Bei Maischberger ging es am Dienstagabend (19. November) vor allem um zwei Themen: den Krieg in der Ukraine und den Kanzlerkandidaten der SPD. Zwei Gäste hatten jeweils eine Warnung im Gepäck. Während BSW-Politikerin Sahra Wagenknecht davor warnte, immer mehr zur Kriegspartei zu werden und Russland praktisch den Krieg zu erklären, erinnerte der ehemalige Kanzlerkandidat Martin Schulz die SPD daran, wie schnell ein Hype vorbei sein kann.

Eine Kritik
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In der SPD rumort es: Die Frage, ob Olaf Scholz als Kandidat zur Wiederwahl antreten soll, sorgt innerhalb der Partei für eine Debatte. Mehrere SPD-Politiker haben bereits eine Kandidatur von Verteidigungsminister Boris Pistorius gefordert. Dieser ist in Umfragen deutlich beliebter als der amtierende Kanzler Olaf Scholz.

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Das ist das Thema bei "Maischberger"

Der Krieg in der Ukraine läuft seit nunmehr 1.000 Tagen. Maischberger fragte daher: "Zeit, mit Putin zu diskutieren oder den Taurus zu schicken?" Im Fokus standen dabei mögliche Friedensverhandlungen, ein Waffenstillstand und Gefahren, die von Waffengattungen wie dem Taurus ausgehen könnten. Außerdem ging es um den Kanzlerkandidaten der SPD und die Frage, ob ein Wechsel zu Pistorius die SPD aus ihrem Umfragetief holen könnte.

Das sind die Gäste

  • Martin Schulz (SPD): Der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD sagte: "Wenn wir das Sterben beenden wollen, gibt es zwei Optionen: Den militärischen Sieg der Ukraine – den halte ich für ausgeschlossen – oder den Versuch, Wege auszuloten, wie man zumindest zu einem Waffenstillstand kommt." Es sei Russland gelungen, viele Menschen, auch in der deutschen Bevölkerung zu täuschen. "Aber man muss auch zugeben, dass wir uns haben täuschen lassen", so Schulz.
  • Katrin Göring-Eckardt (Grüne): "Putin überschreitet eine rote Linie nach der anderen", meinte Göring-Eckardt. Er signalisiere sehr klar, dass er nicht aufhören werde. "Wir müssen dafür sorgen, dass es Augenhöhe gibt für Verhandlungen, dass es Frieden gibt, dass der gerecht ist und wirklich stabil", sagte sie weiter. An späterer Stelle scherzte sie: Habeck sei jemand, der einen klaren Kompass habe, und "er sieht auch am besten aus".
  • Sahra Wagenknecht (BSW): Sie sprach über die Konsequenz einer möglichen Taurus-Lieferung: "Bundeswehrsoldaten programmieren dann Raketen, die tief nach Russland reichen. Das ist praktisch eine Kriegserklärung an Russland." Wenn es um Menschenleben gehe, könne man nicht immer wieder rote Linien austesten. Es seien immer neue Waffengattungen geliefert worden, aber keine davon sei an der Front ein "Game-Changer" gewesen. Wir würden dadurch nur immer mehr zur Kriegspartei werden.
  • Bärbel Schäfer: Die Moderatorin und Autorin kommentierte die Wahl von Habeck zum Kanzlerkandidaten: "Heizungsgesetz, Wärmepumpe und wir sind fast das Schlusslicht der EU. Und jetzt sagt uns der Wirtschaftsminister, der uns an diesen Rand gebracht hat, dass er der ist, an den wir glauben sollen. Er erfindet sich neu und wir sollen das mit glauben. Das fällt mir noch ein bisschen schwer."
Maischberger
Maischberger diskutierte unter anderem mit (v.l.n.r.) Hannah Bethke, Julie Kurz und Bärbel Schäfer. © WDR/Melanie Grande
  • Julie Kurz: "Die letzte Woche hat sich sehr dynamisch entwickelt, wo ich kaum noch sehe, dass Scholz sich noch halten kann. Er ist in der Bevölkerung sowieso relativ unpopulär, außerdem wird ihm das Scheitern der Ampel angeheftet – er ist der Chef gewesen. Jetzt kommt eine offene Diskussion in der Partei dazu", sagte die ARD-Journalistin. Das Rumoren werde nicht wieder weggehen.
  • Hannah Bethke: "Wir haben eine Demokratie in sehr schweren Zeiten, Donald Trump ist zum US-Präsidenten gewählt worden. Dass wir uns jetzt nachträglich mit dem Gezanke einer zerbrochenen Regierung auseinandersetzen müssen, erfreut die Bürger sicherlich nicht", so die Journalistin der "Welt". Jetzt aber zu glauben, Pistorius könnte ohne Weiteres die SPD aus ihrem Umfragetief ziehen, sei nicht realistisch.

Das ist der Moment des Abends bei "Maischberger"

Schulz warnte zwischen den Zeilen vor einem Pistorius-Hype, indem er auf seine eigene Zeit als Kanzlerkandidat zurückblickte: "Ich habe diesem Hype vom ersten Tag an misstraut. Ich habe da nur selten öffentlich drüber gesprochen – aber es ist nicht normal, dass man von einem auf den anderen Tag von 18 bei 25 Prozent liegt", gab er zu.

Als er auf dem Parteitag mit 100 Prozent der Stimmen gewählt worden sei, haben ihn das in einen Schock versetzt. "Wenn Sie 100 Prozent der Stimmen bekommen, dann haben Sie auch die Leute gewählt, die Sie gerne auf die erdabgewandte Seite des Mondes schießen würden. Das trägt den Keim des Scheiterns in sich", war er sich sicher.

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Ein solcher Hype sei wie Schall und Rauch und schnell wieder weg. "Deshalb rate ich auch dazu, dass der Parteivorstand alle Fürs und Wider klug abwägt", sagte er. Man müsse die Entscheidung jedoch schnell treffen. "Es kann auch eine Überraschung geben", sagte er.

Das ist das Rede-Duell des Abends

Sahra Wagenknecht (l.) und Katrin Göring-Eckardt
Bei "Maischberger" kamen Sahra Wagenknecht (l.) und Katrin Göring-Eckardt auf keinen gemeinsamen Nenner. © WDR/Melanie Grande

Göring-Eckardt und Wagenknecht rasselten schnell aneinander. Als Wagenknecht daran erinnerte, Russland sei eine Atommacht, positionierte sich die Grünen-Politikerin: "Wenn Sie jetzt mit der Atommacht kommen, will ich eins sagen: Da wird an die Ur-Angst appelliert. Wer glaubt, dass Putin anfängt, Atomschläge zu machen, der versteht nicht, dass es für Russland und Putin selbst das Allergefährlichste wäre." Putin wolle, dass wir Angst haben, das sei seine stärkste Waffe.

Wagenknecht stieg sofort darauf ein: "Ich finde das unverantwortlich. Die US-Geheimdienste haben im Sommer gewarnt: Russland geht dazu über, Militärstützpunkte der Nato auf Nato-Gebiet anzugreifen, wenn man die Reichweitenbeschränkung aufhebt." Wir, die keine Atommacht seien, machten uns lächerlich, wenn wir Putin erpressen wollten. Göring-Eckardt erinnerte noch einmal: "2014 wurde der Fehler schon einmal gemacht. Damals gab es einen unsicheren Diktat-Frieden. Putin konnte machen, was er will. Das hat dazu geführt, dass der neue Krieg 2022 ausgebrochen ist."

So hat sich Sandra Maischberger geschlagen

Maischberger war wach, stellte scharfe Fragen, ließ nicht locker – eine gelungene Moderation. Als es um die K-Frage ging, forschte sie bei Schulz nach: "Was sagen Sie denen, die sagen, wir können mit diesem Kanzler nichts gewinnen?" und wollte ebenso wissen "Dann muss die Basis Plakate kleben von jemandem, von dem sie nicht überzeugt ist?" Eine klare Aussage zu Pistorius oder Scholz war von Schulz allerdings nicht zu bekommen. "Es gibt nichts Schlimmeres als besserwisserische Amtsvorgänger, die sich vom Spielfeldrand einmischen", blieb Schulz hart.

Das ist das Ergebnis bei "Maischberger"

Die SPD steht aus Sicht der Runde vor einem Dilemma: Mit Olaf Scholz scheint ein "Aufbruch" kaum möglich, ein Kandidat Pistorius bringt die Frage der Friedensagenda und der Kriegstüchtigkeit auf den Tisch. Gleichzeitig erinnerten die Gäste aber auch daran, dass man über Pistorius und seine Positionen in anderen Politikbereichen noch nicht viel wisse. Es bestehe die Gefahr, dass er verbrannt werde.

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