Nach der gemeinsamen Abstimmung von CDU und AfD sorgen sich viele Menschen vor einer Normalisierung rechtsradikalen Gedankenguts. Bei "Markus Lanz" warnte die Holocaustüberlebende Eva Szepesi daher gemeinsam mit Journalist Marcel Reif vor einer Wiederholung der deutschen Geschichte.

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Der Holocaust liegt keine 100 Jahre zurück, doch jüdisches Leben scheint auf deutschen Straßen wieder so gefährdet zu sein wie lange nicht mehr. Bei "Markus Lanz" äußerte die 92 Jahre alte Holocaustüberlebende Eva Szepesi daher ihre Angst vor einer Wiederholung der Geschichte. Eine Angst, die auch Marcel Reif teilen musste.

Markus Lanz, Eva Szepesi und Marcel Reif
Eva Szepesi und Marcel Reif sprachen mit Markus Lanz auch über die gemeinsame Abstimmung der CDU mit der AfD. © ZDF / Markus Hertrich

Das Thema der Runde

Kurz vor der Bundestagswahl wächst die Angst vor einer erstarkenden AfD. Rund 80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz sprach Markus Lanz am Mittwochabend in seiner Sendung über die Bedrohung jüdischen Lebens in Deutschland sowie die Angst vor einer Normalisierung rechtsradikalen und antisemitischen Gedankenguts.

Die Gäste

  • Holocaustüberlebende Eva Szepesi äußerte ihre Befürchtung, dass sich der Holocaust wiederholen könnte, denn: "Der Holocaust hat nicht mit Auschwitz begonnen. Das begann mit einem großen Schweigen."
  • Journalist Marcel Reif schilderte seine Angst, als Jude in Deutschland zu leben. Er sagte: "Wenn jemand antisemitisch sich äußert, dann macht er sich strafbar und dann brauche ich einen starken Staat."

Die Offenbarung des Abends

Bei "Markus Lanz" offenbarte Eva Szepesi auf emotionale Art und Weise, wie sie als Zwölfjährige von russischen Soldaten aus Auschwitz befreit wurde, während sie "kraftlos zwischen Bergen von Leichen" lag.

"Wie blicken Sie auf das, was Ende Januar im deutschen Bundestag passiert ist?", wollte Lanz in Bezug auf die gemeinsame Abstimmung von AfD und CDU wissen. Die heute 92 Jahre alte Holocaustüberlebende antwortete prompt, dass ihr erster Gedanke war, die vielen jungen AfD-Wähler erreichen zu wollen: "Ich muss noch mehr in Schulen gehen, noch mehr aufklären."

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Eva Szepesi warnte, dass die deutsche Bevölkerung "aufpassen und wachsam sein" muss, denn: "Ohne Vergangenheit gibt es keine Zukunft!"

Journalist Marcel Reif ergänzte in dem Zusammenhang: "Der Tabubruch ist nicht für mich, dass die CDU mit der AfD gestimmt hat (...). Der Tabubruch ist: Im Jahr 2025 - in diesem Bundestag - sitzt eine große Fraktion, die gesichert rechtsgerichtet, in großen Teilen rechtsradikal und in Teilen rassistisch ist. Das ist ein Tabubruch und wir müssen diese Wähler und die künftigen Wähler wieder zurückholen in die Mitte. (...) Da, wo ein 'Nie wieder' ernst genommen wird."

Marcel Reif
Marcel Reif hat bei Markus Lanz über die momentane Angst der jüdischen Bevölkerung in Deutschland gesprochen. © ZDF / Markus Hertrich

Reif fügte energisch hinzu: "Wir müssen die jungen Menschen mit Argumenten da hinführen, dass sie wissen, was da passiert ist." Sollte dies nicht gelingen, stellte Marcel Reif klar, sei es die nächste "Schande" und "das nächste Verbrechen" an der Generation von Eva Szepesi, "die das noch erleben muss".

Als der Journalist weiter offenbarte, dass sich genau dieses "Nie wieder" in Deutschland immer mehr zum "Marketing-Slogan" entpuppt, hakte Lanz nach: "Wie sieht Bedrohung jüdischen Lebens im Jahr 2025 aus?" Reif gab daraufhin ehrlich zu: "Ich habe Mühe, mit dem Finger zu zeigen und zu sagen: 'Den habe ich jetzt identifiziert.'" Mittlerweile komme Judenhass nämlich von rechts und von links und sei deutlich hör- und lesbar auf deutschen Straßen.

"Dieser Hass auf Juden - da fühle ich mich zuweilen in diesem Land nicht wohl", erklärte Reif. Eva Szepesi konnte dem nur zustimmen und ergänzte, dass die gefühlte Bedrohung seit dem 7. Oktober "deutlich schlimmer geworden" sei. "Ich habe wirklich Angst, wie das weitergehen wird", so die 92-Jährige. Eine Angst, die Marcel Reif teilte: "Antisemitismus ist eine Krankheit."

Die unverblümte Ehrlichkeit seiner Gäste ließ den ZDF-Moderator sichtlich emotional werden. Er sagte abschließend: "Das ist ein unerträglicher Gedanke für jeden Deutschen, dass in diesem Land wieder Juden mit Kippa auf der Straße nicht mehr sicher sein können, ob das gut geht, wenn sie abends nach Hause gehen."

Der Erkenntnisgewinn

Obwohl Eva Szepesi und Marcel Reif ihre großen Sorgen zum Ausdruck gebracht haben, machte die Holocaustüberlebende bei "Markus Lanz" deutlich: "Ich habe Hoffnung in diese Jugend. (...) Die haben wirklich Interesse. Sie wollen wissen, was passiert ist."

Aus diesem Grund richtete die 92-Jährige den Appell an die deutsche Politik: "Mein Wunsch wäre, dass die Regierung mehr Unterstützung gibt (...) für die Erinnerungsarbeit und Aufklärung für die Jugend." Szepesi ergänzte dazu, was aktuell wirklich auf dem Spiel steht: "Unsere Demokratie ist so etwas Wertvolles. Da muss wirklich jeder Einzelne (...) etwas tun, dass es nicht vorbei ist mit der Demokratie."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © ZDF / Markus Hertrich