War der G20-Gipfel das alles wert? Die Hamburger dürften hier eine relativ einhellige Meinung haben. Auch bei "Anne Will" stellte man sich angesichts der Gewalt in Hamburg die Frage, ob solche Mega-Treffen überhaupt einen Sinn haben. Bei der Frage nach einer Polizei-Priorisierung geriet Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz in Erklärungsnot.
Wenn es Probleme gibt, dann sollte man miteinander reden. Da die Probleme der Welt gerade Schlange stehen, scheint ein Zusammentreffen der mächtigsten Staats- und Regierungschefs wie beim G20-Gipfel in Hamburg nicht nur sinnvoll, sondern auch dringend notwendig.
Angesichts des Scherbenhaufens, den Hamburg gerade zusammenfegen muss, dürfte das aber nicht jeder so sehen oder zumindest fragen, ob sich das alles wenigstens gelohnt hat.
Genau darüber sprach
Diese Gäste diskutierten bei "Anne Will":
Peter Altmaier , Chef des Bundeskanzleramtes (CDU)Olaf Scholz , Erster Bürgermeister von Hamburg (SPD)Katrin Göring-Eckardt , Fraktionsvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag- Jan Reinecke, Hamburger Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter
- John Kornblum, ehemaliger US-Botschafter in Deutschland
- Georg Restle, Redaktionsleiter von "Monitor"
Darüber wurde bei "Anne Will" gesprochen:
Es kristallisierten sich während der Sendung zwei zentrale Themen heraus. Zunächst wollte Anne Will wissen, wie es überhaupt zu den Ausschreitungen habe kommen können und welche Versäumnisse sich die Verantwortlichen eventuell vorwerfen lassen müssen.
Hier rechtfertigte sich vor allem Hamburgs Erster Bürgermeister Scholz, dass es "niemals an Kapazitäten und Fähigkeiten gefehlt" habe.
Große Uneinigkeit herrschte im Anschluss über die Frage, wie sinnvoll ein solches G20-Treffen überhaupt sei. Dabei stand vor allem das Format des Treffens in der Kritik, das von den meisten Gästen als zu groß wahrgenommen wurde.
Während Journalist Restle kein gutes Haar am Gipfel ließ ("Der Gipfel war den Aufwand nicht wert"), versuchte Peter Altmaier die Ergebnisse wie auch den Sinn eines solchen Treffens zu rechtfertigen: "Es gibt kein besseres Format."
Was die tatsächlichen Ergebnisse des Treffens anbelangt, zeigte sich vor allem Katrin Göring-Eckardt kritisch. Für den Klimaschutz seien die Vereinbarungen sogar ein Rückschritt, weil die USA nun wieder fossile Brennstoffe exportieren könnten.
Warum Olaf Scholz in Erklärungsnot geriet:
Auch wenn sie selbst kein direktes Wort aneinander richteten, ließen die Statements des Hamburger Landesvorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Jan Reinecke, und von Hamburgs Erstem Bürgermeister, Olaf Scholz, in den Anfangsminuten die Luft im Studio knistern.
Auf Wills Frage, warum er und seine Kollegen die Hamburger Bürger nicht besser haben schützen können, antwortete Reinecke: "Weil wir gar keine Chance hatten, das zu tun. Die Aufgaben, die uns gestellt wurden, waren einfach nicht machbar und das war im Vorfeld schon erkennbar."
Man habe das Maximum herausgeholt, aber die Anforderungen seien nicht zu bewältigen gewesen: "Mehr Polizei hat Deutschland nicht zu bieten gehabt."
Als Will weiter wissen will, warum die Spezialeinsatzkräfte nicht eher im Schanzenviertel gewesen seien, erklärte Reinecke, dass es hierfür eine Priorisierung gegeben habe. Zuerst seien die Gipfelteilnehmer zu schützen gewesen, dann die Bürger.
Doch Scholz stritt eine solche Priorisierung ab. Auch im Schanzenviertel seien genug Polizisten gewesen, man habe aber feststellen müssen, dass dort eine Falle für die Einsatzkräfte gedroht habe. Daraufhin seien die Sondereinheiten angefordert worden.
Wie schlug sich Anne Will?
Frisch aus der Sendungspause zeigte sich Anne Will in guter Form und sehr aufmerksam.
Sie fragte vor allem beim Thema Sicherheit für die Hamburger bei Olaf Scholz hartnäckig nach und stellte unbequeme Fragen.
Warum gab es eine Störung?
Gegen 22:00 Uhr gab es eine minutenlange Störung, Bild und Ton fielen komplett aus.
Bei Twitter machten angesichts des anfänglich schwarzen Bildschirms schon die ersten Witze die Runde, dass wohl der schwarze Block dahinter stecke.
Inzwischen hat die Redaktion mittgeteilt, dass Leitungsprobleme für die Störung verantwortlich gewesen seien.
Um die Zeit zu überbrücken, informierte die Redaktion per Twitter mit Zitaten die Follower über den Verlauf der Sendung.
Das Fazit:
Es war eine durchaus spannende Sendung, die vor allem bei zwei Punkten für Erhellung sorgte.
Zum einen wurde klar, wie schwierig es offenbar ist, trotz der offenbar riesigen Sicherheitsvorbereitungen, die Bürger vor enthemmten Gewalttätern zu schützen.
Zum anderen gab die gestrige Sendung einen Einblick in die Grenzen multilateraler Diplomatie zwischen den Möglichkeiten eines G20-Gipfels und den Beschränkungen der Vereinten Nationen als Forum, um globale Probleme anzugehen.
"So arbeitet die Redaktion" informiert Sie, wann und worüber wir berichten, wie wir mit Fehlern umgehen und woher unsere Inhalte stammen. Bei der Berichterstattung halten wir uns an die Richtlinien der Journalism Trust Initiative.