Sandra Maischberger möchte von ihren Gästen wissen, ob man die AfD angesichts steigender Umfragewerte endlich ernst nehmen müsse. Doch die gehen nur aufeinander los. Die Attacken zeigen, wie viel Mitschuld die etablierten Parteien am Aufstieg der AfD haben.
Was ist das Thema?
Wie die rechtspopulistische "Alternative für Deutschland", kurz AfD, die etablierten Parteien verunsichert und zur aktuell drittstärksten Kraft aufstieg. Bei Umfragen erreicht sie zehn Prozent und mehr. Dabei war sie im vergangenen Sommer beinahe weg, erklärt
Wer sind die Gäste?
Frauke Petry, AfD, Parteivorsitzende:
Sie wird heftig attackiert.
Die 40-Jährige bedankt sich für die "Wahlkampfhilfe der anderen Parteien, aber die hätten wir nicht gebraucht".
Dass die AfD rechtsextrem oder zumindest rechtspopulistisch sein soll, streitet sie vehement ab.
Bei konkreten Fragen nach verbalen Entgleisungen einzelner Parteikollegen weicht sie fahrig aus. Sie zeigt Schwächen. Man spürt: Sie will den Rückenwind mitnehmen, nur nichts Falsches sagen.
Manches lässt dann doch aufhorchen: zum Beispiel, als sie die Spanier dafür lobt, dass sie ihre Grenze mit einem Zaun sichern. Oder als sie meint: "Ja, in Deutschland gibt es eine Menge aufzuräumen."
Ralf Stegner, SPD, Stellvertretender Parteivorsitzender:
Emotional, engagiert, teils unbeherrscht. Er gibt sich als Verteidiger von Demokratie und Verfassung. Das ist dem 56-Jährigen grundsätzlich hoch anzurechnen.
Doch er büßt an Souveränität ein, indem er allen ständig ins Wort fällt und bei Attacken gegen Petry mitunter die Fassung verliert. "Man muss die Leute der AfD stellen", sagt er, kann aber gleichzeitig nicht erklären, warum die Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz und SPD-Kollegin Malu Dreyer nicht an einer Fernsehdebatte teilnehmen möchte, bei er die AfD vertreten ist.
Die AfD-Spitze nennt er "Verfassungsfeinde". Für ihn ist die Partei rechtsextrem, ob Deutschland aber nach rechts rückt, vergisst er zu diskutieren.
Hans-Olaf Henkel, Alfa, Europa-Abgeordneter:
Gewieft. Er war einst einer der Mitbegründer der AfD. Beim 75-Jährigen ist Vorsicht geboten. Petry wirft er vor, die Partei unterwandert zu haben.
Die Flüchtlingspolitik von Kanzlerin Angela Merkel bezeichnet er indes "wie bei den Grünen", fordert "auch mal über die Linksradikalen zu diskutieren" und fragt: "Was ist denn so schlecht an rechts?"
Roger Köppel, Schweizer Journalist und Politiker:
Der 50-Jährige sitzt für die rechtspopulistische Schweizer Volkspartei (SVP) im Nationalrat. Köppel macht aus seiner Abneigung gegen Fremde keinen Hehl. Zu
Jakob Augstein, Verleger und Chefredakteur:
Der Verleger der linksliberalen Wochenzeitung "der Freitag" ist in Angriffslaune. Petry und Köppel sind seine Ziele.
In der AfD sieht er "das erste Mal eine parlamentarische Bedrohung unserer Demokratie". Sie müsse entlarvt werden.
Er gibt den Anstoß für das eigentliche Thema, sagt: "Deutschland erlebt einen Rechtsruck, das müssen wir diskutieren."
Doch die Diskussion weicht persönlichen Eitelkeiten der Anwesenden - was auch er zu verantworten hat.
Reinhard Schlinkert, Chef des Umfrageinstituts Infratest dimap:
Er kommt nur kurz zu Wort, schildert eine Erfahrung, die zumindest mal eine Antwort auf die Frage der Sendung gibt. "Die Leute sagen, wir wählen die AfD und dass sie diese wegen des Flüchtlingsthemas wählen", erzählt er.
Was war das Rede-Duell des Abends?
Es gab mehrere. Eines aber verdeutlicht, wie schwer sich Sozialdemokraten, Liberale und Konservative tun, die AfD wegzuargumentieren.
Augstein wird gegenüber Petry polemisch. "Sie führen eine Lügenpartei. Sie sind das freundliche Gesicht der brüllenden Horden, die durch Dresden ziehen, der verlängerte Arm von Pegida", sagt er.
Petry entgegnet kalt: "Auf so viel Unsinn kann man nur mit Lachen antworten." Punkt für Petry.
Was war der Moment des Abends?
Als Maischberger Meinungsforscher Schlinkert fragt, ob die AfD mit Lösungen in der Flüchtlingspolitik verschwände. Dieser antwortet, dass die Partei aktuell alleine von diesem Thema lebe.
Es zeigt: Verständigen sich die Politiker der Regierungsparteien endlich auf einen gemeinsamen Weg in der Asylpolitik, wäre der AfD viel, sehr viel Wind genommen.
Wie hat sich Maischberger geschlagen?
Schlecht! Die Diskussion entgleitet ihr zeitweise völlig. Petry weicht ihren Fragen mit einfachsten Manövern aus. "Ich hätte gerne mal, dass sie darauf antworten", sagt sie zur AfD-Politikerin.
Schwierig wird es, als sie beginnt, Augstein gegen diese zu verteidigen. Ein bisschen mehr Neutralität wäre nicht verkehrt gewesen.
Zeitweise wird sie von ihren Gästen vorgeführt. Stegner will die anderen einbremsen: "Frau Maischberger leitet die Sendung."
Schließlich gesteht sie im Schlusssatz: "Wir konnten uns heute nicht auf Regeln eines gemeinsamen Miteinanders einigen."
Was ist das Ergebnis?
Die AfD geht sogar aus dieser Debatte gestärkt hervor. Petry lächelt alle Kritik weg. Das muss man nicht mögen. Aber es wirkt.
Gerade Stegners Monologe lassen einen mit einem unguten Gefühl zurück. Es wäre für die etablierten Parteien an der Zeit, Attacken gegen die AfD gegen eine vertrauenswürdige Asylpolitik einzutauschen.
Für Maischberger war es eine Sendung zum Vergessen.
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