Die US-Wirtschaft boomt, Trumps Steuerreform freut die Börsen und auch außenpolitisch sind die erwarteten Konflikte bisher ausgeblieben. Maybrit Illner diskutierte mit einer Männerrunde, ob der US-Präsident seine Sache vielleicht doch ganz gut macht. TV-Kollege Jörg Thadeusz befasste sich mehr damit, einem AfD-Vertreter Feuer zu geben.
Nachdem unzählige Talkrunden der vergangenen Monate eher die negativen Aspekte im Wirken von US-Präsident
Immerhin geht es der US-Wirtschaft derzeit glänzend, seine Steuerreform begeistert die Börsen und außenpolitisch hat er mit seinen schroffen Aussagen bisher weniger Schaden als erwartet verursacht. Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos hält Trump am Freitag eine mit Spannung erwartete Rede.
Für Peter Rough, Exil-Amerikaner und Trump-Versteher, ist der Präsident aufgrund seiner eigenen Berufsbiografie ein "guter Vermittler" zwischen Ideen der Globalisierung und den Interessen des Durchschnittsamerikaners. Aus seiner Sicht macht der Trump vieles richtig.
Auch Georg Pazderski, stellvertretender Bundessprecher der AfD, lobte Trump – mit einem kleinen Seitenhieb auf seinen Politikstil. "Er weiß genau, was er tut und sagt ganz offen, was er will. Andere Präsidenten haben das auch gemacht, aber sie haben das besser verkauft."
Trump als "große Chance für Europa"
Norbert
Droht nun gar ein Handelskrieg mit den USA? So weit will Wolfgang Ischinger, Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, nicht gehen. Er sieht Trump als "klingelnden Wecker" für die EU.
Soll heißen: Europa muss in Bereichen wie Außen- und Verteidigungspolitik endlich mit einer Stimme sprechen und mehr Verantwortung in der Welt übernehmen. Allerdings ohne sich zu distanzieren. "Wer denkt, jetzt ist die Gelegenheit da, die Nabelschnur zu Amerika zu kappen, der hat nichts verstanden", betont Ischinger. Röttgen fordert auch mal Widerspruch: "Die US-Administration nimmt uns nicht ernst, wenn wir immer nur folgen."
Dass selbstbewusstes Agieren funktionieren kann, beweist aus Ischingers Sicht die Handelspolitik, in der die EU mit einer Stimme spricht. "Wir haben etwas zu sagen. Und da wird man in Washington schon zuhören wollen." Auch AfD-Mann Pazderski sieht in den Aktionen von Trump "eine große Chance für Europa".
Thadeusz schießt sich auf AfD-Politiker ein
Obwohl der AfD-Politiker die Talkshow ohne steile Thesen oder Provokationen meisterte, bekam er von seiner Linken immer wieder Breitseite. Dort saß der Journalist Jörg Thadeusz, der sich selbst als "echten Liberalen" bezeichnet. Thadeusz mag Trump nicht, Thadeusz mag die AfD nicht – das war nach zwei Minuten klar. Mit vielleicht etwas zu viel Schaum vor dem Mund beantworte er Sachfragen zum Präsidenten lieber mit Schimpftiraden über dessen Verhalten und Tabubrüche.
Nebenbei nahm sich Thadeusz immer wieder den AfD-Vertreter zur Brust, in dem er wohl einen "Bruder im Geiste" des US-Präsidenten erkannte. Dem reichte es irgendwann: "Sie reden viel, aber sagen wenig."
Norbert Röttgen führte die Runde wieder auf die Sachebene zurück. Einerseits stellte er fest, dass Trumps Rhetorik "viel schärfer als sein Handeln" sei. Andererseits nahm er ihm Entscheidungen wie die Anerkennung von Jerusalem als Israels Hauptstadt übel. Damit werde unnötig Öl ins Feuer gegossen.
"Er tut selbst nicht, was er predigt"
Einen starken Auftritt in der Männerrunde hatte die aus Davos zugeschaltete Unternehmensberaterin Sandra Navidi. Sie sagte, Trump profitiere enorm von den Maßnahmen, die nach der Wirtschaftskrise vor zehn Jahren eingeführt wurden. "Er hat keinen großen Anteil daran. Er verkauft diesen Erfolg als seinen eigenen." Dennoch seien die Deregulierungen unter der US-Regierung hilfreich gewesen.
Gleichzeitig beklagte Navidi seine Doppelmoral, denn obwohl Trump "America first" vertritt und den Freihandel bekämpft, ist der Präsident in ihren Augen Globalist. "Er lässt selbst im Ausland produzieren, setzt auf ausländische Arbeitskräfte in seinen Hotels. Er tut selbst nicht, was er predigt."
Kann man solch einen Politiker ernst nehmen? Für Wolfgang Ischinger stellt sich diese Frage nicht. Er rät den Europäern, sich auf ihre eigenen Stärken zu besinnen. "Wir müssen dafür sorgen, dass man uns in Washington ernst nimmt." Norbert Röttgen wünscht sich, dass Deutschland sich auch mal traut, mit den USA zu streiten.
Und Georg Pazderski, der Trumps Politik ganz gut findet, erklärt die mangelnde Anerkennung von dessen Erfolgen mit einem ganz einfachen, ganz unpolitischen Satz: "Obama war ein sympathischer Typ, Trump ist es nicht."
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