• Bei Markus Lanz ging es am Dienstagabend um Preisexplosionen, gerechte Kostenverteilung und das nicht erreichte Ende der Fahnenstange.
  • Auch, wenn es der Sendung an technischen Begriffen nicht mangelte – mit einem Hinweis katapultierte der Chef der Bundesnetzagentur die Studiogäste wieder in den Alltag.
Eine Kritik
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Ein weiterer Preis-Hammer ist beschlossene Sache: On Top auf die ohnehin stark gestiegenen Energiepreise kommen für Gaskunden nun weitere Kosten. Die Bundesregierung hat die Einführung einer befristeten Gasumlage beschlossen, um Energieunternehmen zu entlasten. Sie beträgt 2,4 Cent pro Kilowattstunde und gilt ab dem 1. Oktober. Alle Privatkunden und Unternehmen, die Gas verbrauchen, müssen die Umlage zahlen – auch für Markus Lanz jede Menge Gesprächsstoff.

Das ist das Thema bei Markus Lanz

Bei Markus Lanz stand am Dienstagabend die Energieversorgung Deutschlands und die finanziellen Belastungen für Gaskunden im Mittelpunkt. "Was kommt noch alles?", wollte Lanz von seinen Studiogästen wissen und rechnete am Beispiel einer vierköpfigen Familie die Mehrkosten von tausenden Euros vor. Ebenso thematisierte er den Füllstand der Gasspeicher, die Rolle von Atom- und Kohlekraftwerken sowie zwischen den Zeilen den Zustand der Ampel-Koalition.

Das sind die Gäste

  • Kevin Kühnert (SPD): "Wir sind weiterhin gefragt, für Ausgleich zu sorgen", kommentierte der SPD-Generalsekretär die bekanntgewordene Gasumlage von rund 2,4 Cent. Die zusätzlichen Einnahmen aus der darauf erhobenen Mehrwertsteuer würden selbstverständlich in Entlastungspakete gelenkt. "Wir arbeiten gerade unter hohem Druck", gab Kühnert zu. Man müsse Anreize schaffen, Gas einzusparen, insbesondere für die Industrie. "Wir gucken hier nicht nur auf Menschen, die zuletzt bei der Tafel angestanden haben. Wir sprechen über weite Teile der Gesellschaft", versprach er.
  • Kerstin Münstermann: "Dafür, dass gerade überall Krise ist, gibt Scholz seiner Koalition viel zu viel Raum, sich zu zerlegen", sagte die Leiterin des Berliner Parlamentsbüros der "Rheinischen Post". Scholz nutze jede Gelegenheit, um die Ansage "You'll never walk alone – du wirst nie alleine sein" zu machen. Woher das Geld für dieses Versprechen kommen solle, sei ihr bislang unklar, so die Journalistin.
  • Klaus Müller: "Darum ging es nicht!" sagte der Chef der Bundesnetzagentur, als die Aussage aufkam, das Unternehmen Uniper sei gerettet worden, weil es "too big to fail" sei. Müller erklärte: Es sei darum gegangen, eine Lieferkette an Gas aufrechtzuerhalten. "Alle Importeure russischen Gases stehen vor dem ganz gravierenden Problem, dass sie für viel Geld die Differenzmenge nachkaufen müssen, aber die nach wie vor sehr günstigen Verträge mit den Stadtwerken haben", erklärte er. Der erklärte Wille sei, die Gaspreissteigerungen auf so viele Kunden wie möglich zu verteilen.
  • Karin Pittel: "Die Panikmache muss ein Ende haben", forderte die Ökonomin. Wenn Deutschland seinen Energieverbrauch um 25 Prozent senke, komme man ohne russisches Gas durch den Winter. Eine mögliche Übergewinnsteuer kommentierte sie mit den Worten: "Zu sagen, hohe Gewinne in Krisenzeiten sind nicht erlaubt, ist schwierig."

Das ist der Moment des Abends bei Lanz

Im ersten Teil der Sendung kam der Chef der Bundesnetzagentur kaum zu Wort, räumte dann aber ab. Er bekräftigte zunächst mit Blick auf die privaten Haushalte: "Ich glaube, dass der Preis in seiner unsozialen Härte die wirkungsvollste Sparmaßnahme sein wird".

Dann ging es um Kohletransporte über das Bahnnetz. Müller wurde erst einige Zeit nach Aussprechen des Satzes "Wir werden erleben, dass wir Kohletransporte priorisieren wollen und müssen" klar, dass er den Moment der Sendung gebracht hatte. Nämlich dann, als die Studiogäste signalisierten, dass ihnen die Einschränkung des Personenverkehrs zugunsten der Kohle nicht klar waren. "Wenn das über den Rhein nicht geht, muss es über die Bahn funktionieren", sagte Müller. Mit Konsequenzen für den Personenverkehr sei dann zu rechnen, sagte er und warnte vor damit verbundenen Diskussionen.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Kühnert und Pittel bekamen sich beim Thema Übergewinnsteuer in die Haare. "Wir haben doch auch die Verpflichtung etwas für das Gerechtigkeitsempfinden in der Gesellschaft zu tun", meinte Kühnert. Einige würden in der aktuellen Situation sehr reich, sagte er und verwies auf die Mineralölkonzerne. "Ich kann doch nicht mit der Aussage, es ist kompliziert, am Ende all diejenigen davonkommen lassen, die die Gewinne einfahren – ohne Innovation, ohne, dass sie auf Nachhaltigkeit umgestellt haben", sagte er in Richtung Ökonomin Pittel.

Die entgegnete: "Was ist eine angemessene Rendite?" und verwies auf die Gewinne bei den Corona-Impfstoffen, die eine Innovation waren. Die Frage nach einem angemessenen Gewinn sei kaum beantwortbar. Kühnert legte nach: "Aber haben Sie nicht schon das Empfinden, dass man schon sagen kann, wo ein unangemessener Gewinn in einer Notsituation entsteht?"

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Zurück aus der Sommerpause war Markus Lanz noch nicht in seinem üblichen Modus wiederangekommen. Er war auffällig zurückhaltend, seine Fragen ungewohnt lasch. Einzig bei der Diskussion um die Mehrwertsteuer auf die Gasumlage wurde er etwas energischer. Die Ampel hatte sich hier blamiert, weil sie in der Öffentlichkeit keine eindeutige Antwort darauf geben konnte, ob die Steuer gezahlt werden muss oder nicht. "Hat da keiner dran gedacht? Wie kann sowas handwerklich passieren?", fragte Lanz SPD-Mann Kühnert. Dann schob er hinterher: "Das wirft kein gutes Licht auf die Ampel".

Das ist das Ergebnis bei Lanz

Einkommenssteuertarif, Übergewinnsteuer, hydraulischer Abgleich – die Sendung am Mittwochabend war zu technisch und verlor dadurch streckenweise an Relevanz für den durchschnittlichen Zuschauer. Es fehlte an lösungsorientierter Debatte. Kritik an beschlossenen Maßnahmen – von Neun-Euro-Ticket bis Gasumlage – dominierten. Wie Entlastung noch aussehen könnte, fehlte hingegen.

Manko: Mehrere zu Beginn der Sendung aufgeworfene Fragen, wurden nicht thematisiert. So spielte beispielsweise der "Cum-Ex-Skandal" und seine Bedeutung für Scholz keine Rolle.

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