- Am Mittwochabend (16.) blickt Sandra Maischberger mit ihren Gästen zurück auf die Woche: Die beschlossenen Lockerungen in der Corona-Politik und die diplomatische Krise mit Russland bestimmen die Themenagenda.
- Während sich Sevim Dagdelen (Linke) und Ex-US-Botschafter John Kornblum über die wahren Interessen Putins streiten, gesteht Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach langem Bohren einen Misserfolg ein.
- Gleichzeitig macht er eine Vorhersage für den Herbst.
Zwei Themen der vergangenen Woche bestimmen die Sendung bei
Zum anderen steht die diplomatische Krise mit Russland im Fokus der Sendung. Das russische Verteidigungsministerium vermeldet Truppenabzüge, der von der amerikanischen "CIA" vorausgesagte russische Angriff auf die Ukraine blieb vorerst aus. Von einer Beruhigung der Lage will trotzdem noch niemand sprechen.
In den letzten Tagen war Kanzler
Das sind die Gäste bei "Maischberger"
Er gab zu: "Die, die sich bislang gar nicht haben impfen lassen, erreichen wir offensichtlich nicht". Er hoffe, dass in der Debatte um die Impfpflicht die Positionen eines Modells ab 18 Jahren und eines Modells ab 50 Jahren zusammenfänden. "Es gibt mehrere Möglichkeiten, zu Kompromissen zu kommen", war sich Lauterbach sicher.
Sevim Dagdelen: Die Außenpolitikerin der Linkspartei verteidigte im Studio die Position Russlands. Zum Truppenabzug sagte sie: "Ich möchte davor warnen, zu glauben, dass das ein Signal von Russland ist aufgrund der Position der Härte des Westens." Sanktionen würden nur die russische Position bestärken.
"Die Wurzel des Konflikts von heute ist die Osterweiterung der Nato", war sich Dagdelen sicher. Man gestehe den Russen offensichtlich nicht zu, legitime Sicherheitsinteressen zu haben. "Da werden doppelte Maßstäbe angesetzt", sagte sie.
John Kornblum: "Es hat seit einigen Wochen ein großes Pokerspiel gegeben", sagte der Ex-US-Botschafter mit Blick auf Russlands Manöver an der ostukrainischen Grenze. Putin habe die Hoffnung gehabt, die Stabilität in der Ukraine zerbreche und die westlichen Staaten fielen auseinander. Das habe nicht funktioniert. "Nun versucht er von seinem hohen Ross herunterzukommen", so Kornblum.
Dagmar Rosenfeld: Für die "Welt"-Chefredakteurin gehört zur Vorbereitung auf den Herbst vor allem die Schaffung einer vernünftigen Datengrundlage. Aktuell würde bei den Zahlen, die ans Robert-Koch-Institut gemeldet würden, gar nicht unterschieden, ob jemand mit oder wegen Corona ins Krankenhaus komme.
"Deswegen sieht die Hospitalisierungsrate viel dramatischer aus", so Rosenfeld. Lauterbach warf sie Alarmismus vor. "Es ist nicht Aufgabe eines Gesundheitsministers, Worst-Case-Szenarien aufzumachen, sondern Vorsorge zu treffen", sagte sie.
Stephan Stuchlik: "Die Bundesregierung wird nicht daran gemessen werden, wie gut sie jetzt Lockerungen durchführt", war sich der Journalist aus dem "ARD"-Hauptstadtstudio sicher. Jeder, der jetzt gegen Lockerungen sei, werde in der Bundesrepublik als verrückt angesehen. "Die Regierung wird daran gemessen werden, wie sie auf den Herbst vorbereitet", so Stuchlik. Ein neues Infektionsschutzgesetz sei notwendig.
Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"
Wenige Minuten vor seinem Studiobesuch hatte "Welt"-Journalistin Rosenfeld den Gesundheitsminister für seinen Alarmismus angegriffen. Das wollte er nicht auf sich sitzen lassen. "Das wird mir immer unterstellt", sagte er im Gespräch mit Maischberger. Es handele sich aber um Kampagnenjournalismus.
Eine Vorhersage wagte er dann trotzdem. "Wenn wir die Impfpflicht nicht bekommen, dann müssen wir wieder zu Maßnahmen der Kontaktbegrenzung kommen", sagte er mit Blick auf den Herbst. Dann müsse man die Debatte, die jetzt keiner mehr hören wolle, wieder führen.
"Und nur deshalb, weil es eine kleine Gruppe in der Bevölkerung gibt, die nicht bereit ist, sich solidarisch einzubringen in die Bekämpfung der Pandemie", ärgerte sich Lauterbach.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Mit Linkspolitikerin Dagdelen und Ex-US-Botschafter Kornblum trafen bei Maischberger zwei völlig konträre politische Positionen aufeinander. Schnell holte Dagdelen zum Angriff aus: "Die CIA hat sich für alle Zeit unglaubwürdig gemacht", kommentierte sie den von dem amerikanischen Geheimdienst für Mittwochnacht angekündigten, aber ausgebliebenen russischen Angriff auf die Ukraine. Sie legte nach: "Ich verstehe nicht, wie man nicht nachvollziehen kann, dass Russland sich natürlich auch bedroht fühlt."
Kornblum schüttelte schon währenddessen den Kopf: "Die CIA macht keine Veröffentlichung, die Statements sind aus dem Weißen Haus gekommen", erinnerte er. Die Sicherheitsinteressen Russlands seien nie infrage gestellt worden, aber: "Die große Bedrohung für Russland ist die Demokratie, vielleicht verstehen Sie das nicht", teilte er an Dagdelen aus.
So hat sich Sandra Maischberger geschlagen
Besonders in die Mangel nahm Sandra Maischberger an diesem Abend Gesundheitsminister Lauterbach (SPD). "Sind Ungeimpfte keine Gefahr mehr oder haben sie nur gemerkt, dass sie mit dem Druck auf Ungeimpfte nichts erreichen?", stichelte sie beispielsweise mit Blick auf den Wegfall der 2G-Regel beim Shoppen.
Schließlich hatte sie den SPD-Politiker auch so weit, zuzugeben: "Ich bekenne hier einen Misserfolg. Wir kommen an diejenigen, die nicht impfwillig sind, sehr schlecht heran." Die Umfragen zeigten, dass über 80 Prozent der Ungeimpften überhaupt nicht darüber nachdenken würden, sich noch impfen zu lassen. Was dafür auf der Strecke blieb: Die Ukraine-Krise büßte deutlich an Sendezeit ein.
Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"
In Sachen Corona-Politik herrscht Einigkeit in einem Punkt: Die Gesellschaft zeigt Ermüdungserscheinungen auf mehreren Ebenen. Dass der Zeitpunkt für Lockerungen gekommen ist, stellt keiner der Gäste infrage. Wohl aber, ob eine Impfpflicht noch kommen sollte oder nicht.
In der Außenpolitik zeigt sich im Studio mit Dagdelen und Kornblum im Kleinen, was sich auf der internationalen Bühne im Großen abspielt: Zwei Positionen, wenig aufeinander zugehen und ein Mangel an Dialog.
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