Auch wenn er noch nicht CDU-Vorsitzender werden will: Jens Spahn hat in der Politik offenbar noch viel vor. Auf die Frage, ob er eines Tages auch Bundeskanzler werden will, windet er sich bei Sandra Maischberger allerdings.
Es vergeht derzeit fast kein Tag, an dem
Im "Hauptberuf" muss Spahn vor allem die drohende Corona-Epidemie managen und sich am Mittwoch zudem um das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Sterbehilfe kümmern. Abends bleibt dann auch noch Zeit, um bei
Wer sind die Gäste bei "Maischberger. Die Woche"?
Jens Spahn: Der Bundesgesundheitsminister hat vor zwei Wochen noch die Hektik in der Debatte um das neue Coronavirus kritisiert. Inzwischen sieht auch er das Risiko, dass sich das Virus in Deutschland weiter ausbreitet – und auch zu Todesfällen führen könne. Er betont: "Ich nehme da überhaupt nichts auf die leichte Schulter."
Sawsan Chebli: Die Staatssekretärin ist in der Berliner Landesregierung für Bürgerschaftliches Engagement zuständig – und als selbstbewusste Tochter von palästinensischen Eltern häufig Zielscheibe von Hass im Netz. Die SPD-Politikerin versucht, sich davon nicht verunsichern zu lassen: "Wenn man sich zu sehr mit den Kommentaren beschäftigt, kann man die Arbeit nicht mehr so weitermachen, wie man sie weitermachen möchte."
Bettina Gaus: Die Kolumnistin der "taz" freut sich darüber, dass der US-Filmproduzent
Michael Bröcker: Der Chefredakteur des Medienportals "Media Pioneer" nimmt Merz dagegen in Schutz: Den Vorwurf, der CDU-Politiker sei wie eine "AfD light" findet er falsch: "Auch Friedrich Merz darf man unterstellen, dass er ein Interesse daran hat, die AfD kleinzuhalten."
Spahn redet viel – nur nicht über Personalfragen
Sandra Maischberger hat in den vergangenen Wochen offenbar Gefallen daran entdeckt, ihre Gäste in Einzelgesprächen in die Mangel zu nehmen. Das bekommt an diesem Abend auch Jens Spahn zu spüren. Könnte das Coronavirus außer Kontrolle geraten? Hat Spahn das Virus zunächst kleingeredet? Auch beim Thema Sterbehilfe bohrt sie in der Wunde: Das Bundesverfassungsgericht hat am Mittwoch ein Gesetz verworfen, das die geschäftsmäßige Sterbehilfe in Deutschland verbietet. Ob das nicht eine Ohrfeige für ihn sei?
Spahn ist Profi genug, in dieser Situation ruhig zu bleiben. Trotzdem windet er sich sichtlich – vor allem, als das Gespräch auf seine persönlichen Ambitionen kommt. Ob es richtig sei, dass er Innenminister werden wolle, falls
Spahn reagiert dünnhäutig auf Kanzler-Frage
Und ob Spahn sich zutraut, irgendwann auch noch Bundeskanzler zu werden? Auch da kann er sich nicht zu einer Antwort durchringen. An dieser Stelle wird der 39-Jährige doch ein bisschen dünnhäutig. "Ich habe irgendwie keine Lust mehr auf diese Personaldebatten."
Dabei hatte der Gesundheitsminister diese Debatten natürlich selbst mit befeuert, als er in dieser Woche Armin Laschet als neuen CDU-Vorsitzenden unterstützte – und Laschet und sich selbst als Team versteht. Dass Spahn sich selbst viel zutraut, wird jedenfalls deutlich. Eine kleine Spitze gegen den Konkurrenten Friedrich Merz hat er auch noch parat. Merz hatte gesagt, Laschet und Spahn stünden für ein "Weiter so" nach den Merkel-Jahren, er selbst stehe dagegen für Aufbruch und Erneuerung. Das will Spahn so nicht stehenlassen: "Ein bisschen Aufbruch kriege ich auch noch hin", sagt er, "auch im Vergleich zu Friedrich Merz."
Chebli: "Sie sprechen mir mein Deutschsein ab"
Um Rassismus und Hass geht es danach im Gespräch mit Sawsan Chebli. Die Berliner Staatssekretärin kritisiert, dass Menschen nicht-deutscher Abstammung jeden Tag Rassismus erleben würde. Auch sie selbst erfahre das – unter anderem durch Hass-Kommentare in sozialen Medien. "Sie sprechen mir meine Zugehörigkeit, mein Deutschsein ab."
Aus Cheblis Sicht ist das eine gefährliche Entwicklung. Couragiert wirbt sie dafür, Menschen nicht ständig nach ihrer Abstammung zu fragen. Einwanderer der dritten und vierten Generation würden sich mehr und mehr von der Mehrheitsgesellschaft distanzieren, sagt sie: "Weil ihn das Deutschsein abgesprochen wird."
Da Rassismus in Deutschland Alltag sei, findet Chebli es falsch, nur auf echte und potenzielle Gewalttäter zu schauen. "Mir machen die Morddrohungen weniger Angst als Menschen, die schweigen, wenn Rassismus in ihrem Umfeld stattfindet."
Was ist das Ergebnis?
Langeweile kommt in dieser Sendung nicht auf. Das Konzept, mehrere Themen in verschiedenen Gesprächskonstellationen zu behandeln, funktioniert in politisch bewegten Zeiten gut. Über Maischbergers neuen, teils aggressiven Fragestil kann man dagegen geteilter Meinung sein. Manchmal wäre es gut, den Gesprächspartner auch einfach mal ausreden zu lassen.
Interessant ist dagegen, dass sich die drei Kommentatoren in einer Sache einig sind, obwohl sie sich politisch an unterschiedlichen Stellen verorten lassen. Nämlich bei der Frage, ob die AfD eine Mitschuld an den rassistisch motivierten Morden in Hanau trägt.
Die linke "taz"-Kolumnistin Bettina Gaus bejaht das: Die Partei befördere ein gesellschaftliches Klima, das solche Taten erst möglich mache. Darin ist sie sich mit dem konservativeren Journalisten Michael Bröcker einig: "Es gibt eine Atmosphäre, die seit Monaten so vergiftet ist, dass Menschen, die eine Wahnvorstellung oder eine psychische Erkrankung haben, sich bemüßigt fühlen, den Aufrufen zu folgen", sagt Bröcker.
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