Alle freuen sich über einen möglichen Impfstoff - aber für Entwarnung ist es noch viel zu früh: Die Runde bei Maybrit Illner lässt keinen Zweifel daran, dass uns die Corona-Pandemie noch lange beschäftigen wird.
Der Teil-Shutdown hinterlässt am Donnerstagabend auch bei der Talkrunde von
Der Rest ist aus verschiedenen Ecken der Republik zugeschaltet,
Nach der Aufregung um die US-Präsidentschaftswahl in der vergangenen Woche wendet sich Illner mit ihren Gästen wieder der Corona-Pandemie in Deutschland zu: Die Zahl der Neuinfektionen steigt zwar langsamer als vor einer Woche, die Welt macht sich zudem Hoffnung auf einen Impfstoff.
Gleichzeitig steckt Deutschland mitten im zweiten Shutdown. Ob der nach dem November schon wieder enden kann, erscheint fraglich.
Wer sind die Gäste?
Besonders positiv ist für sie die Nachricht, dass das Unternehmen Biontech bei der Entwicklung eines Impfstoffs weit vorangekommen ist, denn die Firma sitzt in ihrem Bundesland: "Das freut mich in doppelter Hinsicht."
Jonas Schmidt-Chanasit: "Unerwartet positiv" findet auch der Virologe am Hamburger Bernhard-Nocht-Institut die Fortschritte beim Impfstoff.
Gleichzeitig schränkt er ein, dass nun noch wichtige Daten zu dessen Wirkweise vorgelegt werden müssen. "Nur dann kann man eine maßgeschneiderte Impfstrategie vorlegen."
Peter Kremsner: Der Mediziner leitet die Impfstoffstudie beim Tübinger Unternehmen CureVac - also bei der Konkurrenz von Biontech.
Er wertet den Erfolg der Mainzer aber auch als gutes Zeichen für die eigene Arbeit: In beiden Studien seien bisher keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufgetreten. "Das zeigt, dass die Impfung verträglich und wirksam ist."
Stefan Kluge: Der Intensivmediziner am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf macht auf den Mangel an Pflegepersonal aufmerksam.
Die Lage auf den Intensivstationen sei angespannt: Derzeit liegen dort knapp 3.200 COVID-19-Patienten, doch die Zahl könnte sich seiner Einschätzung nach innerhalb von zwei Wochen verdoppeln. "Damit übertreffen wir die erste Welle bei weitem."
Michael Kretschmer: Der sächsische Ministerpräsident (CDU) spricht Klartext zu den Demonstrationen von mehreren Zehntausend Corona-Leugnern, die am Wochenende ohne Abstand und Mundschutz durch Leipzig gezogen sind: "Das war furchtbar, wir haben sehr darunter gelitten. Das hätten wir uns gerne erspart.“
Lesen Sie auch: Alle aktuellen Informationen rund um die Corona-Pandemie in unserem Live-Blog
Was ist der Moment des Abends?
Viele Zuschauerinnen und Zuschauer dürften sich vor allem Antworten auf eine Frage erhoffen: Wird der zweite Shutdown nach dem November vielleicht wieder vorbei sein? Eine klare Antwort gibt es nicht - zu schwer ist die aktuelle Lage gerade einzuschätzen.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer deutet aber an, dass wir wahrscheinlich noch eine gewisse Zeit durchhalten müssen: "Wir sehen eine leichte Verbesserung - allerdings weniger, als wir erhofft haben", sagt er über die aktuellen Infektionszahlen. "Wenn wir die heutigen Zahlen fortschreiben würden, wären wir ungefähr an Weihnachten dort, wo wir hinwollen."
Immerhin wollen weder Kretschmer noch seine rheinland-pfälzische Kollegin Malu Dreyer darüber reden, was man noch schließen könnte - einzelne Ministerpräsidenten hatten in den vergangenen Tagen schon angedeutet, dass es noch schlimmer kommen könnte. "Ich finde es im Moment falsch, über Verschärfungen nachzudenken", sagt dagegen Malu Dreyer.
Was ist das Rededuell des Abends?
Diskussionen? Fehlanzeige. Diese Sendung soll offenbar eher eine Lageanalyse liefern. Ein klein bisschen Meinungsverschiedenheit darf es dann aber doch sein: Mit Jonas Schmidt-Chanasit sitzt einer von drei Experten im Studio, die vor wenigen Wochen mit einem umstrittenen Positionspapier für Aufsehen gesorgt haben.
Zusammen mit dem Bonner Virologen Hendrik Streeck sprach er sich gegen einen zweiten Shutdown aus - und an dessen Stelle für einen höheren Schutz der Risikogruppen.
Dass die aktuellen Kontaktbeschränkungen alternativlos sind, will Schmidt-Chanasit auch an diesem Abend nicht sagen. Eine Abfolge von mehreren "Wellenbrecher-Shutdowns" sei für niemanden gut. "Wir müssen alle zusammen an besseren, nachhaltigen Wegen arbeiten."
Medizinethikerin Alena Buyx will das so nicht stehen lassen: "Ich fand dieses Papier zu dem Zeitpunkt, an dem es kam, erstaunlich und auch problematisch." Denn zu diesem Zeitpunkt sei die Zahl der Corona-Infizierten sehr schnell gestiegen.
Sie ist überzeugt, dass die aktuelle Situation auf den Intensivstationen ohne Verbote sehr viel schlimmer aussehen würde. "Da muss ich einfach mal ein deutliches Wort finden."
Was ist das Ergebnis?
Vier Gäste mit medizinischem Hintergrund und zwei Personen aus der Politik: Besonders repräsentativ ist die Runde nicht zusammengesetzt. Maybrit Illner galoppiert durch ihre Fragen - statt Diskussionen gibt es die volle Ladung Information.
Wer die letzten Wochen verschlafen hat und sich auf den neuesten Corona-Stand bringen will, kommt daher auf seine Kosten. Wer sich dagegen einigermaßen auf dem Laufenden hält, erfährt eher wenig Neues.
Letztlich lässt sich aus dieser Sendung die gleiche Botschaft ziehen wie aus vielen anderen zuvor: Irgendwann wird diese Coronkrise vorüber sein. Aber wann genau das sein wird, kann niemand sagen. Wir werden noch eine ganze Weile durchhalten müssen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.