Gibt es noch Hoffnung? Nicht nur die Kriege in der Ukraine und in Nahost, sondern auch der Klimawandel sorgt für Verunsicherung in der deutschen Gesellschaft.

Eine Kritik
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Bei "Markus Lanz" diskutierte Zukunftsforscherin Florence Gaub unter anderem mit Klimaaktivistin Carla Reemtsma, ob der pessimistische Blick in die Zukunft angebracht ist. Gleichzeitig warnte sie davor, die "Babyboomer"-Generation für fehlende Innovationen verantwortlich zu machen.

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Das ist das Thema bei "Markus Lanz"

Laut einer Studie, die jüngst für die Bertelsmann Stiftung durchgeführt wurde, bereitet der jungen Generation vor allem der Gedanke an einen Krieg in Deutschland große Sorge. Hinzu kommt die Angst vor dem Klimawandel sowie einem möglichen Wohlstandsverlust.

Dazu erklärte Markus Lanz in seiner Sendung am Dienstagabend: "Jeder zweite Deutsche glaubt, dass die guten Zeiten vorbei sind. Sie schauen ziemlich düster in die Zukunft." In dem Zusammenhang wollte der ZDF-Moderator von seinen Gästen wissen: "Wann ist diesem Land eigentlich der Optimismus abhandengekommen?"

Das sind die Gäste

  • Florence Gaub, Zukunftsforscherin: "Der Mensch ist ein zutiefst zukunftsgetriebenes Wesen."
  • Carla Reemtsma, Klimaaktivistin: "Wir stehen vor krassen Herausforderungen."
  • Linus Neumann, IT-Experte: "Wir haben an vielen Stellen kein zukunftsfähiges Mindset."
  • Rafael Laguna de la Vera, Software-Unternehmer: "Die KI wird uns als Menschheit voranbringen."

Das ist der Moment des Abends bei "Markus Lanz"

Markus Lanz fragte zunächst kritisch, wie es sein könne, das "knapp 50 Prozent der Deutschen glauben, dass es ihnen in zehn Jahren schlechter gehen wird als heute". IT-Experte Linus Neumann erklärte dazu, dass es "kein Wohlstandsversprechen" mehr gebe, "was ich in Deutschland einer Person machen kann, das weit über das hinausgeht, was in relativ vorgefertigten Bahnen" bereits vorhanden sei. Der ZDF-Moderator hakte nach: "Ein Luxus-Problem oder ein echtes Problem?" Darauf fand Neumann keine klare Antwort und wies darauf hin, dass Deutschland eine gewisse "Arroganz entwickelt" habe, die nun "in Verlustangst" umgeschlagen sei.

Lanz fragte daraufhin Klimaaktivistin Carla Reemtsma: "Sie glauben, dass es Ihnen in zehn Jahren schlechter gehen wird als heute?" Die "Fridays for Future"-Sprecherin hielt sich bedeckt und sagte, dass es "viele Herausforderungen" gebe, "auf die wir gerade noch nicht so richtig die gesellschaftlichen und politischen Antworten haben". Reemtsma fügte in Bezug auf die Klimakrise hinzu: "Ich glaube daran, dass es besser werden kann, wenn wir etwas dafür tun. Wenn wir jetzt alle still sitzen bleiben, (...) dann wird's auf jeden Fall schlechter."

Reemtsma stellte dennoch klar, dass die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in der jüngeren Generation durchaus zu finden sei, auch wenn "die soziale Ungleichheit wächst" und es "keine Antwort auf die Klimakrise" gebe. "Ich glaube, das ist ein ganz großer Knackpunkt, dass die Krisen so kleingeredet werden und dass gerade im Bereich Klima so getan wird: 'Ach, wir können das doch alles irgendwie schaffen' (...). Damit tut man so, als wäre die Krise ganz klein", so die Klimaaktivistin.

Florence Gaub sah dies anders und erklärte, dass der Gedanke, "So schlimm war's noch nie", den Menschen lediglich "einen Ego-Boost" gebe und "das Gefühl der Entmachtung, weil es hat noch nie jemand etwas so Schlimmes geschafft". Laut der Zukunftsforscherin gebe es heutzutage - genau wie damals in den 70er-Jahren - einen sozialen Wertewandel, einen Umweltwandel sowie einen geopolitischen Wandel. In der breiten Masse habe sich daher "das Gefühl eingestellt: (...) Es ist alles zu viel." Gaub fügte energisch hinzu: "Da werde ich wild! Wir leben in einer der reichsten Demokratien der Welt!"

Die Expertin wetterte weiter: "Ich habe fast das Gefühl, es ist so eine Hyper-Individualisierung eingetreten, so nach dem Motto: 'Wenn ich jetzt nicht alleine den Klimawandel ändern kann, dann ist das wahrscheinlich nicht zu verändern'." Markus Lanz hakte überrascht nach: "Das heißt, wir sind zu egoistisch?" Florence Gaub wiegelte jedoch ab: "Oder individualistisch." Eine Antwort, die den ZDF-Moderator schmunzeln ließ: "Sie formulieren es nur freundlicher. Ich bin für Apokalypse zuständig."

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Das ist das Rede-Duell des Abends

Klimaaktivistin Reemtsma wies mehrmals darauf hin, dass im Kollektiv eine bessere Zukunft garantiert werden könne: "Es gibt ja noch Grund zur Hoffnung, weil wir können Dinge tun." Markus Lanz reagierte darauf jedoch mit sorgenvollem Blick: "Wie Sie das sagen: 'Es gibt ja noch Grund zur Hoffnung'. Mir tut das in der Seele weh, weil ich immer denke: Mann, ihr seid junge Leute. Und wenn ihr nicht an die Zukunft glaubt ... Ich habe keine Zeit mehr, daran zu glauben. Bei mir ist durch!"

Der Moderator fügte hinzu, dass es ihn traurig mache, dass "der Glaube an eine gute Zukunft" in der jüngeren Generation "nicht mehr sehr ausgeprägt" sei. Reemtsma konterte prompt: "Das ist ja auch berechtigt!" Florence Gaub wollte dies nicht unkommentiert lassen und unterbrach die Klimaaktivistin mit den Worten: "Junge Leute in armen Ländern glauben durchaus, dass die Klimakrise zu bewältigen ist. Da gibt es schon ein europäisches Phänomen im Pessimismus."

IT-Experte Linus Neumann kritisierte den negativen Blick von Gaub und Lanz auf die jüngere Generation und machte derweil die ältere Generation für den Pessimismus im Land verantwortlich: "Wir haben an vielen Stellen kein zukunftsfähiges Mindset." Er kritisierte vor allem den Verzichtsgedanken, der seitens der älteren Generation in der Klimadiskussion immer wieder aufkomme, wenn es um Themen wie das Tempolimit oder den täglichen Fleischkonsum gehe. "Die Wahrheit ist: Wir werden ganz schön viel verzichten müssen, wenn wir so weitermachen", so Neumann verärgert.

Er ergänzte, dass "die Kraft dagegen" nicht von der "jungen Generation" komme. Laut Neumann sitze die ältere Generation am deutlich längeren Hebel und habe "ein bisschen mehr Kraft" im Vergleich zu dem "bisschen Hoffnungslosigkeit einer jungen Generation".

Ein Argument, dem Gaub vehement widersprach. Sie sagte mit strengem Blick: "Ich würde nur warnen vor diesem weiteren Aufbauschen dieses - 'Es sind die Alten vs. Die Jungen' - und die Alten sind die Benz-fahrenden Fleischesser, die keinen Bock auf Veränderungen haben. (...) Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen."

So hat sich Markus Lanz geschlagen

Markus Lanz gelang eine erkenntnisreiche Sendung, in der dem gefühlten Pessimismus im Land auf den Grund gegangen wurde. Dennoch gelang es Lanz nur teilweise, dem jüngsten Gast in der Runde, Carla Reemtsma, mit seinen Fragen wirklich auf den Zahn zu fühlen und zu erfahren, wie sie sich die Zukunft Deutschlands wirklich vorstellt.

Das ist das Fazit bei "Markus Lanz"

Mit Blick auf den augenscheinlich fehlenden Optimismus im Land merkte Florence Gaub an: "Man kann in einer Krise durchaus zukunftsfähig sein, aber wir brauchen auch eine Politik, die etwas anderes anbietet als das Wohlstandsversprechen." Seit dem Jahr 2000 werde laut Gaub "die Zukunft" im Bundestag nicht mehr debattiert.

Stattdessen gehe es mehr um die Gegenwart und die Vergangenheit. "Irgendwas ist da im Jahr 2000 bei uns verloren gegangen", so Gaub. Sie halte es daher für einen wichtigen Schritt, wieder aktiv über die Zukunft zu sprechen, denn "wo man das Gefühl hat, man kann etwas beeinflussen, ist man automatisch optimistischer".  © 1&1 Mail & Media/teleschau

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