In Deutschland nehmen Einbrüche deutlich zu, immer weniger Fälle werden aufgeklärt. Sandra Maischberger diskutiert mit ihren Gästen spektakuläre Beispiele und Schicksale. Am Ende steht eine Erkenntnis: In Bayern ist alles besser.
Was ist das Thema?
"Jeder kennt jemanden, bei dem eingebrochen wurde." Mit diesem Satz baut ARD-Journalistin
Es gebe in Deutschland so viele Einbrüche wie seit Jahren nicht, doch immer weniger Fälle würden aufgeklärt, schildert sie und möchte mit ihren Gästen diskutieren, warum das so ist und inwieweit den Bürgern erlaubt sein sollte, sich selbst zu schützen.
Wer sind die Gäste?
Bei ihr in der Straße wurde im Vorjahr fünf Mal eingebrochen, schildert die kecke Blondine. Ihr sei aufgefallen, dass es ein System für die Einbrüche gebe: "An meiner Tür war ein weißes Kreuz aufgemalt worden."
Schmuck, elektronische Geräte, Fernseher – die Täter hätten alles von Wert mitgenommen. Amado fühlte sich auch in ihrer Privatsphäre bedrängt, will aber "nicht so schnell klein beigeben".
Schwere Kritik übt sie an der Polizei. "Ich habe immer gedacht, dass meine große Helden Polizisten sind", sagt sie. Diese hätten aber gesagt, dass man die Täter ohnehin nicht fassen könne – und sich nie wieder gemeldet.
Sebastian Fiedler, Bund deutscher Kriminalbeamter. Der Experte sieht einen direkten Zusammenhang zwischen Aufklärungsquoten und personeller Ausstattung der Polizei.
In Bayern und Baden-Württemberg seien die Zahlen erheblich zurückgegangen, erklärt er. "Ein Beamter in München hat halb so viele Fälle wie ein Beamter in Hamburg oder in Berlin. In München sitzen einfach mehr Polizisten."
Er kritisiert die Finanzminister der Länder, weil diese bei der Polizei sparen würden, "was zu einem massiven Personalabbau geführt hat". Im Schnitt habe jeder Sachbearbeiter 100 bis 300 Fälle zu bearbeiten, mit Equipment, das "aus dem letzten Jahrhundert" stammt.
Fiedler ist der Typ Lobbyist, vertritt natürlich die Interessen der Polizei, erklärt seine Sicht aber plausibel. Er will nicht, dass sich die Bürger mit Waffen selber schützen, fürchtet eine Gewaltspirale durch erleichterte Waffengesetze und verweist auf die USA, um vor der Gefahr von Amokläufen zu warnen.
Stefan Studt, SPD, Innenminister Schleswig-Holstein. Er versucht, das Problem kleinzureden. "Wir haben insgesamt eine Steigungsrate, ja, aber nicht wie in den 1990er Jahren", sagt der Sozialdemokrat.
Studt ist eines wichtig: Die jüngst nach Deutschland geflüchteten Asylsuchenden gehören demnach nicht zu den Tätergruppen. "Einige nutzen zwar tatsächlich den Flüchtlingsstrom", erzählt er. Die meisten Täter kämen aber aus Osteuropa, "andere über die Visafreiheit vom Westbalkan".
Auch Studt warnt vor Eigenschutz durch erleichterte Waffengesetze und will Waffenbesitz ausschließlich Gruppen wie Sportschützen und Jägern erlauben.
Siegfried Massat, ehemaliger Berufseinbrecher. Er erzählt ausführlich von seiner Arbeit. Es sind spektakulär ehrliche Ausführungen.
"Deutschland ist zum Eldorado für Einbrecher geworden", meint der Mann, der nach eigenen Schätzungen 500 und 1.000 Mal einen Bruch machte.
Er rät zu mechanischen Sicherungen am Haus, "das ist das Ah und Oh". Und er schildert zahlreiche Fehler, die Hausbesitzer begingen, etwa vom Verzicht auf Induktionsstreifen auf Rasenflächen, Roste auf Fensterschachten, die nicht fixiert seien, starken Schlössern, aber schwachen Scharnierblättern an Türen.
Warum er zum Serien-Einbrecher wurde, will Maischberger wissen. "Jeder braucht seine Bestätigung", sagt er. "Ich war gut in meinem Fach."
Jürgen Behr, Pfarrer und Einbruchsopfer. "Ich habe was erlebt, was nicht viele erleben", schildert er. Behr stellte demnach einst einen Einbrecher, einen heute 28 Jahre alten verurteilten Albaner.
Dieser habe ihn bedroht, ihm sogar ein Küchenmesser an den Hals gehalten und gerufen "I kill you" - "Ich töte dich".
"Einbrecher haben mein Leben verändert, ich lasse mir aber von denen nicht diktieren, wie ich auf Leute zugehe", sagt er und lobt die Polizei. Diese sei mit drei, vier Streifenwagen angerückt, nachdem er sich befreien konnte.
Was bleibt, ist ein traumatisches Erlebnis: Behr kann heute nicht mehr im Pfarrhaus leben, wo der Einbruch geschah.
Katja Triebel, Inhaberin eines Waffengeschäfts. Sie fordert, dass jeder "zuverlässige" Bürger Waffen besitzen darf, wohl auch aus wirtschaftlichem Interesse. Der Verkauf von Elektroschockern und Pfefferspray sei rasant gestiegen, erzählt sie. "Insbesondere nach Köln kamen mehr Kundinnen."
Triebel spielt auf die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Köln an. Dabei seien Elektroschocker schon seit Oktober ausverkauft.
Ihr dient Österreich als Vorbild: Dort seien ab 18 Jahren Schrotflinten erlaubt. Sie wünscht sich das auch für Deutschland, freilich nach vorangegangener Eignungsprüfung von Waffenbesitzern.
Was war das Rede-Duell des Abends?
Es zeichnet sich diesmal durch eine kuriose Harmonie aus. Ex-Profi-Einbrecher Massat sagt zu Studt: "Die Politik ist gefordert: Jeder Bauherr sollte zu minimalsten Anforderungen im Einbruchschutz verpflichtet werden."
Der Landesminister pflichtet ihm bei: "Ich bin sehr dafür, dass wir dieses Thema diskutieren. Ich hab es gerade angemeldet", sagt der SPD-Politiker. "Ich bin sehr dankbar für den Hinweis."
Was war der Moment des Abends?
Als in einem Einspieler ein Fall in Hamburg geschildert wird, bei dem ein Sportschütze mit einer nicht zugelassenen Waffe einen Einbrecher erschoss.
Bis heute lässt sich demnach nicht einwandfrei klären, ob das Opfer des Einbruchs juristisch gesehen richtig oder fahrlässig handelte.
Wie hat sich Maischberger geschlagen?
Sie moderiert sachlich und unaufgeregt, lässt alle gleichermaßen zu Wort kommen und trägt somit zum großen Mehrwert der Sendung bei.
Was ist das Ergebnis?
Dass es gravierende Unterschiede in den Aufklärungsquoten der Länder gibt und das Einbrecher entsprechend abschreckt - oder eben nicht.
Es bleibt wohl nur eine Lösung: Dass die Polizei mehr Geld, Ausrüstung und Personal bekommt. Selbstschutz ist zwar zulässig, aber wohl nicht die adäquate Alternative.
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