Bis zum Jahr 2025 will die Bundesregierung das Rentenniveau stabil halten. Doch danach wird der Handlungsbedarf steigen. Denn irgendwann wäre das System nur noch mit massiven Zuschüssen zu finanzieren.

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Die Koalitionsparteien CDU, CSU und SPD haben sich darauf geeinigt, dass das Rentenniveau bis zum Jahr 2025 stabil bleiben soll.

Der Vorstoß von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD), das Niveau von derzeit rund 48 Prozent sogar bis 2040 festzuschreiben und der für Streit in der Koalition gesorgt hat, ist aber vorerst vom Tisch.

Damit ist aber weiterhin offen, wie es mit der Rente ab 2025 weitergeht – spätestens dann steigt aber der Handlungsbedarf.

Die wichtigsten Antworten zur Zukunft der Rente

Was ist unter dem Rentenniveau zu verstehen?

Das Rentenniveau gibt an, wie viel Prozent des Durchschnittsverdienstes von Arbeitnehmern die Standardrente ausmacht.

Die Standardrente wiederum entspricht der Rente, die ein Durchschnittsverdiener bekommt, der 45 Jahre eingezahlt hat. 2003 lag das Rentenniveau bei 53,3 Prozent, inzwischen nur noch bei rund 48 Prozent. Bis 2025 soll es stabil bleiben.

Bedeutet ein sinkendes Rentenniveau, dass Rentner weniger Geld bekommen?

Nein, das alleine nicht. Nach Angaben der Deutschen Rentenversicherung ist der Durchschnittsverdienst in Deutschland zwischen 2012 und 2017 um rund zehn Prozent gestiegen.

Die Standardrente ist in diesem Zeitraum zwar ebenfalls gestiegen – allerdings weniger stark, nämlich um sieben Prozent. Das Rentenniveau ist damit insgesamt gesunken.

Was ist die Rentengarantie?

Die Große Koalition hat sich darauf geeinigt, das 48-Prozent-Niveau bis zum Jahr 2025 zu garantieren. Gleichzeitig soll der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung nicht über 20 Prozent steigen. Das wird auch als doppelte Haltelinie bezeichnet.

Um es zu ermöglichen, dass weder Rentenempfänger noch Beitragszahler übergebührend belsstet werden, kann es nötig sein, dass die Bundesregierung mehr Zuschüsse aus Steuergeldern in das Rentensystem leiten muss.

Ist es schwierig, die Rentengarantie bis 2025 einzuhalten?

Wohl nicht, denn wegen der guten wirtschaftlichen Lage hat sich die Finanzierung der Rentenversicherung in den vergangenen Jahren positiv entwickelt.

"Im günstigsten Szenario wird die Rentengarantie bis 2025 gar nicht greifen", sagt Johannes Geyer, Experte für Sozialpolitik beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), im Gespräch mit unserer Redaktion. "Das Rentenniveau wird wohl allenfalls 2025 unter 48 Prozent fallen – und das nur leicht."

Wie sieht es danach aus?

Nach 2025 wird es deutlich schwieriger, das Niveau zu stabilisieren. Denn bis Mitte der 2030er Jahre gehen besonders viele Menschen in Ruhestand – die sogenannte Babyboomer-Generation.

Dann wird die Zahl der Rentenbezieher im Verhältnis zu den Arbeitenden, die mit ihren Beiträgen deren Renten finanzieren, weiter steigen.

Deswegen ist bisher auch offen, wie es ab 2025 weitergeht. Bundesfinanzminister Olaf Scholz hat vorgeschlagen, das derzeitige Niveau auch bis zum Jahr 2040 zu garantieren. Nach Einschätzung von Geyer wäre das eine "Richtungsentscheidung, die auf eine Stärkung der gesetzlichen Rente hinauslaufen würde".

Was spricht dagegen, das Rentenniveau über 2025 hinaus zu stabilisieren?

Es würde viel kosten. "In jedem Fall muss für die Stabilisierung des Rentenniveaus mehr Geld aufgewendet werden. Wenn sowohl das Rentenniveau als auch der Beitragssatz stabil bleiben, wird das massive Steuerzuschüsse nötig machen", sagt Geyer.

Die arbeitgebernahe Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft geht davon aus, dass Steuermittel in Höhe von 118 Milliarden Euro nötig wären, um das Rentenniveau 2040 bei 48 Prozent zu halten.

In der Wirtschaft und unter vielen Experten hat der Scholz-Vorstoß daher ein negatives Echo gefunden - auch weil damit die junge Generation belastet wird.

Was spricht für die Stabilisierung bis 2040?

Wenn das Rentenniveau weiter sinkt, besteht die Gefahr, dass die Rente irgendwann nicht mehr ausreicht, um Bedürftigkeit zu vermeiden. "Dann steht die Legitimation der Rente in Frage", sagt Johanns Geyer.

Wenn man nichts unternehme, also ohne eine Reform oder weitergehende Finanzierung, werde das Rentenniveau in den 2040er Jahren wohl unter 42 Prozent sinken.

Was würde das für die Bürger bedeuten?

Die Rente fußt in Deutschland auf drei Säulen: der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten Vorsorge. "Wenn man den Säulenmix und eine Absenkung des gestzlichen Rentenniveaus will, wird man sich überlegen müssen, wie man die Lücke schließt", sagt Geyer.

Betriebliche und private Vorsorge müssten dann eine größere Rolle spielen.

Das Problem: "Es gibt Gruppen, die eigentlich eine bessere Absicherung bräuchten, diese aber nicht haben. Zum Beispiel wegen fehlender Betriebsrenten", sagt Geyer. "Auch die private Vorsorge wird häufig nicht eingelöst."

Was könnte der Staat unternehmen?

Dazu gibt es ganz unterschiedliche Ideen. "Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel, die private Altersvorsorge zur Pflicht zu machen und ein staatlich reguliertes Standardprodukt anzubieten", erklärt Geyer.

Generell gäbe es mehrere Schrauben, an denen der Staat drehen kann. Man könnte auch die Beiträge zur Rente erhöhen – allerdings hat sich die Bundesregierung klar dagegen ausgesprochen.

Die Einnahmeseite für die Rentenkasse könnte auch verbessert, indem neue Personengruppen für die Versicherung herangezogen werden - beispielsweise Beamte oder Selbstständige.

Denkbar wäre auch, dass die Bürger später in Rente gehen. Das hat aber zumindest die SPD kategorisch ausgeschlossen.

Wie geht es in der politische Debatte weiter?

Vorschläge für ein passendes Konzept zu machen, ist Aufgabe einer zehnköpfigen Rentenkommission, die die Bundesregierung in diesem Jahr eingesetzt hat. Sie soll laut Koalitionsvertrag bis März 2020 "eine Empfehlung für einen verlässlichen Generationenvertrag vorlegen".

Dann dürfte die jetzt gerade beendete Debatte neu aufflammen.

Verwendete Quellen:

Dr. Johannes Geyer, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)

Bundesministerium für Arbeit und Soziales: Rentenkommission "Verlässlicher Generationenvertrag" vorgestellt

Deutsche Rentenversicherung: Rentenniveau

Deutsche Wirtschaftsnachrichten: Wissenschaftler: Renten-Pläne der SPD nicht finanzierbar

Süddeutsche Zeitung (Ausgabe 28.August 2018): Und noch eine Konfliktlinie

ZDF.de: Rentenniveau – das große Missverständnis

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