Die Bundesregierung bewertet in ihrem neuen Jahresbericht zur Deutschen Einheit das Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschland positiv. "Zwischen ihnen findet sich deutlich mehr Verbindendes als Trennendes", heißt es in dem Dokument, über den das Nachrichtenportal "The Pioneer" am Montag vorab berichtete. Der Jahresbericht soll am Mittwoch vorgestellt werden.
"Bei genauem Hinsehen erweisen sich Ost- und Westdeutschland – trotz zahlreicher fortbestehender Unterschiede – nach 33 Jahren gemeinsamer Geschichte als Regionen eines vereinten Landes", heißt es darin weiter. Deutschlands Einheit bestehe jedoch nicht ohne Brüche und Konflikte: "Diese werden die Bundesregierung, die politische Öffentlichkeit und die Bürgerinnen und Bürger noch lange beschäftigen."
Laut Bericht nahm die durchschnittliche Wirtschaftskraft in den ostdeutschen Ländern im vergangenen Jahr etwas zu. Das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner erreichte 2022 in Ostdeutschland 79 Prozent des Wertes im Westen. 2021 und 2020 waren es 77 Prozent gewesen - 1991 noch 43 Prozent.
Auch bei anderen Kennzahlen bestehen die Unterschiede fort. So lag die Arbeitslosenquote im vergangenen Jahr in Ostdeutschland bei 6,7 Prozent und im Westen bei 5,3 Prozent. Der durchschnittliche Bruttolohn betrug in den neuen Bundesländern 34.841 Euro pro Jahr - 85,9 Prozent des Westniveaus.
Im Bericht heißt es dazu aber: "Deutschland lässt sich rein auf Kennzahlen basierend nicht mehr einfach in Ost und West einteilen." Überall im Land gebe es "wirtschaftlich stärkere und schwächere, ländlichere und urbanere Regionen und vor allem auch viele Mischformen". Es gehe nicht nur um den Zustand der Infrastruktur und der Lebensbedingungen, "sondern auch um deren Wahrnehmung und Bewertung".
Abgefragt wurde - unter 4000 Menschen - demnach auch die Meinung zur Lebenszufriedenheit in Stadt und Land. "Die differenzierte Analyse widerspricht dem Vorurteil gut ausgestatteter Städte und unterversorgter ländlicher Räume", heißt es dazu im Bericht. Ost-West-Unterschiede seien eher gering. So werde beispielsweise die Versorgung mit Ärzten im Westen besser bewertet, im Osten hingegen die Kinderbetreuung und die Pflegeeinrichtungen.
Im Osten werden Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern von ihren Bewohnern am besten bewertet, Kleinstädte und ländliche Gemeinden schlechter im Vergleich zu den größeren Städten und zum Westen. © AFP
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