Nicht nur in den USA, sondern auch europaweit wird die Kritik an US-Präsident Donald Trump immer lauter. Bei "Markus Lanz" empörte sich SPD-Politiker Peer Steinbrück, als es um die geplanten Zölle auf Importprodukte ging.

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Donald Trump will pauschale Zölle in Höhe von zehn Prozent auf die meisten Importe in die Vereinigten Staaten einführen. Bei "Markus Lanz" platzte SPD-Politiker Peer Steinbrück der Kragen, als er über das wirtschaftspolitische Handeln Trumps sprach. Zeitgleich warnte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen vor der wachsenden Ähnlichkeit zwischen den USA und Russland.

Das Thema der Runde

US-Präsident Donald Trump hat jüngst verkündet, weitreichende Zölle auf Importprodukte aus der ganzen Welt auf den Weg zu bringen. Droht nun ein Handelskrieg mit Europa? Markus Lanz nahm dies zum Anlass, am Mittwochabend über das politische Handeln von Trump zu debattieren, der nach 72 Tagen im Amt bereits umfängliche Veränderungen innerhalb der USA erzielen konnte.

Die Gäste bei "Markus Lanz"

  • SPD-Politiker Peer Steinbrück warnt vor dem fehlenden Widerstand gegen Donald Trump: "Dieser amerikanische Präsident hat ein enormes Druck-Potenzial."
  • ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen blickt sorgenvoll auf die Entwicklung in den USA: "Es weckt Erinnerungen an all das, was wir aus Russland kennen."
  • Journalistin Ursula Weidenfeld blickt kritisch auf die wirtschaftliche Zukunft in Deutschland: "Es gibt so eine komische Drift - und diese Drift hat etwas mit Demografie zu tun."
  • Autor Michael Thumann sieht ein wachsendes Misstrauen innerhalb der russischen Bevölkerung: "Sogar die Russen selbst schweigen sich inzwischen gegenseitig an."
Markus Lanz und seine Gäste
Markus Lanz sprach mit seinen Gästen (v.l.n.r.) Peer Steinbrück, Ursula Weidenfeld, Elmar Theveßen und Michael Thumann über die Politik von Donald Trump. © Cornelia Lehmann/ZDF

Das Wortgefecht

Mit Blick auf Donald Trump und Wladimir Putin fragte Markus Lanz sorgenvoll: "Was ist das für eine neue Weltordnung, die da gerade entsteht?" Autor Michael Thumann antwortete deutlich: "Ich glaube, es geht sehr stark um Persönlichkeiten." Neben Trump und Putin gehe es laut Thumann vor allem um Xi Jinping, Viktor Orbán und Recep Tayyip Erdoğan. "Man hilft sich (...) gegenseitig. Man guckt genau, was der andere macht. Man guckt sich die Methoden ab. Diese Art von Allianz der Autokraten ist insoweit persönlichkeits-basiert. Das hat mit nationalen Interessen überhaupt nichts mehr zu tun", so der Autor streng.

Eine Steilvorlage für Lanz, der die geplanten Strafzölle in den USA ansprach und klarstellte: "Das ist doch eindeutig gegen nationales Interesse der Amerikaner." SPD-Politiker Peer Steinbrück entgegnete trocken: "Das ist völlig bescheuert!" Der SPD-Mann wetterte weiter, dass es "eine irrsinnige Selbstbeschädigung" sei, da in den USA "eine inflationäre Entwicklung" drohe.

"Das ist reine Voodoo-Ökonomie, die er betreibt. Und das Schlimme ist, dass er damit (...) möglicherweise eine Art Eskalation auslöst, (...) die weltweit zu einem wirtschaftlichen Einbruch führen kann", so Steinbrück. Er warnte mit ernstem Blick: "Das wird in meinen Augen nicht zu einer Re-Globalisierung führen, aber zu einer tendenziellen De-Globalisierung. Und das wird Deutschland treffen." Eine Warnung, die Ursula Weidenfeld nicht teilen wollte. Sie hielt dagegen: "Das glaube ich eben nicht!"

Als Lanz überrascht fragte, was sie genau nicht glaube, erklärte Weidenfeld: "Ich glaube nicht, dass Trumps Verhalten dazu führt, dass die ganze Welt sich vom Welthandel abkehrt und isolationistisch und protektionistisch wird." Dennoch gab die Journalistin mit Blick auf den SPD-Politiker zu: "Es wird schwieriger, Herr Steinbrück. Ich bin total bei Ihnen - und der Freihandel wäre die beste Idee. (...) aber die Zeiten sind vorbei."

An den Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Civey kann jeder teilnehmen. In das Ergebnis fließen jedoch nur die Antworten registrierter und verifizierter Nutzer ein. Diese müssen persönliche Daten wie Alter, Wohnort und Geschlecht angeben. Civey nutzt diese Angaben, um eine Stimme gemäß dem Vorkommen der sozioökonomischen Faktoren in der Gesamtbevölkerung zu gewichten. Umfragen des Unternehmens sind deshalb repräsentativ. Mehr Informationen zur Methode finden Sie hier, mehr zum Datenschutz hier.

Die Offenbarung des Abends

Nach 72 Tagen von Donald Trump im Weißen Haus wollte Markus Lanz am Mittwochabend wissen: "Wie würden Sie das beschreiben, was seitdem passiert ist?" SPD-Politiker Peer Steinbrück antwortete mit finsterer Miene: "Als eine Art Revolution." Der Ex-Bundesfinanzminister warnte in dem Zusammenhang von einer enormen Einschüchterung und Erpressung seitens der Trump-Administration und stellte klar: "Dass jemand in so kurzer Zeit (...) ein solches politisches System und administratives System in der Lage ist, völlig aus den Angeln zu heben, hätten die wenigsten von uns erwartet."

Der ZDF-Moderator hakte prompt nach: "Hätten Sie das für möglich gehalten?" Steinbrück nickte vorsichtig und erklärte, dass es vor der zweiten Amtszeit von Trump bereits "ein Drehbuch" zur Vorbereitung gegeben habe. Das harsche Urteil des SPD-Politikers? "Dieser amerikanische Präsident hat ein enormes Druck-Potenzial." Dem musste auch Journalistin Ursula Weidenfeld zustimmen. Sie gab zu: "Ich finde es total verblüffend, wie wenig sicher und fest die Gewaltenteilung verankert ist." Weidenfeld erklärte weiter, dass es "schon atemberaubend" sei, dass die USA "so schnell zusammenfällt" und "so fragil wird".

US-Korrespondent Elmar Theveßen versuchte daraufhin, die Strategie von Donald Trump zu erklären: "Ich glaube, das ist Einschüchterung und Überwältigung, die Art und Weise, in dieser Masse diese Dekrete rauszuhauen." Theveßen fügte hinzu, dass Trump mittlerweile ein Land führe, "das nicht mehr als Demokratie erkennbar ist, weil der Parlamentarismus spielt gar keine Rolle mehr. (...) Es wird alles aus dem Weißen Haus per Dekreten bestimmt". Mit sorgenvoller Miene offenbarte der ZDF-Korrespondent, dass mittlerweile auch die freie Presse "in Gefahr" sei und man in den USA bewusst "Angst erzeugen" wolle. "Es weckt Erinnerungen an all das, was wir aus Russland kennen", so Theveßen ehrlich.

Der Erkenntnisgewinn

Bei "Markus Lanz" machte Journalistin Ursula Weidenfeld deutlich, dass das drastische Vorgehen der Trump-Administration nicht nur negativ sei, denn: "Wie kann man Verwaltungen schrumpfen? Kann man die im Konsens schrumpfen oder kann man sie eigentlich nur im Konflikt schrumpfen? Da glaube ich, hat Herr Musk einen Punkt." Laut Weidenfeld könne man große Veränderungen nicht herbeiführen, "indem man (...) immer freundlich ist". Dem musste auch Peer Steinbrück zustimmen. Er mahnte dennoch: "Milei und Trump sind definitiv keine Vorbilder, sondern unserem Gesellschaftsbild entspricht es zunächst einmal, im Konsens Veränderungen herbeizuführen."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

Teaserbild: © Cornelia Lehmann/ZDF