Klima-Proteste, neue Klimaziele und die Debatte über die deutsche Energiewende: Gemeinsam mit seinen Gästen blickte Markus Lanz am Donnerstagabend in eine ungewisse Zukunft. Klimaforscher Mojib Latif teilte unumwunden seine Sorgen - und auch ein Unternehmer wählte markige Worte.
Markus Lanz gab am Donnerstagabend offen zu: "Die große Angst meiner Mutter war immer, dass die Öl-Heizung hoffentlich nicht kaputtgeht. Denn dann haben wir ein Problem." Mit dieser Sorge ist sie nicht allein, die Angst vor drohenden Kosten und fehlenden Ressourcen bereitet vielen Menschen Sorgen.
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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Wenn es um die Energiewende geht, zeigen sich in Deutschland noch viele Probleme - ob die ambitionierten Heizungspläne von Robert Habeck oder der weiterhin hohe weltweite CO2-Ausstoß. Die Frage bleibt: Wie sieht die Zukunft unserer Energiegewinnung aus und welche Lösungsansätze gibt es noch?
Auch bei "Markus Lanz" war die deutsche Energie-Misere das Thema am Donnerstagabend. In der Debatte mit dem ZDF-Moderator zeigte sich vor allem Klimaforscher Mojib Latif besorgt, der unter anderem von einer drohenden Apokalypse sprach. Dennoch erklärte er, wie der Klimawandel potenziell in den Griff zu bekommen ist.
Das sind die Gäste
- Mojib Latif, Klimaforscher und Präsident des deutschen "Club of Rome": "Im Moment schwanke ich zwischen Apokalypse und Hoffnung."
- Philipp Schröder, Unternehmer: "Wenn wir die 1,5 Grad noch schaffen wollen, brauchen wir turbokapitalistische Strukturen."
- Julia Löhr, Journalistin und "FAZ"-Wirtschaftskorrespondentin: "Deutschland ist mit einer Doppelmoral in der Energiepolitik unterwegs."
- Torsten Becker, Unternehmer: "Als Erwachsener muss man sich für das schämen, was wir aus dem Planeten gemacht haben."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Zu Beginn der Sendung machte Markus Lanz deutlich, worin der Schwerpunkt der Debatte am Donnerstagabend liegt. "Es geht um ein gewaltiges Vorhaben", leitete er im Hinblick auf den von Robert Habeck angestoßenen Gesetzesentwurf zu einem Verbot von Gas- und Öl-Heizungen ab 2024 ein.
Der ZDF-Moderator fragte deshalb zunächst seinen Gast Mojib Latif, wie er den aktuellen Kampf gegen den Klimawandel einschätze. Latif antwortete nüchtern: "Ich schwanke zwischen Hoffnung und Apokalypse." Der Klimaforscher erklärte weiter: "Ich muss leider feststellen, dass wir immer noch in die falsche Richtung gehen. Der weltweite CO2-Ausstoß steigt weiterhin an. Wenn der weiter steigt, sind wir alle betroffen. Das ist die Apokalypse."
Unternehmer Philipp Schröder stimmte dem größtenteils zu und ergänzte: "Wenn wir die 1,5 Grad noch schaffen wollen, brauchen wir turbokapitalistische Strukturen." Mojib Latif entgegnete mit ernstem Blick: "Es gibt ja Lösungen und Ideen. Wir schaffen es aber nicht, die Lösungen so schnell zu implementieren, dass wir auf die Ebene kommen, auf der der weltweite Ausstoß verringert werden könnte."
Mit Blick auf den ZDF-Moderator stellte der Klimaforscher klar: "Wenn Sie mich zum König der Welt machen, dann wüsste ich genau, was wir machen sollten. Ich würde die Subventionen für die fossilen Energien erstmal wegnehmen." Würde man konsequent auf erneuerbare Energien setzen, prognostizierte Latif "unheimliche Lerneffekte" und sagte: "Dann passieren die Dinge so schnell, womit wir vielleicht gar nicht gerechnet hätten."
ZDF-Moderator Markus Lanz fragte interessiert in die Runde: "Können wir unser Leben nach dem Energiewandel dann so weiterleben wie bisher gehabt?" Mojib Latif antwortete prompt: "Nein, das können wir nicht!" Er ergänzte: "Wir haben überhaupt kein Energieproblem auf der Erde. Wir verbrauchen aber unheimlich viele Ressourcen. Das geht so nicht weiter. Wir können nicht immer mehr von dem Planeten nehmen, wie er regenerieren kann." Unternehmer Torsten Becker sagte zustimmend: "Als Erwachsener muss man sich für das schämen, was wir aus dem Planeten gemacht haben."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Unternehmer Philipp Schröder gab Mojib Latif zwar in einigen Punkten recht, zeigte sich jedoch im Vergleich durchaus optimistischer und erklärte: "Wir unterschätzen, dass dieser Kipppunkt kommen kann, der für einen Wandel sorgt. Ich bin da auf der Hoffnungsseite, weil wir gerade erst den Anfang dieser Entwicklung erreicht haben." Daraufhin merkte der ZDF-Moderator jedoch an: "Wir wollen bis 2030 80 Prozent aus erneuerbaren Energien machen."
Journalistin Julia Löhr fügte hinzu: "Der Ausbau muss sich verdreifachen, damit wir unsere selbstgesteckten Klimaziele erreichen." Sie ergänzte kritisch: "Wir wollen jetzt übermorgen diesen Wechsel zu erneuerbaren Energien schaffen. Die Politik muss die Leute aber mitnehmen - auch finanziell."
Klimaforscher Mojib Latif erklärte dazu, dass der Weg zu einer positiven Klimabilanz noch lange und steinig werden wird, denn: "Ein paar Millionen Tonnen CO2 würde man mit dem Tempolimit einsparen. Wir müssen aber viele Möglichkeiten nutzen, um wirklich einen Effekt zu erzielen. Wir müssen im Klimaschutz zu drastischen Maßnahmen greifen." Julia Löhr fügte zustimmend hinzu: "Deutschland ist mit einer Doppelmoral in der Energiepolitik unterwegs."
Unternehmer Torsten Becker sah dies anders und stellte in der Gesprächsrunde am Donnerstag klar: "Ich bin nicht der Überzeugung, dass wir Kipppunkte haben. Wenn wir alle Emissionen morgen abschalten, dann werden wir über die ersten Effekte in den nächsten 20, 30 oder 40 Jahren sprechen können. Wir können nicht alles technologisch lösen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Lanz konnte seinen Gästen, allen voran Klimaforscher Mojib Latif, einige interessante Thesen entlocken. Ein roter Faden lief zwar durch die Sendung, dennoch schaffte es der ZDF-Moderator aufgrund des komplexen und kleinteiligen Themas nur schwer, mit jedem einzelnen Gast in die Tiefe zu gehen.
Viel zu oft verliefen seine Fragen im Sand oder wurden nur teilweise beantwortet. Markus Lanz gelang es nur teilweise, mit kritischen Nachfragen für eine lebhafte Debatte zu sorgen.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Während sich die Gäste bei "Markus Lanz" bei Fragen zum Klimawandel grundsätzlich einig waren, zeigte sich mit Blick auf die Zukunft, dass nicht jeder so optimistisch nach vorne blickt. Besonders Klimaforscher Mojib Latif machte am Donnerstagabend deutlich, dass noch ein steiniger Weg vor uns liegt.
Dennoch erklärte er, welche Lösungsansätze ihm Hoffnung machen und verleitete ZDF-Moderator Markus Lanz schließlich dazu, seine Sendung mit den Worten zu beenden: "Wir haben heute gezeigt: Es gibt Wege aus der Apokalypse." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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