Seit der Ansage von Donald Trump, dass die USA keine Waffen mehr an die Ukraine liefern werden, steigt in Europa die Panik. Bei "Markus Lanz" bekamen sich Anton Hofreiter und Jan van Aken mächtig in die Haare, als es um eine weitere Aufrüstung ging. Zeitgleich schockte Militärexperte Carlo Masala den Moderator mit einer düsteren Bestandsaufnahme.
Das Thema der Runde
EU-Kommissionspräsidentin
Die Gäste bei "Markus Lanz"
- ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen glaubt, dass
Trump aktuell versucht, Russland von China abzuwenden: "Der große Konflikt der Zukunft ist zwischen den USA und China." - Grünen-Politiker
Anton Hofreiter warnt vor der Unberechenbarkeit von US-Präsident Donald Trump: "Die USA sind mit Trump nicht mehr der Verbündete Europas." - Linken-Politiker
Jan van Aken reagiert geschockt auf das Treffen zwischen Trump undSelenskyj : "Donald Trump ist Team Putin." - Journalistin Sabine Rennefanz zeigt sich überrascht von dem Plan, weitere Milliarden von Schulden zu machen: "Die SPD hat sich irgendwie durchgesetzt."
- Militärexperte Carlo Masala findet das Aufrüsten wichtig, aber: "Europa wäre nicht in der Lage, einen Waffenstillstand so abzusichern, dass er Russland beeindrucken würde."
- Ökonom Rüdiger Bachmann blickt sorgenvoll nach Amerika, denn: "Die USA wollen eine Autokratie - im besten Fall nach dem Vorbild von Orbán und Erdoğan."

Das Wortgefecht
ZDF-Moderator
Der Politiker wetterte weiter, dass er "überhaupt nicht" erkennen könne, "woher jetzt diese irrwitzigen Summen kommen. (...) Das sind doch alles aus dem Hut gezogene Zahlen, die für mich auf dem realen Boden überhaupt keine Begründung haben". Grünen-Politiker Anton Hofreiter sah das anders und stellte klar: "Wir wollen, dass Russland nicht auf die Idee kommt, nachdem sie die Ukraine angegriffen haben (...), ein weiteres europäisches Land anzugreifen." Hofreiter fügte wütend hinzu: "Ich will Frieden haben in Europa und dafür braucht man eine effiziente Abschreckung. Und das ist das, was Sie nicht einsehen und verstehen wollen."
Der Grünen-Politiker echauffierte sich weiter: "Mit Putin kannst du nur (...) auf Augenhöhe verhandeln. Das, was Sie vorschlagen, ist, Europa schwach zu machen und Europa schwach zu halten. (...) Deswegen brauchen wir einfach deutlich, deutlich mehr Geld, um Putin dazu zu bringen, auf Augenhöhe ernsthaft mit uns über Frieden zu verhandeln." Statt einzulenken, stichelte Jan van Aken in Richtung Hofreiter: "Sie haben sich gerade komplett widersprochen!" Laut van Aken sei die Abschreckung längst da, denn: "Das, was an 430 Milliarden jedes Jahr hier ist, das reicht für Abschreckung." Anton Hofreiter verneinte dies prompt: "Es reicht nicht zur Abschreckung!"
Auch Militärexperte Carlo Masala stellte klar: "Wir haben kaum Luftverteidigung und Marschflugkörper. (...) Wenn Russland sich entscheiden sollte, vollumfänglich anzugreifen, haben die Russen all diese Fähigkeiten - wir haben sie nicht. Und damit sind wir in der Hinterhand." Laut Masala könne Deutschland lediglich Berlin vor ballistischen Raketen schützen, aber "keine andere deutsche Stadt".
Ein Szenario, das Lanz sprachlos machte: "Im Ernst jetzt? Wir könnten Berlin schützen, aber Hamburg schon nicht mehr?" Masala nickte: "Diese Sendung würde dann hier nicht mehr stattfinden."
Jan van Aken zeigte sich derweil unbeeindruckt und machte deutlich, dass in Russland "auch vieles nicht" funktioniere. Er wehrte sich deshalb vehement gegen das vorgeschlagene deutsche Sondervermögen für die Bundeswehr und insinuierte, dass damit künftig Rentner für neue Panzer zahlen müssten. Ein "harter populistischer Ausfallschritt", wie Lanz prompt konterte.

Die Offenbarung des Abends
Während Europa über mehr militärische Hilfe für die Ukraine debattiert, kündigte US-Präsident Donald Trump an, ab sofort keine Waffen mehr an die Ukraine zu senden. "Ja, das ist so", gab ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen nachdenklich zu. "Es sollte eigentlich eine größere Lieferung rausgehen (...). Das liegt jetzt erst mal auf Eis." Laut Theveßen stelle sich nun die Frage, wie schnell sich dies im Krieg bemerkbar mache. Zwar habe Joe Biden zum Ende seiner Amtszeit "noch einmal heftig nachgelegt", was Waffenlieferungen anbelangt, "aber das ändert nichts an der Tatsache: Wenn das (...) ganz gestrichen wird, was geliefert werden sollte, hat die Ukraine ein riesiges Problem".
Militärexperte Carlo Masala ergänzte dazu, dass sich an der Front in den nächsten zwei bis drei Monaten nicht viel verändern werde. Die Situation an der Front werde sich erst dann "drastisch" ändern, "wenn Europa diese Lücke nicht füllt". Masala fügte hinzu, dass es zudem viel "dramatischer" sei, wenn das Übermitteln von Aufklärungsdaten wie der russischen Zielerfassung und Zielkoordinaten von den USA eingestellt werden würde. "Wenn das jetzt auch noch ausbleibt, dann sind die ukrainischen Streitkräfte blind. Das ist auch etwas, was Europa nicht ersetzen kann."
Elmar Theveßen nickte nachdenklich: "Wenn dann auch noch das Starlink-System für die Ukraine nicht mehr nutzbar wäre, dann wäre das vergleichbar mit dem Stecker ziehen. Dann ist Ende. Dann geht eigentlich nicht mehr viel. Das weiß man hier in Washington." Lanz lenkte deshalb den Blick auf eine mögliche Wiederaufnahme der Gespräche zwischen Trump und Wolodymyr Selenskyj. Theveßen zeigte sich skeptisch: "Selenskyj hat ja heute zumindest mal gesagt, er sei bereit zum Frieden. (...) Wir hoffen, dass wir von Trump hören, ob er bereit ist, sich wieder an den Tisch zu setzen."
Lanz hakte prompt nach, ob das gescheiterte Treffen im Weißen Haus von Trump inszeniert gewesen sein könnte. Der ZDF-Korrespondent antwortete nüchtern: "Donald Trump wollte als Friedensstifter auftreten und dabei ein sehr gutes Geschäft abschließen." Selenskyj sollte derweil "Ehrerbietung und Dankbarkeit zeigen", wie Theveßen weiter erklärte: "Er war eigentlich nur als Statist geplant - als Vasall, (...) der ein Stück weit den Ring küsst. Und genau das hat nicht geklappt. (...) Dann ist das aus dem Ruder gelaufen." Ein Zustand, der Jan van Aken Sorgen bereitete: "Es muss einen gerechten Frieden für die Ukraine geben und das ist keiner, der von Putin diktiert wird."
Der Erkenntnisgewinn
Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, in was für einer heiklen Lage sich die Ukraine aktuell befindet. Nach dem desaströsen Treffen zwischen Trump und Selenskyj wollte der ZDF-Moderator wissen: "Sollte Deutschland auch keine Waffen liefern?" Jan van Aken reagierte schwammig: "Es gibt zwischen Waffenlieferungen und Nichtstun ganz viel anderes - und ich will über das andere reden." Als Lanz nachhakte, ob er "keine anderen Waffen liefern" würde, sagte der Linken-Politiker genervt: "Nur wenn wir andere Dinge tun!" Eine Position, die Anton Hofreiter nicht vertreten konnte, denn: "Noch haben wir die Möglichkeit, einen weiteren Krieg in Europa zu verhindern. Aber dafür braucht es endlich den politischen Willen." © 1&1 Mail & Media/teleschau