Vor genau einer Woche verriet FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann bei Sandra Maischberger, dass Markus Söder "nicht der Traum ihrer schlaflosen Nächte" ist. Nun, nachdem eine Woche lang hin und her sondiert worden ist, sieht es tatsächlich so aus, als ob der Kelch einer Koalition mit dem bayerischen Ministerpräsidenten an Strack-Zimmermann vorübergeht. Momentan stehen die Zeichen auf einer Ampel-Koalition und da will Sandra Maischberger am Mittwochabend wissen, wer der Gewinner und wer der Verlierer der Sondierungsgespräche ist.

Christian Vock
Eine Kritik
Diese Kritik stellt die Sicht des Autors dar. Hier finden Sie Informationen dazu, wie wir mit Meinungen in Texten umgehen.

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Mit diesen Gästen diskutierte Sandra Maischberger

  • Cem Özdemir (B’90/Grüne), ehemaliger Parteivorsitzender
  • Herbert Reul (CDU), Innenminister Nordrhein-Westfalen (zugeschaltet)
  • Karl Lauterbach (SPD), Gesundheitspolitiker
  • Andreas Gassen, Vorsitzender Kassenärztliche Bundesvereinigung
  • Florian Schroeder, Kabarettist
  • Katharina Hamberger, Hauptstadtkorrespondentin des Deutschlandradios
  • Rainer Hank, Kolumnist der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung"

Darüber diskutierte Sandra Maischberger mit ihren Gästen

Über Armin Laschet. Natürlich. Die Frage, was nun in welcher Konstellation aus ihm werden wird, ist für einen Politiktalk viel zu spannend, als dass Maischberger sie beiseite lassen könnte. Das heißt: Sie könnte es natürlich schon, aber sie macht es nicht.

Und so dürfen sich auch Katharina Hamberger, Florian Schroeder und Rainer Hank in Spekulationen ergehen. Der Tenor: Die CDU braucht ihn noch, doch sobald feststeht, dass es keine Jamaika-Koalition geben wird, ist Laschet politisch weg vom Fenster. Aber "ein Weilchen geht’s noch", wie es Rainer Hank formuliert.

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Auch Cem Özedmir muss Fragen zu Armin Laschet über sich ergehen lassen, doch die findet der Grünen-Politiker zu einseitig: "Er tut mir insofern leid, als dass die Schuldfrage jetzt ausschließlich bei ihm abgeladen wird. Natürlich hat er Fehler gemacht (…), aber das Wahlergebnis, das war schon ein Gesamtkunstwerk der CDU/CSU. Das haben sie schon gemeinsam hingekriegt. Da hat auch die Schwesterpartei, tolle Schwester, in Bayern einen gehörigen Anteil dran."

Herbert Reul versucht hingegen, Laschet noch einmal als Kümmerer zu etablieren, der für eine Jamaika-Koalition genau der Richtige sei: "Wenn jemand mit Grünen und FDP ein gemeinsames Projekt für die Zukunft hinbekommen kann, dann ist das Armin Laschet."

So weit, so loyal, doch die Fragen nach Laschets Zukunft sind nicht nur rein spekulativ, sondern zu einem gewissen Grad auch irrelevant - zumindest für alle außer Armin Laschet. Entweder er wird Kanzler oder aber nicht und in diesem Fall wird er schon irgendeinen Zeitvertreib finden.

Wesentlich spannender sind da die Fragen nach seinem Dauerrivalen, Markus Söder. In der vergangenen Woche waren sich Maischbergers Gäste einig, dass es Söder erstens tunlichst vermeiden will, irgendwie zu den Verlierern der Wahl gezählt zu werden und sich zweitens schon auf seine eigene Karriere konzentriert. So sieht es nun auch Katharina Hamberger.

In Bezug auf die Pressekonferenz Söders, in der er eine Jamaika-Koalition bereits zu den Akten legt, sagt die Journalistin: "Er hat sofort in den Oppositionsmodus geschaltet und hat Armin Laschet indirekt damit auch die Tür gewiesen und gesagt: Es ist aus."

Rainer Hank geht in seiner Einschätzung noch weiter und sieht den Grund für Söders Dauerstörfeuer in der verlorenen Wahl zum Kanzlerkandidaten begründet: "Seitdem sagt er: Meine Stunde wird kommen und die kommt in vier Jahren. Und darauf arbeitet er jetzt im Moment hin."

"Sandra Maischberger": Die Spekulation des Abends

Grüne und FDP haben bisher stets betont, auch einen anderen Politikstil pflegen zu wollen. Dementsprechend liefen die bisherigen Sondierungsgespräche mehr als diskret - bis auf die Gespräche mit der Union. Das rief bei den beiden "kleinen" Parteien Frust hervor und so will Maischberger zunächst von Herbert Reul wissen, wer denn ein Interesse an den Indiskretionen haben könnte.

Reul hat so einen Verdacht, will aber nicht spekulieren, sondern sagt lediglich: "Es muss auf jeden Fall jemand sein, der sein eigenes Interesse und seine Karrierepläne über die Idee stellt: Wie soll Deutschland vier Jahre regiert werden?"

Katharina Hamberger vermutet den oder die "Durchstecher" in der CDU, während Rainer Hank den Blick auf einen ganz anderen Punkt richtet: "Man muss gleichzeitig sehen: Wer hat ein Interesse daran, das jetzt aufzubauschen? Und das ist eindeutig die FDP."

Christian Lindner habe oft genug die größere Nähe zur Union betont, fühle sich nun aber zur Ampel hingezogen. Dementsprechend müsse er nun begründen, warum er keine Jamaika-Koalition will und "da kommt ihm eine Durchstecherei sehr gelegen."

Der Schlagabtausch des Abends

Es gibt wohl selten eine Polittalkshow, in der zwei Gäste in fast allen Punkten unterschiedlicher Meinung sind. Karl Lauterbach und Andreas Gassen haben dieses Kunststück am Mittwochabend geschafft: Freedomday, Maßnahmen zur Erhöhung der Impfquote, Gefährlichkeit von COVID für Kinder - die beiden Mediziner lagen eigentlich nur bei der Einschätzung, dass die 2-G-Regelung medizinisch gesehen sinnvoll ist, beieinander.

So schlug sich Sandra Maischberger

Nun haben sowohl manche Medienvertreter als auch einige Politiker nach der Wahl erkannt, dass man sich vor der Wahl an zu vielen Nebensächlichkeiten wie Lacher oder abgeschriebenen Buchseiten abgearbeitet hat, statt sich auf Inhalte zu konzentrieren. Diese Selbstkritik scheint an Sandra Maischberger vorbeigegangen zu sein, denn die Polittalkerin reitet am Mittwochabend fast durchgängig auf Nebensächlichkeiten herum.

Cem Özdemir erklärt Maischberger auf ihre Frage nach roten Linien der Grünen erst, dass er keine öffentlichen Koalitionsgespräche führt und dann, dass man anders als bisher regieren möchte, weil man am Ende etwas brauche, "wo alle sich als Sieger sehen." Doch Maischberger zeigt sich von beidem unbeeindruckt und fragt unbeirrt: "Kriegen wir mit einer Regierung, in der die Grünen sitzen, ein Tempolimit 130, oder nicht?"

Auch anderer Stelle stellt Maischberger Fragen, bei denen sie erstens nicht ernsthaft eine Antwort erwarten konnte und die zweitens an Irrelevanz kaum zu überbieten sind: Fragen nach dem Personal. Wird Özdemir Außenminister und Lauterbach vielleicht Gesundheitsminister? Und wäre es für Özdemir okay, wenn Habeck Vizekanzler würde?

Das Fazit

Ein unergiebiges Corona-Gespräch, Personal-Fragen und Taktik-Spekulationen: Die jüngste Ausgabe von "maischberger. die woche" bot deutlich mehr Irrelevanz als Information. Manchmal ist es besser, wenn man einfach mal abwartet, was passiert.

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