Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte in Bezug auf die tödliche Prügelattacke in Bad Oeynhausen, dass der Blick nun mehr auf "nicht gelungene soziale Integration" gerichtet werden müsse. Trotz heftiger Kritik stärkte Kevin Kühnert seiner Parteikollegin bei "Markus Lanz" nun den Rücken.
In Bezug auf die Gewalttat in Bad Oeynhausen sprach
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
Am 22. Juni kam es im Kurpark in Bad Oeynhausen zu einer tödlichen Prügelattacke auf einen 20-Jährigen. Ein 19-Jähriger wurde derweil leicht verletzt. Beide junge Männer hatten zuvor eine Abiturfeier besucht. Die Polizei Bielefeld ermittelt nun wegen Totschlags und gefährlicher Körperverletzung. ZDF-Moderator Markus Lanz nahm dies zum Anlass, um über Kriminalität unter Jugendlichen zu sprechen. Dabei analysierte er auch die Aussage von Nancy Faeser.
Das sind die Gäste
Kevin Kühnert , SPD-Generalsekretär: "Ich bin auch deshalb so gerne im Stadion, weil es in der Kurve keinen interessiert, was du sonst so im Leben machst."Robin Alexander , Journalist: "Für Politiker ist Fußball ein Kapital."- Simon Rolfes, Ex-Nationalspieler: "Die körperliche Komponente, die nagt an einem."
Friederike Kromp , ZDF-Fußball-Expertin: "Vor den Spaniern kann man nur den Hut ziehen."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Die Prügelattacke in Bad Oeynhausen, bei der ein 20-Jähriger verstorben ist, erschütterte Ende Juni das ganze Land. Bei "Markus Lanz" zeigte sich auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert schockiert: "Auch als Politiker gucke ich doch auf so eine Situation in allererster Linie erstmal als Mensch, der am öffentlichen Leben teilnimmt und sich denkt: Das hätten wir alle sein können." Kühnert erklärte weiter: "Dass daraus eine Diskussion wird, auch um die Frage, wie sicher ist unser öffentlicher Raum, ist völlig nachvollziehbar und richtig und sollte auch nicht weggedrückt werden."
Grund genug für Markus Lanz, die Reaktion von Bundesinnenministerin Nancy Faeser anzusprechen, die die Verantwortung für Gewalttaten von Flüchtlingen in "nicht gelungener sozialer Integration" sah. Kevin Kühnert sagte daraufhin mit ernster Miene, dass er durchaus verstehen könne, dass bei vielen Wählerinnen und Wählern das Gefühl vorhanden sei, "die Falschen würden im Mittelpunkt der Diskussion stehen und ich glaube, das darf man nicht beiseite wischen".
Im selben Atemzug stellte sich der SPD-Generalsekretär jedoch entschieden hinter seine Parteikollegin und sagte über Faeser: "Da gibt es keinen blinden Fleck oder so in ihrer politischen Betrachtung. Ganz im Gegenteil!" In seiner Sendung wies Lanz jedoch auch daraufhin, dass die Kritik an der SPD nicht erst seit der Rede von Innenministerin Nancy Faeser wachse.
"Wann haben Sie als SPD-Generalsekretär das letzte Mal so richtig aus vollem Herzen gejubelt?", wollte Lanz wissen. Kevin Kühnert antwortete knapp: "Der Parteitag im Dezember war zum Beispiel ganz gut. Ist aber leider auch schon ein halbes Jahr her." Kühnert fügte hinzu: "Dazwischen sind nicht so viele Sachen passiert, die Grund zum Jubeln geboten haben."
Eine Aussage, auf die Lanz mit "Ist hart, wenn man so weit zurückgehen muss, oder?" reagierte. Kühnert nickte: "Das stimmt!" Er wies jedoch gleichzeitig auf "die volle Spannweite der Emotionen" innerhalb seiner Partei hin - "Freud' und Leid, alles mit dabei - im Fußball wie auch in der Politik". Darauf konnte Lanz jedoch nur müde lächeln: "Was für eine schöne Floskel. Die passt immer."
Das ist das Rede-Duell des Abends
Markus Lanz ließ sich von den Plattitüden des SPD-Politikers jedoch nicht ablenken. Er fragte stattdessen: "Nach der Pleite bei der Europawahl, haben Sie da mal über Rücktritt nachgedacht?" Kevin Kühnert schüttelte mit dem Kopf: "Nein. Wenn ich es getan hätte, hätte ich tatsächlich zurücktreten sollen. Weil wenn man dann solche Selbstzweifel hat, dann ist man da nicht richtig."
Der SPD-Generalsekretär gab weiter zu: "Wir haben Fehler gemacht, auch in der Kampagne, für die ich Verantwortung trage." Lanz hakte promot nach: "Wir ist wer?" Der Politiker antwortete genervt: "Wir ist die Partei." Lanz ließ dennoch nicht locker: "Wer ist in dem Fall die Partei?" Kühnert reagierte trocken: "Die Verantwortung für die Kampagnen hat der Generalsekretär. Insofern, wenn es beispielsweise in einer Kampagne Fehler gibt, gibt es niemanden, hinter dem ich mich verstecken kann. Weil das wäre dann Flucht aus meiner Verantwortung." Eine Steilvorlage für Lanz, der erneut fragte: "Und trotzdem haben Sie nicht darüber nachgedacht, das jetzt bleibenzulassen?" Kühnert energisch: "Nein, das habe ich nicht getan. Weil ich nicht davon überzeugt bin, dass das die Lösung von Problemen ist, auf die meine Partei im Moment trifft."
Dies heiße laut dem SPD-Generalsekretär aber nicht "im Umkehrschluss, dass ich nicht auch Fehler mache". Kühnert ergänzte: "Wenn ich der Auffassung wäre, das Austauschen von wem auch immer - und sei es ich selbst - würde ganz viel bessere Ergebnisse produzieren, ich würde es machen. Aber davon bin ich nicht überzeugt." Ein Argument, auf das Lanz konterte: "Rücktritte sind selten geworden in der Politik ganz grundsätzlich."
Dem stimmte Robin Alexander zu und warnte mit Blick auf die Haushalts-Debatte, dass auf die Regierung noch einiges zukommen wird: "Da spitzt sich gerade ganz schön was zu. Und wenn man bedenkt, was sich in Frankreich gerade zuspitzt und in Amerika, ist es kein guter Zeitpunkt." Der Journalist ergänzte, dass er ein "Potenzial für Unheil" in der deutschen Regierung sehe. Mit Blick auf den Zusammenhalt der Ampel wollte Markus Lanz deshalb von Kühnert wissen: "Wie Spitz auf Knopf ist es wirklich?" Der SPD-Mann wiegelte jedoch ab: "Nicht so wie in Frankreich beispielsweise. Ich finde, das darf man schon auch mal bei aller Unzufriedenheit (...) sagen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz gelang am Dienstagabend ein Spagat zwischen Fußball-Euphorie und Haushalts-Chaos. Der Moderator versuchte zwar, mit spitzen Fragen dem SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert auf den Zahn zu fühlen. Dies gelang ihm jedoch aufgrund mangelnder Zeit nicht ganz.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Bei "Markus Lanz" versuchte Kevin Kühnert, deutlich zu machen, dass die Regierung trotz aller Widerstände die Fassung behalte. Dennoch gab er zu, dass es mit Blick auf den Haushalt im Moment "schwierige Gespräche" gebe. Er sagte selbstbewusst: "Der nächste Haushalt muss deutlich machen: Diese Regierung schafft beides - unsere Rolle in der Welt wahrzunehmen (...) und auf der anderen Seite die Dinge nach innen in Ordnung zu bringen."
Lanz unterbrach den Politiker und wies darauf hin, dass er damit eigentlich meine: "Wir müssen die Schuldenbremse aufweichen." Kühnert reagierte schwammig: "Wir werden keine Reform der Schuldenbremse mehr in dieser Wahlperiode machen." Lanz hakte nach: "Aber Sie wollen Schulden machen?" Darauf konterte Kühnert abschließend: "Das ist jetzt ein netter Versuch, mich in diese Narrativ-Ecke reinzuziehen!" © 1&1 Mail & Media/teleschau
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