Maybrit Illner hat mit ihren Gästen zum Ende der Sommerpause über den Klimawandel und seine Folgen diskutiert. Während FDP-Vize Wolfgang Kubicki Zweifel äußerte, ob der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist, schoss sich Grünen-Chef Robert Habeck auf die SPD ein. Ein Klimaforscher übte scharfe Kritik an US-Präsident Donald Trump.
Während sich der extrem heiße und trockene Sommer dem Ende zuneigt, wird wieder vermehrt über den Klimawandel diskutiert. Kein Wunder: Wiesen und Felder vertrocknen, Bauern müssen enorme Ernteeinbußen hinnehmen, in den deutschen Städten näherte sich das Thermometer zeitweise der 40-Grad-Marke an.
Wer ist nun gefordert? Soll die Politik mehr steuern? Muss der Einzelne klimafreundlicher leben?
Wer waren die Gäste?
"Es wächst einfach nichts", sagte er. Moor prangerte mit deutlichen Worten die Profiteure klimafeindlicher Produkte und Dienstleistungen wie Fluggesellschaften an. Er forderte mehr persönliches Engagement: "Ich kann das Plastik natürlich sparen im Alltag, aber warum gibt's die Scheiße eigentlich?" Er plädierte zudem für den Verzicht von Fleischverzehr.
Zum Beispiel bei der Bepreisung von CO2 ("Da bin ich sofort dabei") oder der Regulierung des Handymarktes. Laut Habeck gehen die Geräte nach zwei, drei Jahren kaputt, "weil die Hersteller die Dinger so bauen, dass die Zellen an den Batterien liegen" und sie immer heißer werden. Sein Vorschlag: ein Gesetz, damit man die Handys öffnen und leichter reparieren kann.
Mojib Latif: Der Klimaforscher erteilte Skeptikern am menschengemachten Klimawandel eine klare Absage. "Da gibt es in der Forschung keinen Zweifel." Ein Seitenhieb in Richtung Kubicki. Latif kritisierte die deutsche Politik schonungslos. "Gerade unter der Kanzlerschaft von Frau Merkel wird fast überhaupt nichts mehr gemacht für den Klimaschutz."
Deutschland sei international nicht glaubwürdig und verliere das Vertrauen, betonte der Experte angesichts der verfehlten Klimaschutzziele bis 2020. Unabhängig davon müsse jeder Bürger etwas beitragen - entsprechend seiner Leistungsfähigkeit. Latif macht es mit seinem persönlichen Tempolimit von 100 Km/h auf der Autobahn.
Ganz konkret kündige sie ein Klimaschutzgesetz der Regierung an, forderte klimaneutrales Flugbenzin und Änderungen in der europäischen Agrarpolitik. All dies jedoch ohne erhobenen Zeigefinger, wie sie betonte. "Ich will niemandem verbieten, in den Urlaub zu fliegen."
Petra Pinzler: Die Journalistin lebte mit ihrer Familie ein Jahr lang klimafreundlich. Der Sohn musste auf die heißen Duschen verzichten, die Tochter fuhr mit dem Rad zum Ponyreiten, die Fenster wurden gedämmt.
Ihr Fazit: "Es war am Anfang unbequem." Am Ende des Experiments stand der Verkauf des Familienautos und die Erkenntnis: "Wir sind alle politischer geworden."
Was war das Rede-Duell des Abends?
Lange versuchte Habeck Umweltministerin Schulze mit Sätzen wie diesem aus der Reserve zu locken: "Frau Schulz, die Bilanz der SPD in den letzten zehn Jahren ist desaströs. Wir sind kein Vorbild. Die CO2-Emissionen steigen und steigen und steigen und selbst die einfachen Dinge werden nicht umgesetzt."
Doch die Ministerin versuchte die Kritik weg zulächeln. Erst als Habeck ihr zum wiederholten Mal Untätigkeit vorwarf, platzte ihr allmählich der Kragen. "Wir haben eine ganze Menge erreicht," betonte die SPD-Frau.
Habeck unterbrach sie: "Die CO2-Emissionen steigen!" Schulze hatte genug: "Bitte einmal ausreden lassen!" Dann zählt sie die deutschen Errungenschaften der letzten Jahre wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz und den geplanten Kohleausstieg auf.
Was war der Moment des Abends?
Ein Satz des Klimaforschers Mojib Latif, den sich Politiker in solchen Runden normalerweise nicht trauen. Deutschland müsse im Klimaschutz wieder eine Vorreiterrolle einnehmen, "weil in den USA so ein Vollidiot regiert. Das muss man mal so deutlich sagen".
Was ist das Ergebnis?
Am Ende einer Runde mit wenig künstlicher Empörung und vielen klaren Worten stand eine kollektive Erkenntnis: Deutschland hat seine Vorbildfunktion in der Klimapolitik verloren und muss wieder viel mehr Einsatz zeigen. Man müsse "die Dinge anpacken, dann kriegen wir es auch hin", forderte Forscher Latif.
Bei einigen Maßnahmen wie der CO2-Bepreisung zeigten die anwesenden Politiker Einigkeit, bei anderen wie dem Kohleausstieg bremste SPD-Ministerin Schulze ihre Kollegen aus.
Letztlich hat Journalistin Pinzler mit ihrem einjährigen Experiment gezeigt: Wir müssen nicht auf Signale der Politik warten, jeder kann in seinem Alltag so klimafreundlich leben, wie er möchte - oder eben auch nicht. Zeit für ein kollektives Umdenken wäre es allemal.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.