Mit seinen Äußerungen zum Umgang mit der AfD löste CDU-Chef Friedrich Merz Kritik auch in der eigenen Partei aus. Bei "Markus Lanz" äußerten sich Ferdinand von Schirach und die CDU-Vizevorsitzende Karin Prien zum Höhenflug der AfD und den Gefahren, die hinter einer Normalisierung der Partei stecken.
Das Umfragehoch der rechtspopulistischen AfD bringt die Union zunehmend in Erklärungsnot. Immer mehr Politiker werfen vor allem CDU-Chef
Das ist das Thema bei "Markus Lanz"
In der deutschen Politik brodelt es mächtig. Während die Ampelkoalition monatelang über das geplante Heizungsgesetz diskutierte, nutzte CDU-Parteichef Friedrich Merz die Gunst der Stunde und warf der Bundesregierung ein herbes Versagen vor. Doch auch der CDU-Mann geriet jüngst in die Kritik, weil er unter anderem im ZDF-Sommerinterview eine Zusammenarbeit mit der AfD auf kommunaler Ebene plötzlich nicht mehr ausschließen wollte.
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Das sind die Gäste
- Karin Prien, CDU-Vizevorsitzende: "Man muss die inhaltlichen Angebote der AfD tatsächlich dekonstruieren und entlarven."
- Kristina Dunz, Journalistin: "Das politisch wirklich Gefährliche verliert Merz aus den Augen: die Normalisierung der AfD."
- Ferdinand von Schirach, Jurist: "Im Moment gibt es ja eine Art Wettbewerb, wer am meisten vor der AfD warnt, was nicht schlau ist."
Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Zu Beginn der Sendung sprach ZDF-Moderator Markus Lanz mit Ferdinand von Schirach über die allgemeine Stimmungslage in Deutschland. Der Jurist erklärte, dass sich die "Schere zwischen Reichen und Armen" immer weiter öffne und die Probleme, die sich daraus ergeben würden, für viele Menschen im Land "real" und "greifbar" seien.
Auch die CDU-Vizevorsitzende Karin Prien gab zu: "Die Leute wollen sich das Wohnen leisten können, (...) die wollen von ihrer Arbeit leben können." Sie ergänzte, dass viele Menschen mittlerweile den Eindruck hätten, dass es sich nicht mehr lohne, sich anzustrengen und zu arbeiten. "Das ist ein Riesen-Problem. Das ist nicht nur Sprengstoff für unsere Gesellschaft, sondern es ist eben auch etwas, was uns im Augenblick davon abhält, auch nochmal durchzustarten", konstatierte Prien mit ernster Miene.
Die CDU-Politikerin fügte hinzu, dass sich viele Menschen "überfordert" fühlen und unter "Abstiegsängsten" leiden, während sich die Politik um "uninteressante Themen" kümmere: "Wir haben eine gesellschaftspolitische Debatte im Land, die völlig an den Menschen vorbeigeht." Prien monierte: "Wir haben eine Politik, die den Beweis nicht mehr führt, dass sie die großen Probleme unseres Landes wirklich löst." Der daraus entstehende Frust verleite laut Ferdinand von Schirach immer mehr Bürger dazu, die AfD zu wählen. Der Jurist warnte jedoch, dass "die Lösungen, die die AfD" teilweise vorschlagen würde, "eine Katastrophe" sind.
Im Gespräch mit Lanz bemängelte von Schirach vor allem die Art und Weise, wie in Deutschland über die AfD gesprochen werde: "Im Moment gibt es ja eine Art Wettbewerb, wer am meisten vor der AfD warnt, was nicht schlau ist." Der Jurist weiter: "Wir reden jetzt im Moment in einer Art und Weise darüber, dass wir sie immer beschimpfen."
Zu sagen, dass die Partei "ganz schlimm" sei, bringe laut des Juristen nichts und werde die Wähler nicht an der Wahlurne abschrecken. Stattdessen plädierte er dafür, offen über "die Forderungen der AfD" zu diskutieren und aufzuzeigen, wie gefährlich die Konsequenzen bei einem EU-Austritt oder Ähnlichem sein könnten.
Das ist das Rede-Duell des Abends
Hitziger wurde die Debatte, als Ferdinand von Schirach offen darstellte, dass in Deutschland unterschätzt wird, welche Gefährdung für die Demokratie von autoritären Parteien ausgeht. Das Gefährliche sei laut Schirach vor allem, dass in Deutschland eine Art und Weise an den Tag gelegt werde, über Themen zu sprechen, "die nur noch aus Reiz und Reaktionen besteht, aber nicht mehr aus Nachdenken". Dies brachte Markus Lanz auf CDU-Chef Friedrich Merz zu sprechen, der bei einer Pressekonferenz im Juli behauptet hatte, seine Partei sei eine "Alternative für Deutschland mit Substanz".
Während sich Lanz fassungslos zeigte, versuchte Karin Prien, Merz in Schutz zu nehmen: "Ich fand das nicht klug, aber ihm zu unterstellen, er würde damit in irgendeiner Weise eine Nähe zur AfD propagieren, ist doch absurd!" Die CDU-Politikerin ergänzte: "Dass das nicht klug war, das weiß doch Friedrich Merz auch."
Journalistin Kristina Dunz konterte daraufhin prompt: "Es ist immer schwer für eine Partei, wenn sie permanent den Vorsitzenden erklären muss." Aus der Sicht der Journalistin verbiete es sich jedoch für eine Partei wie die CDU, eine Formulierung wie "Alternative für Deutschland" zu nutzen. Lanz fügte nickend hinzu: "Es ist anbiedernd!"
Auch Friedrich Merz' ZDF-Sommerinterview, in dem er seine Vorstellungen zum Umgang mit der AfD auf kommunaler Ebene erläuterte, erntete bei "Markus Lanz" heftige Kritik. Im Interview hatte Merz vor Kurzem erklärt: "Natürlich muss in den Kommunalparlamenten dann auch nach Wegen gesucht werden, wie man gemeinsam die Stadt, das Land, den Landkreis gestaltet."
Dazu sagte Ferdinand von Schirach: "Er macht das irgendwie immer so, dass man erstmal einen Schreck bekommt: Was sagt er denn da jetzt?" Kristina Dunz merkte an: "Das politisch wirklich Gefährliche verliert Merz aus den Augen: die Normalisierung der AfD." Auch Karin Prien, die sich erneut hinter Friedrich Merz stellte, musste am Ende zugeben: "Es darf keine gesuchte Zusammenarbeit geben."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Markus Lanz gelang am Donnerstagabend eine belebte Diskussionsrunde mit jeder Menge interessanter Gesichtspunkte. Besonders im Gespräch mit Ferdinand von Schirach und Karin Prien hielt sich Lanz überraschend zurück und ließ seinen Gästen jede Menge Zeit und Freiraum, um etwaige Argumente näher zu erläutern und zu beleuchten.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Der Aufstieg der AfD beschäftigt nach wie vor das ganze Land. Während in der Ampelkoalition nach wie vor gestritten wird, fürchten sich viele Bürger vor der Inflation und dem sozialen Abstieg. Bei "Markus Lanz" erklärte Ferdinand von Schirach am Donnerstagabend, wie die Politik mit der AfD umgehen sollte und wie man gegen den Höhenflug der populistischen Partei vorgehen könnte. Am Ende der Sendung sagte Markus Lanz sichtlich zufrieden: "Wir sollten uns in der Runde nochmal sprechen." © 1&1 Mail & Media/teleschau
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