Sturm "Xavier" fordert mehrere Tote in Berlin und Umgebung, verheerende Wirbelstürme ziehen über die Südostküste der USA. Spüren wir jetzt die Folgen des Klimawandels? Sandra Maischberger diskutiert diese Frage in ihrer Talkshow. Bemerkenswert: Ein Gast leugnet den Klimawandel mit harschen Thesen.

Eine Kritik
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"Sieben Tote, das ist die tragische Bilanz von Sturm Xavier", sagt Sandra Maischberger zu Beginn ihrer ARD-Sendung am späten Mittwochabend. Und gibt damit den Rahmen für die Diskussion vor.

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"Manchmal beschleicht einen das Gefühl: Unser Wetter wird immer extremer. Ist das nur ein Gefühl oder eine Tatsache?", fragt die Moderatorin in die Runde.

Kachelmann relativiert bei Maischberger

Geladen sind unter anderem Deutschlands vielleicht prominentester Meteorologe, Jörg Kachelmann, und der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber.

Kachelmann verneint, dass wir aktuell neue Wetterextreme erleben. "Es gab auch schon stärkere Stürme im Oktober", erzählt der Schweizer, während Schellnhuber gebetsmühlenartig vor Langzeitfolgen warnt.

Spektakulär wird es jedoch, als ein Landsmann Kachelmanns zu harschen Thesen ansetzt.

Krude Thesen von "Klimaleugner" Alex Reichmuth

Der Wissenschaftsjournalist Alex Reichmuth nennt sich selber einen Klimaleugner. Und wenn man ihn so reden hört, meint der Zuschauer, er habe einen Lobbyisten der Kohle- und Erdölindustrie vor sich sitzen.

Reichmuth meint es aber offenbar wirklich ernst mit seinen kruden Thesen. Kurzum: Der Schweizer leugnet einen vom Mensch gemachten Klimawandel komplett und erzählt, dass Wetterextreme, wie wir sie derzeit erleben, in der Menschheitsgeschichte seit Tausenden Jahren auftreten würden.

Seine Ausführungen rufen bei Schellnhuber irritierte Blicke und abwertendes Stirnrunzeln hervor.

Sandra Maischberger kann es nicht glauben

Auch Maischberger muss wiederholt nachfragen, ob Reichmuth es denn tatsächlich ernst meint mit seinen drastischen Vergleichen.

"Es geht um eine Bekehrung. Es werden Weltuntergangsszenarien bemüht, wir werden entblößt von unseren Sinnen", sagt er zum Beispiel über eine angeblich tendenziöse Darstellung des Klimas: "In den letzten sechstausend Jahren gab es Perioden, in denen es genau so warm war. Wir bewegen uns in der Normalität."

Reichmuth selber neigt offenbar etwas zu Verschwörungstheorien, meint: "Das ganze Spiel ist getürkt."

Ergo: Den Bürgern und Konsumenten würde durch Klimaziele und Umweltschutz etwas vorgemacht, dabei habe der Mensch gar keine Mitschuld am Klimawandel.

"Klimaleugner" wird hysterisch

Reichmuth wird bei Maischberger immer drastischer, beinahe hysterisch. "Man würde hunderte Millionen Menschen zurückbringen ins tiefste Mittelalter, es gäbe Hungersnöte", sagt er, als es um die mögliche Abschaltung von Kohlekraftwerken geht.

"Uns wird die Hölle heiß gemacht mit solchen Szenarien. Es gibt eine Erderwärmung um ein Grad plus. Ich glaube aber nicht, dass es irgendjemanden gibt, der mit Sicherheit weiß, dass das vom Menschen gemacht ist."

Genau das meint aber Klimaforscher Schellnhuber und verweist auf Berichte des Weltklimarates, wonach der Mensch den Klimawandel zu 60 Prozent zu verantworten habe.

Reichmuth erinnert an Trump

Reichmuth verneint einen Klimawandel jedoch kategorisch und erinnert in seiner Argumentation schon etwas an den US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump, der ebenfalls als sogenannter Klimaskeptiker gilt, als jemand, der leugnet.

Am Ende verzetteln sich Schellnhuber und Reichmuth in völlig widersprüchlichen und unvereinbaren Positionen. "Der Meeresspiegel wird um 60 bis 70 Meter ansteigen", erklärt der Klimaforscher.

"Wann?", fragt der Klimaleugner. "Bis zum Jahr 3000", antwortet Schellnhuber. "Sie machen also Klimavorhersagen für eintausend Jahre?", entgegnet Reichmuth dünnhäutig.

Trump lässt grüßen

Da ist schon längst klar: Die beiden kommen nicht mehr überein. Und das ist wohl der größte Verdienst von Maischberger an diesem Abend.

Gezeigt zu haben, wie weit die, die warnen, und die, die verharmlosen, auseinanderliegen.

Ebenso schwierig dürfte es sein, diese konträren Positionen in der Politik anzugleichen. Trump lässt grüßen.

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