigung nötig." Die Flugzeuge sollen dabei helfen, die Flugabwehr zu stärken. Selenskyj verwies darauf, dass Russland zuletzt verstärkt Grenzregionen aus der Luft angegriffen habe - neben Drohnen und Raketen auch mit gelenkten Gleitbomben, die von Flugzeugen abgeworfen werden.
Polens Außenminister: Taurus würde Ukraine "erheblich" stärken
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski bestärkte die Ukraine derweil in ihrer Forderung nach Taurus-Marschflugkörpern und warf Deutschland Zögerlichkeit bei der Lieferung neuer Waffensysteme in das Kriegsgebiet vor. Eine Bereitstellung der Taurus-Raketen mit einer Reichweite von 500 Kilometern hätte "erhebliche Auswirkungen auf die Fähigkeit der Ukraine, sich zu verteidigen", sagte Sikorski in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur. Mit Marschflugkörpern aus anderen Ländern hätten die Ukrainer die Russen bereits dazu gebracht, ihre logistischen Stützpunkte wie Munitionslager weit hinter die Front zu verlegen. "Und die deutschen Raketen würden sie zwingen, noch weiter wegzugehen."
Sikorski würdigte zwar, dass Deutschland in absoluten Zahlen der größte Waffenlieferant der Ukraine in Europa sei. Er kritisierte aber die langen Entscheidungsprozesse. Der Zeitfaktor sei von entscheidender Bedeutung für die Ukraine. "Eine Entscheidung in sechs Monaten ist nicht die dieselbe Entscheidung", sagte er mit Blick auf den Taurus. Ende Februar hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) einer Lieferung der Hochpräzisionswaffen nach monatelanger Debatte nochmals eine Absage erteilt und sie damit begründet, dass Deutschland in den Krieg hineingezogen werden könnte. Großbritannien und Frankreich liefern dagegen bereits Marschflugkörper in die Ukraine.
Putin will Rolle des Militärs weiter ausbauen
Russlands
Der Feind erreiche mit seinen Aktionen genau das Gegenteil von dem, was er bezwecke, sagte er mit Blick auf den in letzten Tagen zunehmenden Beschuss russischer Grenzregionen durch die Ukraine. Die Angriffe auf die Grenzregionen haben auch Opfer unter der russischen Zivilbevölkerung gefordert. Die Schäden stehen aber in keinem Verhältnis zur Zahl der Opfer und dem Ausmaß der Zerstörungen, das Russlands Militär in der Ukraine anrichtet.
Russische Grenzregion will Ortschaften wegen Beschuss absperren
Der Zugang zu mehreren Ortschaften in der russischen Grenzregion Belgorod soll offiziellen Angaben nach wegen des anhaltenden Beschusses begrenzt werden. Vor sechs Siedlungen würden aus Sicherheitsgründen ab Mittwoch Absperrposten der Polizei, Nationalgarde, des Grenzschutzes und der Verwaltung aufgestellt, kündigte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow am Dienstagabend an. Es werde versucht, die Bewohner zu überzeugen, sich in Sicherheit zu bringen. "Ich habe mich persönlich davon überzeugt, dass zum heutigen Tag eine große Zahl an Einwohnern unter Beschuss bleibt. Das ist natürlich nicht hinnehmbar", sagte er auf seinem Telegram-Kanal.
Belgorod zählt zu den am schwersten von den ukrainischen Gegenangriffen getroffenen Regionen auf russischem Gebiet. Erst am Vortag waren vier Menschen durch Beschuss getötet worden. Auch in der Nacht zum Mittwoch gab es in der Region - ähnlich wie im benachbarten Kursk - Luftalarm.
Auch im südlichen Gebiet Saratow schoss die russische Flugabwehr in der Nacht zu Mittwoch nach Behördenangaben Drohnen ab. Es gebe nach ersten Erkenntnissen in der Stadt Engels keine Schäden oder Opfer durch herabfallende Trümmer, teilte Gouverneur Roman Busargin auf Telegram mit. Engels ist mehr als 500 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. In der Stadt leben mehr als 200 000 Menschen.
EU will wieder Zölle für bestimmte Agrarprodukte aus der Ukraine
Die EU will zur Unterstützung europäischer Landwirte wieder Zölle auf hohe Mengen bestimmter Agrarprodukte aus der Ukraine einführen. Darauf einigten sich Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments in der Nacht zu Mittwoch in Brüssel. Konkret geht es nach Angaben des Parlaments um Eier, Geflügel und Zucker sowie Mais, Hafer, Grütze und Honig. Für diese Waren soll es künftig ein gewisses Kontingent geben, das zollfrei in die EU verkauft werden darf. Wenn diese Menge erreicht ist, werden wieder Zölle fällig. Für die Einfuhr von Weizen sollen zunächst weiter keine Zölle gelten, allerdings sollen unter bestimmten Bedingungen Maßnahmen ergriffen werden können. Diese Regeln sollen nach der vorläufigen Einigung bis Juni 2025 gelten.
Die EU hatte nach dem Angriff Russlands auf sein Nachbarland Zölle ausgesetzt, um die ukrainische Wirtschaft zu stärken. Die nun erzielte Einigung muss noch formell vom Parlament und die EU-Staaten abgenickt werden.
Was am Mittwoch wichtig wird
Die EU-Kommission will ihren Vorschlag zur Verwendung von Gewinnen aus der Verwahrung eingefrorener russischer Zentralbank-Gelder vorstellen. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell hat bereits angekündigt, dass ein Großteil der Erträge für Waffenkäufe für die Ukraine genutzt werden soll. Moskau hatte in der Vergangenheit sehr verärgert über Pläne zur Nutzung der Gelder für die Ukraine reagiert und mit Gegenmaßnahmen gedroht. (dpa/mbo)
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