Für ihre Aussage zur Tötung von Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah musste Außenministerin Annalena Baerbock jüngst reichlich Kritik hinnehmen. Auch CDU-Politiker Jens Spahn zog am Dienstagabend bei "Markus Lanz" über die Grünen-Politikerin sowie die Bundesregierung her.
Auf Tel Aviv und andere Städte wurden am Dienstag rund 180 Raketen abgeschossen. Die israelische Luftabwehr konnte zwar zahlreiche Geschosse abfangen, dennoch kündigte Regierungschef
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Das war das Thema bei "Markus Lanz"
Am Dienstag startete der Iran einen massiven Luftangriff auf Israel. Rund 180 Raketen wurden dabei auf Tel Aviv und weitere israelische Städte geschossen. Inzwischen gaben Behörden zwar eine erste Entwarnung, dennoch wird der iranische Angriff von vielen als mögliche Großeskalation in der Region gewertet.
Markus Lanz sprach daher aktuell in seiner Sendung über die möglichen Konsequenzen des Raketenangriffs. In dem Zusammenhang analysierte er auch die viel kritisierte Reaktion von Außenministerin
Das waren die Gäste
- Jens Spahn, CDU-Politiker: "Was die AfD im Landtag in Thüringen gemacht hat, ist ein Vorgeschmack auf das, was man erwarten darf, wenn sie noch mehr Einfluss bekommt."
- Ulrike Herrmann, Journalistin: "Aus meiner Sicht haben wir bei der Landtagswahl in Thüringen eindeutig einen Verfassungsbruch erlebt."
- Christoph Ehrhardt, Nahostexperte: "Natürlich stellen sich jetzt alle die Frage: Was macht die Hisbollah?"
- Dominik Lessmeister, Journalist: "Es gibt eine große Angst hier, dass es eskaliert und dass der Schlag dann doch sehr hart und stark sein wird vom Iran."
- Elmar Theveßen, Journalist: "Die Amerikaner haben den Iran natürlich sehr gut im Blick."
- Guido Steinberg, Islamwissenschaftler: "Die Israelis sind selbst überrascht davon, wie schnell sie militärische Erfolge erzielt haben in den vergangenen Tagen."
Das war der Moment des Abends bei "Markus Lanz"
Mit Blick auf die aktuelle Bedrohungslage in Israel wollte Markus Lanz am Dienstagabend wissen: "War das der Beginn des seit langer Zeit befürchteten iranischen Großangriffs?" ZDF-Korrespondent Dominik Lessmeister, der aus Tel Aviv zugeschaltet war, erklärte daraufhin, dass es bereits am Nachmittag Vorwarnungen aus den USA gegeben hatte, und dann sei es "auf einmal ganz schnell" gegangen: "Dann war dieser Alarm da und wir haben uns dann (...) in die Schutzräume begeben." Der Journalist ergänzte: "Ich habe das zum ersten Mal so erlebt in dem Raum. Das ist so laut!"
Als Lanz daraufhin wissen wollte, wie das israelische Volk mit dem Großangriff umgegangen sei, erklärte Lessmeister: "Die Israelis sind schon viel gewöhnt." Dennoch gebe es "mit diesem Angriff jetzt auch auf den Libanon" sowie der kürzlichen Tötung des Hisbollah-Chefs "eine große Angst hier, dass es eskaliert und dass der Schlag dann doch sehr hart und stark sein wird vom Iran". Lessmeister weiter: "Deswegen glaube ich, war da schon heute auch Sorge und auch Angst in der Luft."
Mit Blick auf die USA fügte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen hinzu, dass "amerikanische Zerstörer" aktuell im Mittelmeer daran beteiligt gewesen sind, "diese Projektile abzuschießen". "Die Amerikaner haben den Iran natürlich sehr gut im Blick", sagte Theveßen, "insbesondere natürlich auch wegen des Atomprogramms."
Laut des Journalisten warte man in Washington jetzt voller Sorge ab, ob noch "eine zweite Welle" aus dem Iran komme. "Rechnet man mit einem weiteren Angriff?", wollte Lanz prompt wissen. "Im Moment ist ja Entwarnung", wiegelte Lessmeister ab. "Das heißt, man rechnet im Moment nicht mit einem weiteren Angriff." Die Frage sei nun jedoch, "wie Israel antworten wird". Laut des ZDF-Korrespondenten sei der Druck "groß", da Israel ja immer auch sage: "Wir lassen uns das nicht gefallen, wir zeigen Stärke."
Eine Steilvorlage für Lanz, der von Jens Spahn wissen wollte, wie groß die Angst vor "dem ganz großen Krieg" in der deutschen Politik sei. Der CDU-Mann antwortete ehrlich: "Natürlich ist die Sorge ja im Grunde schon seit dem 7. Oktober da." Spahn ergänzte mit ernster Miene: "Eines steht aber - und das steht für die Vereinigten Staaten wie für Deutschland - (...) nämlich das klare Bekenntnis zum Existenzrecht Israels und die klare Unterstützung auch für die israelische Regierung."
Das war das Rede-Duell des Abends
Im Laufe der Sendung wollte Markus Lanz von seinen Gästen wissen, wie sie die Aussage von Außenministerin Annalena Baerbock in Bezug auf die Tötung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah aufgefasst haben. Baerbock hatte am vergangenen Sonntag vor einer "Destabilisierung des ganzen Libanons" gewarnt und nannte die Tötung Nasrallahs "in keinster Weise im Interesse der Sicherheit Israels".
Islamwissenschaftler Guido Steinberg sagte dazu sichtlich irritiert: "Das passt nicht insgesamt zur Argumentation der Regierung - Stichwort Staatsräson." Der Experte ergänzte: "Eine Schwächung der Hisbollah ist wirklich im massiven Sicherheitsinteresse Israels. Und ich würde argumentieren, dass sie auch in unserem Interesse ist." Journalistin Ulrike Herrmann versuchte daraufhin, Baerbock in Schutz zu nehmen: "Ihre Stoßrichtung war, zu sagen: (...) Eine wirkliche Sicherheit kann es ja für Israel nur geben, wenn es wirklichen Frieden gibt - das heißt, einen Friedensvertrag mit den Palästinensern."
CDU-Politiker Jens Spahn zeigte sich davon unbeeindruckt und konterte: "Die Aussage der Außenministerin ist leider einmal mehr zumindest verwirrend - ich finde eher irritierend, in der Frage, wo Deutschland, wo die Bundesregierung eigentlich steht." Er wetterte weiter: "Die Bundesregierung will uns nicht beantworten, ob es Waffenlieferungen an Israel gibt", so Spahn. "Darüber gibt es aktuell keine Transparenz. Ich jedenfalls würde mir wünschen, dass wir Israel bei Bedarf unterstützen."
In dem Zusammenhang kritisierte der CDU-Politiker auch Annalena Baerbocks kürzliches Abendessen mit israelfeindlichen Aktivisten, die Spahn als "fragwürdige Gruppierungen" bezeichnete, "die das Existenzrecht Israels infrage stellen". "Warum ist die Außenministerin der Bundesrepublik Deutschland überhaupt auf solchen Terminen? Welche Gespräche finden da statt?", stichelte Spahn.
Lanz hakte interessiert nach: "Sollte sie da nicht sein?" Darauf entgegnete der Politiker empört: "Nein! Sie hat es ausgerichtet. Sie war nicht nur da, sie hat es ja ausgerichtet!" Der ehemalige Gesundheitsminister echauffierte sich zudem darüber, dass ein solches Treffen in Bezug auf den Krieg in der Ukraine undenkbar wäre. Guido Steinberg konnte dem jedoch nicht ganz zustimmen: "Ich finde es nicht so dramatisch, wenn eine Außenministerin so in einem privaten Kreis auch mal Positionen zulässt, die vielleicht problematisch sind, um eigene Argumentationsmuster zu überprüfen."
So hat sich Markus Lanz geschlagen
Obwohl Markus Lanz mit Jens Spahn vor allem über die Regierungsbildung in Thüringen sprechen wollte, blieb ihm am Ende nicht viel Zeit. "Die Aktualität hat uns heute sozusagen ein bisschen eingeholt", so der ZDF-Moderator. Dennoch konnte er dem CDU-Mann entlocken, dass eine Koalition mit dem BSW nicht ausgeschlossen ist.
Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"
Bei "Markus Lanz" wurde deutlich, dass es seit Jahren "massive Lücken" in der deutschen und europäischen Sicherheitspolitik gibt. "Und deswegen sind wir auch so unvorbereitet und so machtlos", erklärte Islamwissenschaftler Guido Steinberg mit Blick auf die Lage in Nahost. "Im Nahen Osten hört uns niemand mehr zu", so Steinberg mahnend.
Ulrike Herrmann nickte zwar, sagte jedoch auch: "Die eigentliche Nachricht ist, die USA haben da auch nichts zu sagen. Sondern Netanjahu macht, was er will und hinterher müssen die USA ihn dann abdecken." Lanz wollte daraufhin wissen, wie Netanjahu in Israel selbst gesehen werde. Dazu sagte Dominik Lessmeister: Netanjahu habe ja vor einigen Monaten sehr in der Kritik gestanden, das habe sich jetzt durch die "massiven Angriffe" der Hisbollah "ein bisschen gewandelt". Am Ende gehe es den Israelis jedoch laut des Korrespondenten vor allem um den Frieden: Es gebe "keinen, der einen Krieg will". © 1&1 Mail & Media/teleschau
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