Bei Sandra Maischberger stand am Mittwochabend (21. Juni) die Politik der Ampel-Regierung auf dem Prüfstand: Ist die Arbeit der Regierung und die Unzufriedenheit mit ihr ein Hauptgrund dafür, dass die AfD erstarkt? Außerdem ging es um den Krieg in der Ukraine, das schwierige Verhältnis zu Russland und die anstehenden Wahlen in den USA. Chrupalla sorgte gleich zweimal dafür, dass den Zuschauern im Studio der Atem stockte.
Die Zufriedenheit mit der Ampel befindet sich auf einem Rekordtief: Laut dem "DeutschlandTrend" der ARD ist nur noch jeder Fünfte mit der Arbeit der Regierung zufrieden. Das geplante Heizungsgesetz sorgt für Kritik und Verunsicherung. Die AfD klettert auf 18 Prozent.
Das ist das Thema bei "Maischberger"
Bei Sandra
Das sind die Gäste
Christian Dürr (FDP): "Man kann die AfD entzaubern, indem man ganz genau hinschaut", so der FDP-Politiker. Die AfD versuche immer wieder, die Demokratie und den Parlamentarismus lächerlich zu machen. "Entgegen dem Parteinamen bietet sie aber keine Alternativen", sagte Dürr weiter. Zum Krieg in der Ukraine sagte er: "Es ist auch eine geopolitische Bedrohung für uns."Tino Chrupalla (AfD): "Aus diesem Krieg geht die Ukraine genauso als Verlierer hervor wie Russland. Es gibt wieder nur einen Gewinner, und dieser Gewinner heißt USA", sagte der AfD-Politiker. Und weiter: "Wenn wir diese wertegeleitete Politik fortsetzen, schadet das dem Wirtschaftsstandort Deutschland." Man werde wieder wirtschaftliche Kontakte mit Russland knüpfen und müsse den von Robert Habeck begonnenen Wirtschaftskrieg beenden. "Unser Friedens- und Deeskalationskurs kommt bei den Wählern an", war er sich sicher.
- Claudia Major: Die Militärexpertin meinte: "Die Offensive ist noch nicht vorbei, wir sind mitten drin." Man könne nun nur Momentaufnahmen betrachten und werde das Bild erst auf längere Sicht einordnen. "Die Ukrainer sind sehr vorsichtig mit den Informationen", sagte sie weiter. Russland fülle diesen Raum mit Propaganda. Man müsse deshalb "anerkennen, dass wir vieles nicht wissen", sagte sie. Major meinte auch: "Das ist kein Krieg, den man mit Kompromiss und Scheckbuch lösen kann. Es ist ein Krieg, bei dem es um Macht geht."
- Giovanni di Lorenzo: "'Wer in Kenntnis, dass in der AfD Rechtsextremisten sitzen, diese Partei trotzdem wählt, ist selbst Rechtsextremist.' Diese Folgerung halte ich für falsch", sagte der Journalist und Chefredakteur der "Zeit". AfD-Wähler fühlten sich bei einer Reihe an Themen in anderen Parteien nicht mehr abgeholt. "Aber nicht alle Wähler der AfD glauben, dass die AfD es dann besser machen würde", war sich di Lorenzo sicher.
- Pinar Atalay: Über den Erfolg der AfD sagte die RTL-Moderatorin: "Das hat viel mit der Ampel zu tun, auch wenn die Ampel das vielleicht nicht wahrhaben will." Als es um die anstehenden Wahlen in den USA ging, meinte sie: "Ich finde es schräg, dass man sagt, man muss alles auf Joe Biden fixieren." Die Demokraten müssten Alternativen aufbauen. Trump pflege angesichts seiner Anklage sein Image als "Bad guy" weiter.
- Wolfram Weimer: Der Verleger von "The European" mutmaßte in Bezug auf die Umfragewerte der AfD: "Wir sind möglicherweise an einem Kipppunkt, an dem andere Demokratien in Deutschland schon waren." Das bereite ihm große Sorge. "Ich will nicht mit Olaf Scholz einschlafen und mit einer halb-braunen Regierung irgendwann aufwachen", so Weimer. Die Regierung trete "gouvernantenhaft, selbstgefällig und besserwisserisch" auf. Sie adressiere und löse die Probleme, die die Breite der Bevölkerung als solche empfinde, nicht.
Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"
Maischberger sprach Chrupalla auf seinen Besuch in der Russischen Botschaft am 9. Mai an. Diesen Tag feiert Russland als "Tag der Befreiung". "Ist das angemessen?", wollte Maischberger wissen. "Ich bin nicht zum Feiern dort gewesen, es ist ein Gedenktag", so Chrupalla. Er habe den Tag wie in den letzten drei Jahren genutzt. "Übrigens waren vor drei Jahren noch alle Parteien dort vor Ort gewesen. Also was hat sich denn geändert?"
Maischberger gab ihm die Antwort: "Ein Krieg?". Die Reaktion im Publikum erfolgte prompt: Lacher, Kopfschütteln, Hände wurden vor den Kopf geschlagen. "Moment", wandte Chrupalla ein. "Ich glaube nicht, dass Deutschland mit Russland im Krieg ist, auch wenn das in der Koalition einige immer wieder erwähnen." Es sei kein Tag zu schade, sich für Frieden und Diplomatie einzusetzen.
Das ist das Rede-Duell des Abends
"Das Gesetz ist überflüssig, es bringt den Bürgern hauptsächlich nur Probleme", kritisierte Chrupalla das Heizungsgesetz. Es beraube Familienväter ihrer Altersvorsorge, wenn sie wenige Jahre alte Gasheizungen herausreißen müssten. Das sei grüne Ideologie. "Die FDP als Mittelstands- und Handwerkspartei macht da voll mit. Deshalb stehen Sie in den Umfragen auch da, wo Sie stehen", sagte er zu Dürr.
Der Familienvater aus Chrupallas Beispiel müsse seine Gasheizung nicht herausreißen, meinte Dürr. "Wir machen ein technologieoffenes Gesetz mit der kommunalen Wärmeplanung zusammen", erklärte er. Die Wärmepumpe werde nicht für alle eine Lösung sein. Es müsse möglich sein, die Heizung einzubauen, die zum Haus passt. Chrupalla beschreibe eine parallele Realität. Der meldete sich noch einmal zu Wort: "Eine Gasheizung, die mit Wasserstoff betrieben wird, gibt es aktuell noch nicht in einem privaten Haushalt und wird es auch in 20 Jahren nicht geben." Die Hirngespinste verunsicherten die Bürger.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Schwierige Moderation für Sandra Maischberger. Sie machte sich auf Spurensuche nach dem Rekord-Aufschwung der AfD. Im Studio traf sie dabei immer wieder auf einen Chrupalla, der nicht bereit war, ihre Fragen eindeutig zu beantworten. Die Sendung war gerade wenige Minuten gelaufen, da führte ihre Frage, ob Dürr und Chrupalla einen kollegialen Umgang pflegen und auch mal eine gemeinsame Currywurst essen würden, schon zu Streit. Maischberger schenkte sich fortan die persönlichen Fragen und versuchte es sachlich-analytisch, zum Beispiel mit "Ist die Ampel der Hauptgrund für den Erfolg der AfD?" oder "Hat der Verfassungsschutz einen Punkt, dass Sie russische Narrative verbreiten?"
Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"
Ganz sicher steht fest, dass einige nach der Sendung noch einmal in die Aufzeichnung hineinschauen werden. An einer Stelle nämlich war unklar, was genau Chrupalla gesagt hatte, als Maischberger ihn gefragt hatte, ob die Ukraine kapitulieren solle. Lautete sein Satz "Das hat man 1945 auch gesagt" und wollte er damit sagen, dass die Wehrmacht, die 1945 kapitulieren musste, vergleichbar mit der Ukraine ist? Journalist di Lorenzo sagte: "Wenn dieser Satz so gefallen ist, erschüttert er mich." Er habe atemlos zugehört.
Verwendete Quellen:
- ARD: Sendung "Sandra Maischberger " vom 21.06.2023
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