Der deutsche Fachkräftemangel lässt bei vielen Wirtschaftsexperten schon seit Jahren die Alarmglocken klingeln. Bei "Markus Lanz" unterbreitete CDU-Politiker Carsten Linnemann seine Lösungsvorschläge, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu retten. Als es um den Arbeitseinsatz von deutschen Rentnern ging, legte sich der CDU-Generalsekretär verbal mit dem ZDF-Moderator an.

Eine Kritik
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Dem Wirtschaftsstandort Deutschland drohe zudem weiterer Schaden, stellte die Runde bei Markus Lanz fest. Im Falle eines Wahlsieges von Donald Trump könnten die Folgen gerade in der Handelspolitik verheerend sein.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Die Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump nach dem 5. November 2024 zum zweiten Mal als US-Präsident ins Weiße Haus einziehen wird, scheint Woche für Woche zu steigen. Sollte Trump eine zweite Amtszeit bekommen, könnte dies verheerende Folgen auf die Handelswelt haben. Der Grund: Trump plant unter anderem, die Strafzölle auf Waren aus China massiv zu erhöhen.

Markus Lanz nahm dies am Mittwochabend zum Anlass, in seiner Sendung über die Folgen von "Trump 2.0" zu sprechen. Gleichzeitig blickte er auf die Probleme des Wirtschaftsstandorts Deutschland.

Das sind die Gäste

  • Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent: "Die Demokraten werden bald darüber abstimmen, ob Joe Biden und Kamala Harris ihr Ticket sind für die Wahl im November."
  • Carsten Linnemann, CDU-Generalsekretär: "Hier schmilzt gerade der industrielle Kern des Landes."
  • Anna Lehmann, Journalistin: "Eine zweite Amtszeit Trumps hätte tiefgreifende Folgen."
  • Julian Olk, Wirtschaftsjournalist: "Der demografische Wandel birgt das größte Wachstumsrisiko."
Markus Lanz, Carsten Linnemann, Anna Lehmann, Julian Olk, Elmar Theveßen
Markus Lanz (l.) diskutierte am Mittwochabend mit CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann (2.v.l.), Journalistin Anna Lehmann (Mi.), Wirtschaftsjournalist Julian Olk (2.v.r.) und ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. © ZDF / Markus Hertrich

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Nach dem versuchten Attentat auf Ex-US-Präsident Donald Trump erklärte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen bei "Markus Lanz", dass mittlerweile neue Details ans Tageslicht gekommen seien: "Ganz offenbar gab es in den letzten Wochen Hinweise, die die amerikanischen Geheimdienste bekommen haben. (...) Diese Hinweise besagten, dass iranische Kräfte ganz offenbar einen Mordanschlag auf Donald Trump planen. Wie weit der gediehen ist, wer da genau dahintersteckt, das ist alles offen."

Theveßen fügte hinzu, dass die Mordpläne des Iran durchaus plausibel seien, da Trump selbst im Januar 2020 die Ermordung des iranischen Generals Qasem Soleimani in Auftrag gegeben hatte. Markus Lanz hakte jedoch skeptisch nach, ob es sich bei den Schüssen während der Wahlkampfveranstaltung im US-Bundesstaat Pennsylvania, die von einem 20-Jährigen ausgingen, tatsächlich um iranische Anschlagspläne gehandelt haben könnte.

Theveßen, der am Mittwochabend aus Milwaukee zugeschaltet war, wiegelte ab: "Das ist unvorstellbar. Es gab eben offenbar eine Parallelität hier." Über die Motive des 20-jährigen Attentäters sei aber nach wie vor nichts bekannt: "Das heißt im Umkehrschluss: Nichts ist ausgeschlossen." Der ZDF-Korrespondent weiter: "Immer noch liegt alles im Dunkeln. Und das öffnet natürlich Tür und Tor für Spekulationen und Verschwörungstheorien."

Grund genug für Lanz, nach der Ausgangslage für US-Präsident Joe Biden zu fragen. Elmar Theveßen antwortete prompt, dass sich seit dem Attentat nicht viel verändert habe und Biden in Umfragen "immer noch" knapp hinter Trump liege. Lanz nickte nachdenklich: "65 Prozent der befragten Demokraten sind mittlerweile gegen Biden als Kandidat. Wie lange hält er das noch durch?"

Daraufhin erklärte der Journalist, dass das Problem in der demokratischen Partei groß sei und "hinter den Kulissen (...) eine Menge beraten und diskutiert" werde: "Bis zum 7. August werden die Demokraten darüber abstimmen, ob Joe Biden und Kamala Harris ihr Ticket sind für diese Wahl im November." Lanz wollte daraufhin wissen, was es für Deutschland bedeuten würde, wenn Trump wieder Präsident werden würde. Theveßen antwortete, dass man wegen dann ausbleibender Exporte in die USA mit enormen Verlusten für die Wirtschaft im zweistelligen Milliarden-Bereich rechnen müsse.

In Bezug auf die Wirtschaftspläne von Donald Trump warnte auch Journalist Julian Olk: "Die Auswirkungen der Wirtschaftspolitik - insbesondere in dem Fall der Handelspolitik von Trump 2.0 - wären eklatant." Während Elmar Theveßen von einem zweistelligen Milliarden-Betrag ausging, stellte Olk klar, dass er einen "Schaden für die deutsche Wirtschaft von 120 Milliarden Euro über vier Jahre" errechnet habe. Die amerikanischen Strafzölle wären laut Olk auch ein sicherer "Auslöser für einen Handelskrieg" zwischen China und den USA, "den wir uns wirklich nicht vorstellen wollen". CDU-Politiker Carsten Linnemann nickte nachdenklich: "Es gibt nur Verlierer mit dieser Politik - übrigens am Ende auch Armut."

Das ist das Rede-Duell des Abends

Markus Lanz wollte von CDU-Politiker Carsten Linnemann wissen, wie ein potenzieller Kanzler Friedrich Merz auf die Wirtschaftspolitik von Trump reagieren würde. Der CDU-Generalsekretär antwortete: "Er würde Deutschland und Europa so in den Fokus rücken, dass er selbst Ansprüche stellt und Forderungen auch an Trump formuliert." Dennoch warnte Linnemann: "Trump nimmt nur Menschen ernst und Länder und Staaten, (...) die wirtschaftlich stark sind. Und diesen Zusammenhang, den müssen wir (...) mal wieder in Deutschland verstehen. Dass wir eine (...) starke europäische Wirtschaft brauchen, um überhaupt ernst genommen zu werden!"

Markus Lanz, Carsten Linnemann
Markus Lanz (l.) diskutierte mit CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann über Lösungen für die schrumpfende deutsche Wirtschaft. © ZDF / Markus Hertrich

Lanz hakte nach: "Wie schaffen Sie das?" Linnemann antwortete energisch: "Wir stehen jetzt so mit dem Rücken zur Wand. Jetzt ist die Chance da, wirklich mal Dinge zu machen, die wir sonst nicht gemacht haben!" Was er damit meinte? "Wir müssen an die Strukturen ran, sonst wird es nicht klappen", so Linnemann, der für "mehr aktive" statt "reaktive Politik" plädierte. Der CDU-Politiker weiter: "Wir müssen mal wieder Verständnis für die Wirtschaft bekommen. Das Geld muss erwirtschaftet werden. (...) Jetzt ist der Moment, wo Schluss ist, weil wir mit dem Rücken zur Wand stehen!" Linnemann entschuldigte sich zwar für seine Emotionalität, sprach jedoch gleichzeitig von einem "neuen Ansatz", der durchgesetzt werden müsse: "Der Staat geht davon aus: Wenn jemand arbeiten kann, dass er auch arbeiten geht. Und deswegen gibt es keine Sozialleistungen."

Journalistin Anna Lehmann reagierte ungläubig: "Und Sie glauben, das hält vor dem Bundesverfassungsgericht?" Linnemann nickte: "Wenn jemand arbeiten kann, warum soll er dann Geld bekommen?!" Als Lanz wissen wollte, wo derjenige, der nicht arbeiten geht, dann künftig leben soll, wurde Linnemann wütend: "Der wird dann schon arbeiten gehen, weil er es muss! (...) Wir haben ein Sozialsystem, das ist für Menschen da, die nicht arbeiten können." Der CDU-Mann fügte hinzu: "Das ist für mich so normal, als ob nach Sonntag Montag kommt. Tut mir leid, dass ich das jetzt so platt sage!"

Lanz zeigte sich unbeeindruckt und wollte von Linnemann konkret wissen, wie er den Wirtschaftsstandort Deutschland retten würde. Carsten Linnemann sah dabei vor allem bei den Älteren ein "riesiges Potenzial": "Jeder, der das gesetzliche Rentenalter erreicht, darf 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen." Lanz konterte: "Damit retten Sie doch nicht Deutschland. Das ist doch nicht Ihr Ernst! Also Rentner retten jetzt Deutschland?"

Der ZDF-Moderator stichelte weiter, ob Linnemann auch dafür wäre, das Renteneintrittsalter nach oben zu setzen. Der CDU-Mann wiegelte ab: "Nein, würde ich pauschal so nicht sagen." Als Lanz nach dem Grund fragte, ruderte er zurück: "Wenn wir immer älter werden, wird es auch Menschen geben, die länger arbeiten müssen - wenn sie es können!" Laut Linnemann müsse es "einen Zusammenhang geben zwischen der Lebenserwartung (...) und der Lebensarbeitszeit". Der ZDF-Moderator reagierte nüchtern: "Länger arbeiten, heißt das übersetzt!"

So hat sich Markus Lanz geschlagen

ZDF-Moderator Markus Lanz legte sich mehrfach verbal mit CDU-Politiker Carsten Linnemann an und wollte von ihm auch wissen, ob er dafür sei, die Steuern zu erhöhen. Als Linnemann mit einem klaren "Nein" antwortete, gab Lanz am Ende der Sendung zu: "Bin gespannt, wie das klappt. Ich hätte noch sehr, sehr viele Fragen."

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

CDU-Politiker Carsten Linnemann warnte bei "Markus Lanz" mehrmals eindringlichst vor einer zweiten Amtszeit von Donald Trump und sagte: "Natürlich wird es einen Trump 2.0 geben, der noch härter vorgeht. Ich meine, er hat Gerichtsverfahren überlebt, (...) ein Attentat überlebt. Das heißt, er wird Kritiker kaum noch um sich haben, sondern wird knallhart seinen Weg gehen."

Mit Blick auf die deutsche Regierung forderte Linnemann daher: "Trump ist ein knallharter Deal-Maker. Also wir brauchen jetzt hier knallharte Führung in Deutschland - auf Augenhöhe."  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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