Seit 20 Jahren steigt die Wolfspopulation in Deutschland wieder stetig an. Während sich Tierschützer freuen, schlagen Landwirte Alarm. Bei "Markus Lanz" redet sich Christian Lohmeyer In Rage, als er von unzähligen gerissenen Schafen berichtet.
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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Der Wolf ist zurück in Deutschland, nachdem er fast 150 Jahre als ausgerottet gegolten hatte. Inzwischen sind über 1.300 sesshafte Wölfe nachgewiesen. Während Tierschützer besseren Herdenschutz fordern, beklagen sich Landwirte über die Anzahl gerissener Weidetiere und fordern deshalb das Recht, Wölfe gezielt zu jagen. Markus Lanz debattierte am Mittwochabend unter anderem über die potenzielle Gefahr frei herumlaufender Wölfe sowie die jüngste Entscheidung von Bundesumweltministerin
Das sind die Gäste
- Christian Lohmeyer, Landwirt: "Die Wolfspopulation explodiert in einer völlig unnatürlichen Art."
- Dr. Barbara Seibert, Tierärztin: "Die Angst des Menschen vor dem Wolf ist unbegründet."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Der ehemalige Hobby-Schäfer Christian Lohmeyer ist einer von vielen Landwirten, die genug haben vom Wolf in Deutschland. "Der Wolf polarisiert sehr", erklärte Lohmeyer zu Beginn der Sendung. Er ergänzte mit ernster Miene: "Wir haben ein Problem, das müssen wir besprechen." Lohmeyer berichtete daraufhin sichtlich emotional, dass er aufgehört habe, Schafe zu züchten, nachdem er bei seinem Nachbarn unzählige vom Wolf gerissene Tiere entdeckt habe. In dem Moment habe er gemerkt: "Jetzt ist Feierabend für deine Schafe."
Lohmeyer verkaufte daher im April dieses Jahres insgesamt 90 seiner 100 Schafe. Die vielen toten Tiere zu sehen, sei laut Lohmeyer sehr "belastend" gewesen, denn: "Diese brutalen Bilder gibt es in keinem Stall und die gibt es in keinem Schlachthof. Das ist wirklich die Grenze dessen, was wir ertragen können. Lebende Tiere, denen der Bauch raushängt. (...) Ich möchte das nicht mehr im ganz normalen Alltag in Niedersachsen erleben!" Der Landwirt fügte energisch hinzu: "Die Realität ist leider so grausam, dass ich mich ehrlich gesagt dafür schäme, dass wir in diesem Land, wo wir so auf Tierschutz achten, das einfach so geschehen lassen!"
Gleichzeitig machte Lohmeyer deutlich, dass das Problem der steigenden Wolfspopulation noch weitreichender zu sein scheint. Mittlerweile werden laut des Landwirts Kindergärten eingezäunt, weil es fast täglich Wolfssichtungen gebe. "Das Problem verschärft sich jeden Tag", warnte Lohmeyer, der weiter klarstellte, dass man es in dieser Situation "keinem Menschen übel nehmen" könne, "dass er ein mulmiges Gefühl hat".
Tierärztin Dr. Barbara Seibert wiegelte dagegen ab und erklärte, dass sich der Wolf viel mehr vor dem Menschen fürchte als andersherum. "Es gibt mehr Übergriffe durch Hunde als durch Wölfe", führte Seibert aus. Sie machte zudem darauf aufmerksam, dass der Wolf erst durch Märchen und Mythen "in die Rolle des Bösen und des Teufels gekommen" sei. Moderator Markus Lanz musste trotzdem mit Blick auf die vielen frei herumlaufenden Wölfe zugeben: "Wenn du da alleine so über die Wiese joggst, und plötzlich stehst du wirklich vor einem Wolf - da würde mir ein bisschen die Gänsehaut über den Rücken runterlaufen."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Der ZDF-Moderator wollte von Landwirt Christian Lohmeyer wissen: "Was fordern Sie von der Politik?" Der antwortete entschossen: "Dass endlich die Realität anerkannt wird." Der Wolf-Zuwachs werde laut Lohmeyer viel zu "naiv von der Politik begleitet". Er kritisierte weiter: "Wir haben in Deutschland mittlerweile die höchste Wolfsdichte fast der Welt - und das bei einer so hohen Anwohnerzahl. Dass sich das beißt, ist doch ganz klar! Und das erste Mal in der Geschichte lassen wir den Wolf an uns ran, ohne ihn abzuwehren."
Während Lohmeyer den Plan von Steffi Lemke als ein "Herumdoktern an Symptomen" bezeichnete, forderte er von der Politik, Wölfe - wie andere Tiere auch - gezielt jagen zu dürfen. Ein Plan, den Dr. Barbara Seibert nicht gutheißen konnte. Sie erklärte, dass Zäune eine große Abhilfe schaffen könnten, denn "75 Prozent der Wolfsübergriffe sind auf Herden, die keinen funktionierenden Grundschutz hatten". Demnach sei laut Seibert ein Elektrozaun sowie ein Untergrabenschutz dringend notwendig, um den Wölfen beizubringen: "Schafe tun weh."
Eine Aussage, bei der Lohmeyer nur sarkastisch schmunzeln konnte. Er konterte: "Das ist in der Theorie alles ganz fantastisch, aber das Doofe ist, dass wir in der Lebenswirklichkeit leben und agieren." Der Landwirt wetterte weiter: "Ich habe weit über 20.000 Euro ausgegeben aus eigener Tasche, um meine Tiere zu schützen!" Das Aufbauen und Pflegen des Zauns sei ein teurer "Dauerauftrag", der ihm am Ende dennoch nichts bringe, da seine Tiere trotzdem gerissen werden.
"Man fühlt sich als Tierhalter, als wenn du vom Opfer zum Täter gemacht wirst, obwohl man wahnsinnigen Aufwand betrieben hat", ereiferte sich Lohmeyer. Laut des Landwirts käme außer Deutschland kein Land auf die Idee, sich einzuzäunen oder "die Wölfe nicht zu bejagen und kurzzuhalten". Davon blieb Tierärztin Seibert jedoch unbeeindruckt. Sie erläuterte, warum sie nicht an den Abschuss glaube: "Wenn Sie Wölfe abschießen (...), können Sie davon ausgehen, dass nach einem Jahr neue Wölfe da sind." Sie warnte abschließend: "Ich finde es nicht zielführend, wenn so eine Debatte so hoch emotional geführt wird."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz hielt sich in der Debatte weitestgehend zurück, da sich sowohl Christian Lohmeyer als auch Dr. Barbara Seibert ganz von selbst in Rage redeten und die Problematik aus ihrer Sicht schilderten. Der Moderator hakte nur hin und wieder nach und ging mit kurzen Kommentaren auf die Argumente ein.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Dr. Barbara Seibert betonte innerhalb der Sendung, dass die Forstwirtschaft die steigende Wolfspopulation begrüße, da der Wald besser gedeihe, "wo Wölfe sind". Eine Ansicht, die Landwirt Christian Lohmeyer nur bedingt teilen konnte. Er warnte vor der explodierenden Anzahl der Tiere und forderte die Freigabe zum Abschuss: "Wir müssen die Tiere ganz normal behandeln!" Da es zwischen den beiden Gästen bis zum Schluss keine Einigung gab, versprach Markus Lanz, demnächst Bundesumweltministerin Steffi Lemke zum Thema einzuladen. © 1&1 Mail & Media/teleschau
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