Seit dem Wochenende herrschen im Sudan bürgerkriegsähnliche Zustände. Das Militär unter Al-Burhan kämpft gegen die RSF-Miliz unter Mohammed Hamdan Daglo. Aber wer ist Daglo eigentlich?

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Früher handelte er mit Kamelen und Schafen, heute führt Mohammed Hamdan Daglo einen brutalen Kampf um die Macht im Sudan. Daglo ist der Chef der berüchtigten RSF-Miliz und seit dem Putsch 2021 die Nummer zwei des nordostafrikanischen Landes.

Damals verbündete er sich mit General Abdel Fattah al-Burhan, um die Übergangsregierung zu entmachten, die nach dem Sturz von Langzeit-Diktator Omar al-Baschir 2019 den Weg zur Demokratie ebnen sollte. Armeechef Al-Burhan übernahm die Herrschaft, Daglo wurde sein Vize. Seit Samstag eskaliert der Machtkampf zwischen den beiden Rivalen und ihren Truppen. Hunderte Menschen wurden getötet.

Mohammed Hamdan Daglo und die RSF sollen für unzählige Tote verantwortlich sein

Hemeti, wie Daglo im Sudan genannt wird, wurde etwa 1975 in der Region Darfur im Westen des Landes geboren. Er gehört dem Volk der Riseigat an. Sein Aufstieg begann, als Al-Baschir arabische Nomaden bewaffnete, um 2003 den Aufstand ethnischer Minderheiten in Darfur niederzuschlagen.

Diese Dschandschawid-Kämpfer überfielen die Dörfer auf Pferden und Kamelen und verübten massenhaft Gräueltaten. Nach UN-Angaben wurden 300.000 Menschen getötet und 2,5 Millionen Menschen vertrieben. Der Internationale Strafgerichtshof klagte Al-Baschir deshalb wegen Kriegsverbrechen und Völkermords an.

2013 ernannte Al-Baschir Daglo zum Befehlshaber einer neuen Truppe, der Rapid Support Forces (RSF), der Tausende ehemalige Dschandschawid angehören. In der Hauptstadt betrachteten viele die Karriere des einstigen Viehhändlers mit Argwohn.

"Für die alte sudanesische Elite rund um Khartum ist Hemeti ein ungebildeter Emporkömmling und Schurke, der bewaffnet wurde, um die Drecksarbeit im Krieg in Darfur zu erledigen", sagt Alan Boswell, Experte für die Region bei der Nichtregierungsorganisation International Crisis Group.

In den vergangenen zehn Jahren nutzte Daglo seinen Ruf als skrupelloser Milizionär und gewiefter Anführer, um sich immer mehr Macht zu sichern und sich an den Goldminen unter Kontrolle der RSF zu bereichern. Seine Soldaten kämpften im Jemen an der Seite Saudi-Arabiens, und Experten zufolge auch in Libyen.

Auch nach dem Sturz Al-Baschirs wütete Daglos Miliz weiter: Zeugen zufolge war es vor allem die RSF, die im Juni 2019 prodemokratische Demonstranten im Zentrum von Khartum angriff und mindestens 128 Menschen tötete.

Daglo will sich ein neues Image aufbauen und sucht neue Partner

Seine militärische Macht scheint Daglo nicht zu reichen. Der hochgewachsene Mann, der zwischen Uniform, Wüstenkleid und Maßanzügen wechselt, versucht sich ein neues Image zuzulegen. Er bemüht sich, seinen Dialekt loszuwerden und wirbt auf Facebook, Instagram und Tiktok um die jungen Sudanesen, die den größten Teil der Bevölkerung ausmachen.

International hat sich Daglo bereits Verbündete gesucht. Laut Washington kooperiert seine Miliz mit der russischen paramilitärischen Wagner-Truppe. Die Nähe zum Kreml wurde im Februar 2022 offensichtlich: Als Daglo am Tag nach der russischen Invasion in der Ukraine in Moskau landete, empfingen ihn höchste Regierungsvertreter.

Angesichts des Bruchs mit Al-Burhan bezeichnete Daglo den gemeinsamen Putsch als "Fehler". Seit Beginn der Kämpfe präsentiert er sich und seine Miliz in Online-Medien als Retter des Sudans, die das Land gegen die "Putschisten" unter dem "Islamisten" Al-Burhan verteidigten. Al-Burhan beschimpft Daglo im Gegenzug als "Kriminellen". (afp/the)

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