Ein russisches Aufklärungsflugzeug geht über dem Mittelmeer verloren. Nach Angaben des russischen Militärs hat es die syrische Luftabwehr das abgeschossen. Russland gibt allerdings Israel die Schuld.
Inmitten nächtlicher Luftangriffe auf Syrien ist ein russisches Aufklärungsflugzeug mit mehreren Soldaten über dem Mittelmeer verschollen. Die Propellermaschine vom Typ Iljuschin Il-20 sei vom Radar verschwunden, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau am Dienstag der Agentur Tass zufolge mit.
Mittlerweile haben russische Suchschiffe im Mittelmeer Wrackteile der Militärmaschine gefunden. Auch Leichenteile der getöteten Soldaten an Bord seien geborgen worden. Die Absturzstelle liege im Meer etwa 27 Kilometer westlich des syrischen Küstenortes Banias, meldete die Agentur Interfax.
Nach Angaben des russischen Militärs wurde es von der syrischen Luftabwehr abgeschossen - versehentlich.
Der US-Sender CNN hatte bereits unter Berufung auf Regierungsquellen berichtet, dass die syrische Luftabwehr beim Abfangen israelischer Raketen die russische Maschine abgeschossen habe.
Die USA äußerten sich nicht, wer in der Region Luftangriffe geflogen habe, es seien aber nicht die USA gewesen.
Angriff offenbar zu spät angekündigt
Der russische General Igor Konaschenkow machte nun Israel für den Fehltreffer verantwortlich: F-16-Kampfjets hätten sich bei ihrem Angriff auf Ziele in Syrien hinter dem russischen Flugzeug versteckt. Russland behalte sich Schritte gegen Israel vor, sagte er der Agentur Tass zufolge. Konaschenkow sprach von 15 getöteten Soldaten.
Die israelische Luftwaffe habe den Angriff nicht angekündigt, sagte er weiter. "Die Warnung über den 'heißen Draht' kam weniger als eine Minute vor dem Angriff, was zu kurz war, um das russische Flugzeug in Sicherheit zu bringen."
Das russische Aufklärungsflugzeug sei bereits am späten Montagabend nicht mehr zu orten gewesen, teilte das Militär in Moskau mit. Der letzte Kontakt zu der Maschine habe gegen 23.00 Uhr Moskauer Zeit (22.00 Uhr MEZ) stattgefunden.
Das Flugzeug habe sich auf dem Rückflug zur russischen Militärbasis Hamaimim an der Küste bei der Provinzhauptstadt Latakia befunden. Zu der Zeit hätten israelische Kampfjets Ziele in der syrischen Küstenprovinz Latakia angegriffen, sagte ein Vertreter des russischen Verteidigungsministeriums.
Israel kommentiert Vorfall nicht
Der Angriff der israelischen Kampfjets habe einem Waffendepot getroffen, berichtete die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Israel hat in den vergangenen Monaten mehrfach Ziele in Syrien angegriffen, wenn es dort Raketen- oder Waffenlager seines Erzfeindes Iran vermutete.
Die israelische Armee äußerte sich nicht zu dem aktuellen Vorfall. "Wir kommentieren keine Berichte in ausländischen Medien", sagte eine Sprecherin.
Russland und Israel sind in Syrien nicht direkt Verbündete, stimmen sich aber eng ab. Moskau bemüht sich, den israelischen Sicherheitsinteressen im Nachbarland Rechnung zu tragen.
Russland unterstützt ebenso wie die libanesische Hisbollah-Miliz und der der Iran in Syrien die Führung von Präsident Baschar al-Assad. (ff/dpa)
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