Klimaschutz, der Mord an Walter Lübcke und der Zustand der CDU: Bei Sandra Maischberger gab es am Mittwoch viel zu besprechen. Für Aufsehen sorgte vor allem Friedrich Merz: Der Job als Bundeskanzler würde ihn offenbar immer noch reizen.
Bei den vielen Krisen und Unsicherheiten, die Deutschland in letzter Zeit beschäftigen, kann man schon mal den Überblick verlieren. Die Redaktion von
Die Journalisten Kristina Dunz (Rheinische Post), Nikolaus Blome (Bild) und Markus Feldenkirchen (Spiegel) bilden am Mittwochabend das Beobachter-Trio der Woche, das verschiedene Themen kommentiert.
Am Anfang geht es etwas wild durcheinander – da werden in kurzer Zeit die Themen Pkw-Maut, Frauen-Fußball und Kükenschreddern durchverhandelt. Danach aber wird es konzentrierter, denn dann kommt
"Maischberger": Friedrich Merz will noch etwas bewirken
Der frühere Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion wird von der Gastgeberin zum Einzelgespräch gebeten. Da ist Maischberger in ihrem Element, das Format liegt ihr womöglich mehr als die Moderation einer streitenden Runde. Sie will wissen: Was würde er antworten, wenn CDU-Chefin
"Dann denke ich darüber nach", antwortet Merz. Ein klares Ja werde sie aus ihm nicht herauskitzeln, betont der 63-Jährige. Wie ein Nein klingt seine Antwort aber auch nicht. Nicht umsonst erklärt er wohl, dass er in die Politik zurückgekehrt sei, um für seine Kinder und Enkelkinder einiges in Ordnung zu bringen. Das klingt nach großen Plänen.
Was auch für Kanzlerambitionen des Sauerländers spricht: Er ist im Studio sehr darauf bedacht, es allen ein bisschen recht zu machen. Die Grünen sind für ihn eine "Ein-Themen-Partei", trotzdem findet Merz, auch seine Partei müsse das Thema Klimaschutz mehr aufnehmen.
Er will das Spektrum der CDU so vergrößern, dass sie wieder konservative Wähler anspricht, er will über die Themen Heimat und Nation sprechen. Aber zu Rechtsradikalen zieht er eine klare Grenze: Der frühere CDU-Generalsekretär Peter Tauber hatte nach der Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke geschrieben, die enthemmte Sprache der AfD trage Mitschuld an einer solchen Tat. Dazu sagt Merz: "Das teile ich, weil ich seit geraumer Zeit beobachte, wie die politische Sprache in diesem Land verroht."
Trägt die AfD eine Mitschuld?
Diese Frage sorgt in der Journalisten-Runde für Diskussionen. Auch Spiegel-Autor Feldenkirchen findet, Politiker wie Erika Steinbach oder Alice Weidel würden mit ihrem Verhalten und ihren Worten den Nährboden für Gewalt legen.
Sein "Bild"-Kollege Blome ist da anderer Meinung. Er hält es auch für zweitrangig, darüber nachzudenken: "Mich interessiert, ob es ein Netzwerk von gewaltbereiten, mordbereiten Neonazis gibt." Das sei wichtiger, als über die Rolle rechter Politiker zu diskutieren.
Ähnlich ist es bei der Frage, ob soziale Medien stärker gegen Hass-Kommentare vorgehen müssten. Kristina Dunz von der "Rheinischen Post" fände das richtig– Blome dagegen ist skeptisch: "Ich glaube, Sie werden das ein Stück weit ertragen müssen, weil diese Menschen eben da sind."
Wetter-Moderator gegen Klima-Skeptiker
Zum Schluss geht es noch um das Klima – ein Thema, über das man offensichtlich nicht genug diskutieren kann und das die Leute bewegt. So ist es auch bei Maischberger: Die Landwirtin Silke Backsen von der Nordsee-Insel Pellworm erklärt, warum sie gemeinsam mit Greenpeace die Bundesregierung verklagt hat.
Der Klimawandel mache sich auf der Insel so stark bemerkbar, dass ihr landwirtschaftlicher Betrieb in Gefahr sei: Erst seit man "abgesoffen", dann kam die Dürre. "Wir möchten, dass die Bundesregierung ihre selbstgesteckten Klimaziele einhält", sagt Backsen. Dafür gibt es viel Applaus im Publikum.
Allerdings sind nicht alle Zuschauer überzeugte Klimaschützer. Aus der ersten Reihe meldet sich ein Chemiker aus Köln zu Wort: Er bezweifelt, dass für die Erderwärmung wirklich CO2 verantwortlich ist. Dem widerspricht der ARD-Wetterexperte Karsten Schwanke allerdings deutlich.
Wie genau er argumentiert, ist für den Laien am Bildschirm kaum nachzuvollziehen. Schwanke aber sagt: Er sei zu 100 Prozent sicher, dass der Klimawandel vom Menschen gemacht sei. "Die Folgen aufzufangen, wird uns 1.000 Mal mehr kosten als alle Vorsorgemaßnahmen."
Die unterschiedlichen Themen und Gesprächsformate sorgen durchaus für Abwechslung. Allerdings: Am Ende hätte man sich schon noch einmal Friedrich Merz zurückgewünscht. Der hatte wie erwähnt kritisiert, seine eigene Partei habe sich zu wenig mit Klimaschutz befasst. Dabei ist er selbst bisher auch nicht als überzeugter Umweltpolitiker aufgefallen.
Was würde er denn anders machen wollen als seine Parteifreunde an der Macht? Wie reagiert er auf die Fridays-for-Future-Proteste? Das zu erfahren, wäre interessant gewesen. Und weit konnte Merz ja eigentlich noch nicht sein.
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