Mehr als 250 Millionen Menschen konsumieren weltweit illegale Drogen, Kriminelle machen ein Milliardengeschäft. Sind neue Wege in der Drogenpolitik nötig? In der Sendung von Sandra Maischberger widersprach eine CSU-Politikerin vehement, ein Journalist warf ihr deswegen angesichts der Toten durch Alkohol und Tabak "Heuchelei" vor.
In den USA haben 25 Bundesstaaten die Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken legalisiert. Einige Staaten erlauben mittlerweile sogar den Genusskonsum. Ex-Präsident
Ex-Junkie: Alkohol und Tabak die "gefährlichsten Substanzen"
Zum Auftakt gab es ein kleines Einmaleins der Drogen und ihrer Wirkungen. Der Fernsehreporter
Beide kamen indes zu der Erkenntnis: Die gefährlichsten Substanzen und die Einstiegsdrogen Nummer eins seien Alkohol und Nikotin. 80.000 Tote pro Jahr gibt es in Deutschland allein durch den Alkoholkonsum. Die gängige Unterscheidung zwischen legalen und illegalen Substanzen sollte überdacht werden. "Ich wünsche mir eine Entkriminalisierung von Konsumenten und eine geregelte Freigabe von Drogen", sagte Böckem.
Medizinjournalist: "viel Heuchelei" und "zweierlei Maß"
Die Bedeutung präventiver Maßnahmen betonte die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU). Sie wehrte sich dagegen, die Gefahren der illegalen Drogen zu relativieren. "Es wäre falsch, wenn wir sagen, wir gehen gar nicht mehr dagegen vor", erklärte Huml. "Wenn wir sagen, es ist alles erlaubt, was setzen wir da für Signale für junge Menschen?" Der Medizinjournalist Werner Bartens beklagte in der Diskussion um Alkohol und Nikotin – an Huml gerichtet – "viel Heuchelei". Es werde mit "zweierlei Maß gemessen". Angesichts Zehntausender Toter pro Jahr durch diese Alltagsdrogen und "nur" rund 1.200 durch illegale Drogen.
Bartens betonte, die durch ihre restriktive Drogenpolitik bekannte bayerische Staatsregierung könne gegen die "kriminelle Energie weltweiter Drogenkartelle" – in die nach seinen Aussagen auch Politiker eng verstrickt sein sollen – ohnehin nichts machen.
Polizei-Funktionär plädiert für liberale Drogenpolitik
Auf die Seite der Befürworter einer liberaleren Drogenpolitik schlug sich auch André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter. Der Krieg gegen die Drogen sei verloren, die aufwändige Arbeit der Polizei zur Verfolgung von Konsumenten sei nicht besonders effektiv. "Portugal hat seit 16 Jahren ein sehr gutes Modell", sagte Schulz. "Dort gibt es einen helfenden Ansatz, keinen kriminalisierenden – das stimmt relativ positiv."
In dem südeuropäischen Land gilt seit 2001 die freiheitlichste Drogenpolitik Europas. Drogenkonsumenten werden nicht als Kriminelle, sondern in erster Linie als Hilfsbedürftige angesehen. "Das Vorgehen in Portugal ist erfolgreicher als die Politik hier", stimmt auch Jenke von Wilmsdorff ein.
Was heißt das konkret? Das Modell der Repression, Prävention und Behandlung, wie es etwa in Bayern praktiziert werde, "funktioniert einfach nicht", befand Journalist Böckem. Da konnte die bayerische Ministerin, die zusehend in die Defensive geriet, nur mit dem Kopf schütteln und gebetsmühlenartig auf die große Bedeutung der Prävention hinweisen. Die Legalisierung von Drogen sei verantwortungslos, meinte Huml. Ein lebendiges Beispiel, das ihrer Argumentation zugute kam, war Sabrina Kästner. Die junge Mutter verlor wegen ihrer Crystal-Meth-Sucht zwischenzeitlich die Obhut über ihre beiden Kinder, sie schilderte eindrücklich, wie schnell man in die Suchtspirale geraten kann. "Ich war sofort von Crystal abhängig", sagte Kästner.
Das Fazit: Die Befürworter einer neuen Drogenpolitik besaßen zwar bei
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