Bei "Maischberger" haben die Gäste am späten Abend das Thema "Was bringt ein Einwanderungsgesetz?" diskutiert. Klingt vielversprechend - herausgekommen ist aber nur viel Gerede und wenig Konkretes.
Manchmal muss man sich als Fernsehzuschauer fragen, ob die Redaktionen der Polit-Talkshows nur über sehr dünne Adressbücher verfügen.
Dass
Vielleicht handelt es sich dabei aber auch um so etwas wie ein Abschiedsgeschenk – schließlich sind beide Politiker gerade aus dem Bundestag ausgeschieden.
"Was bringt ein Einwanderungsgesetz?" lautet die Frage des späten Abends. Das Thema klingt in doppelter Weise vielversprechend: Erstens gehört es auch zu den Knackpunkten bei den anstehenden Gesprächen über eine Jamaika-Koalition.
Und zweitens sorgen Integrationsthemen in der Regel für lebhafte Diskussionen in Fernsehstudios.
Abgehoben und wenig konkret
Die Debatte gestaltet sich zunächst aber ziemlich schwerfällig, abgehoben und wenig konkret. Der türkischstämmigen Schauspielerin und Autorin Renan Demirkan nimmt man zwar ihre Betroffenheit ab, wenn sie fordert, Zuwanderer müssten "angenommen, nicht nur an den Rand geschoben werden".
Doch als die 62-Jährige gestenreich predigt, man müsse das Thema "im Kontext der Gesellschaft sehen", bleibt ziemlich unklar, was genau sie eigentlich meint.
Gleiches gilt für Volker Beck, wenn er über die "Resettlement-Quote des UNHCR" referiert. Und was Wolfgang Bosbach zum Thema zu sagen hat, wusste der geübte Talkshow-Zuschauer ohnehin schon vorher.
Sandra Maischberger versucht noch, die Diskussion einigermaßen zu steuern. Doch immer wieder wirkt es, als würden die Gäste ihre Fragen nur dankbar aufnehmen, um dann über etwas anderes zu sprechen, was sie noch loswerden wollten.
"Verrückt, was gerade passiert"
Etwas strukturierter und spannender wird es in der zweiten Hälfte – zumindest für diejenigen, die da noch nicht umgeschaltet haben.
Volker Beck betont, dass man die beiden Diskussionen über ein Einwanderungsgesetz und über die Flüchtlingszahlen nicht vermischen sollte. "Was man nicht machen darf: Menschen, die wir brauchen, und Menschen, die uns brauchen, miteinander zu verrechnen."
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wiederum will, dass auch Flüchtlinge von einem Einwanderungsgesetz profitieren. "Es ist doch verrückt, was gerade passiert", sagt sie.
Einerseits gebe es Menschen, die nach Deutschland kommen, dem Land aber Probleme bereiten und nicht abgeschoben werden können.
"Und dann gibt es Menschen, die die Sprache erlernen und eine Arbeit finden – und die schicken wir zurück, obwohl sie angefangen haben, sich in diesem Land positiv zu bewegen."
Syrer sorgt für Betroffenheit
Für die menschliche Note sorgt Alan Ezzat, der zum Ende hin noch in der Runde Platz nehmen darf. Der Syrer ist vor zwei Jahren über die Balkanroute nach Deutschland gekommen.
Weil der Weg über die syrisch-türkische Grenze zu gefährlich war, konnte er seinen Frau und seinen damals drei Monate jungen Sohn nicht mitnehmen. Er hat Deutsch gelernt und Arbeit gefunden.
In Syrien befürchtet er dagegen, sofort verhaftet zu werden, wenn er zurückkehrt. Gerne würde er jetzt auch Frau und Sohn nach Deutschland holen, doch der Familiennachzug ist ausgesetzt.
Sein Kind hat er seit zwei Jahren nicht gesehen. Eine Situation, die alle in der Runde betroffen macht.
Dennoch bleibt der niederländische Islamforscher Ruud Koopmans dabei: Familiennachzug sei gar nicht automatisch sinnvoll für die Integration. Er ist der Auffassung, dass Einwanderung nicht in jedem Fall gut für die Gesellschaft ist.
In der ersten Hälfte der Sendung musste er die meiste Zeit schweigen und gelangweilt mit den Füßen wackeln – obwohl seine Thesen die Diskussion wahrscheinlich befeuert hätten.
Forscher bringt Beck gegen sich auf
Dann kommt Koopmans aber doch noch an die Reihe. "In manchen Gruppen ist es zu einer Abspaltung von der Gesellschaft gekommen, als die Familien nachkamen", erklärt der Forscher.
Damit bringt er den Grünen Beck gegen sich auf, die Diskussion nimmt Fahrt auf. Doch da ist die Sendung auch fast vorbei.
Als Sandra Maischberger das Schlusswort sprechen will, fragt Alan Ezzat etwas verdutzt, ob man nicht noch ein bisschen über Integration sprechen wolle. "Wir sind jetzt leider am Ende unserer Sendung", erklärt ihm die Moderatorin.
Mehr als ein Impuls für die anderen Gäste sollte der Auftritt des Syrers offenbar nicht sein, nur einmal durfte er sich zu Wort melden. Schade.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.