- Die Grünen haben mit Omid Nouripour und Ricarda Lang eine neue Doppelspitze gewählt.
- Nouripour und Lang treten damit die Nachfolge von Annalena Baerbock und Robert Habeck an.
- Das Ergebnis muss noch per Briefwahl bestätigt werden.
Die Grünen haben nach ihrem Einstieg in die Ampel-Bundesregierung zwei neue Vorsitzende gewählt. Die linke Sozialpolitikerin
Lang erhielt nach Parteiangaben 75,93 Prozent der Stimmen,
Die beiden bisherigen Parteichefs
Lang trat ohne Gegenkandidatin an. Laut Satzung muss dem Führungsduo der Grünen mindestens eine Frau angehören. Für den einer Frau vorbehaltenen Vorsitzposten gab es diesmal keine anderen Kandidatinnen.
Nouripour lässt zwei Kandidaten hinter sich
Um den zweiten Posten bewarb sich neben Nouripour auch Mathias Ilka aus Hessen, der aber nur 17 Stimmen erhielt. Er kritisierte den Koalitionsvertrag der Ampel-Regierung scharf. Man habe in wirtschaftlichen und sozialen Fragen der FDP zu viel Raum gelassen. Spontan seine Kandidatur meldete Torsten Kirschke aus Berlin an und erklärte, er wolle damit ein Zeichen gegen die Benachteiligung behinderter Menschen setzen. Er bekam 60 Stimmen.
Das bislang beste Ergebnis bei einer Vorsitzendenwahl seit der Fusion von Bündnis 90/Die Grünen im Jahr 1993 hatte Baerbock bei ihrer Wiederwahl im November 2019 mit 97,1 Prozent eingefahren.
Lang aufgrund einer Coronainfektion nicht vor Ort
Lang konnte wegen einer Corona-Infektion nicht auf der Bühne im Berliner Velodrom sprechen, wo ein überschaubarer Kreis von Spitzen-Grünen versammelt war. Die mehreren Hundert Delegierten waren online zugeschaltet.
In ihrer Bewerbungsrede für den Co-Parteivorsitz betonte Lang, ihr seien praktische Verbesserungen wichtiger als unrealistische Ideale. Die Regierungsbeteiligung sei für die Grünen eine riesige Chance, auch wenn dabei Kompromisse notwendig seien. "Regieren ist doch keine Strafe, das ist eine riesengroße Chance", sagte sie. Die Verbindung von Klimaschutz und sozialer Gerechtigkeit müsse zur Grundlage der Grünen-Politik gemacht werden. "Wir müssen jetzt beweisen, dass es geht." Lang wird dem linken Flügel der Partei zugerechnet.
Bisher war Lang Vizechefin und frauenpolitische Sprecherin der Grünen und damit bereits seit 2019 Teil des Bundesvorstands. Damit war sie auch an jener umstrittenen Entscheidung im Winter 2020 beteiligt, mit der der Vorstand Corona-Boni von 1.500 Euro für alle Mitarbeiter der Bundesgeschäftsstelle genehmigte - und damit auch für sich selbst. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Anfangsverdachts der Untreue gegen den Vorstand.
Nouripour richtet Blick auf die nächste Bundestagswahl
Nouripour ist ein profilierter Außenpolitiker und sitzt seit 2006 als Abgeordneter aus Frankfurt am Main im Bundestag. Er wurde im Iran geboren und kam im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland.
In seiner Bewerbungsrede sagte er, sein Ziel sei es, die Partei voranzubringen, um "wieder in der K-Frage mitspielen zu können". Der 46 Jahre alte Bundestagsabgeordnete ordnet sich dem Realo-Flügel zu. Er lobte junge Parteikolleginnen, die sich von dem gegen sie gerichteten Hass politischer Gegner nicht unterkriegen ließen. "Wir sind die Unbeugsamen!", rief Nouripour den Delegierten zu. Mit seiner Kandidatur wolle er Menschen mit Migrationsgeschichte motivieren, sich politisch zu engagieren. (dpa/ska/thp)
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