Russland führt zum Jahresende die massivsten Luftschläge gegen die Ukraine seit Beginn des Krieges. Es gibt viele Tote und Verletzte. International löst die Attacke Entsetzen und Empörung aus.
In der von Russland bombardierten Ukraine sind kurz vor dem Neujahrsfest bei beispiellosen Luftangriffen landesweit mehr als 20 Menschen getötet und mehr als 130 weitere verletzt worden. Die ukrainische Führung sprach von massivem "Terror" gegen die Zivilbevölkerung.
Bis Freitagnachmittag waren 26 Todesopfer bekannt, 137 Menschen wurden zudem verletzt, wie die regionalen ukrainischen Behörden mitteilten. Tote gab es demnach in Dnipro, Charkiw, Saporischschja, Odessa, Lwiw (Lemberg) und der Hauptstadt Kiew.
Das Militär in Kiew sprach vom "massivsten Luftangriff" auf die Ukraine seit Beginn des Krieges - also seit fast zwei Jahren. Der ukrainischen Luftwaffe zufolge feuerte Russland 158 Raketen und Kampfdrohnen gegen das Land ab. Der ukrainische Oberbefehlshaber Waleryj Saluschnyj sprach von 122 Raketen und Marschflugkörpern sowie von 36 Drohnen.
Noch nie seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine gab es demnach solche starken Luftangriffe an einem Tag wie jetzt zum Jahresende. Eine russische Rakete drang vorübergehend offenbar auch in den polnischen Luftraum ein.
Menschen in Kiew suchen Schutz in der Metro
Die bis dahin höchste offiziell gemeldete Zahl russischer Raketen, die an einem Tag auf die Ukraine abgefeuert worden waren, lag bei mehr als 90. Die Flugabwehr habe diesmal mehr als 70 Prozent der russischen Angriffe abfangen können, sagte Saluschnyj. Die Schläge erfolgten demnach in mehreren Wellen aus verschiedenen Richtungen und unter Einsatz strategischer Bomber.
Verletzte durch Beschuss gab es aber auch in der westukrainischen Stadt Chmelnyzkyj und in der nahe zur russischen Grenze gelegenen Kleinstadt Konotop im Gebiet Sumy. In mehreren Gebieten des Landes kam es zu Stromausfällen. In der Metro in Kiew suchten viele Menschen Schutz vor den Angriffen.
Moskau spricht von Angriff auf militärische Ziele
Das Verteidigungsministerium in Moskau kommentierte den Angriff nur am Rande und sprach von einem "massierten Schlag mit Hochpräzisionswaffen und Drohnen". Dieser sei gegen militärische Ziele wie Rüstungsbetriebe, Militärflughäfen und Waffendepots geführt worden. "Alle anvisierten Objekte wurden getroffen", betonte das Ministerium dabei.
Die Luftschläge gelten als gezielter Versuch der russischen Militärführung, den Widerstand der Ukrainer gegen die vom russischen Präsidenten
Auch am Freitag standen viele Wohnhäuser sowie zivile Gebäude in Flammen. Es gab Bilder der Verwüstung. In Kiew mussten laut Bürgermeister Vitali Klitschko Verletzte aus den Trümmern eines getroffenen Gebäudes gezogen werden.
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"Heute hat Russland mit fast allem geschossen, was es in seinem Arsenal hat - mit Kinschal, S-300, Marschflugkörpern, Drohnen. Strategische Bomber haben Ch-101/Ch-505 (russische Marschflugkörper) abgefeuert", schrieb der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.
Er sprach von großen Schäden im zivilen Bereich, eine Entbindungsstation, Bildungseinrichtungen, ein Einkaufszentrum und viele private Wohnhäuser seien getroffen worden, teilte er mit. Die Aussagen unterlegte Selenskyj mit einem Video, das unter anderem ein völlig zerstörtes Einkaufszentrum zeigte.
Der 45-Jährige sprach von einem terroristischen Akt, versicherte aber zugleich, dass die Ukraine darauf antworten werde. Russland werde seinen Angriffskrieg verlieren; und die Ukraine werde alles dafür tun, ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten.
Das ukrainische Außenministerium sprach angesichts der vielen zivilen Opfer von einem "Genozid" und forderte die internationale Gemeinschaft zu einer Reaktion auf. Das Gerede über Kriegsmüdigkeit und einen möglichen Waffenstillstand, über den vorübergehenden Verzicht auf Gebiete (durch die Ukraine) sowie über Verhandlungen werde Russland nicht stoppen, heißt es in der Erklärung. Ziel Moskaus sei die Vernichtung der Ukraine.
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Der britische Premierminister
Der ins Ausland geflüchtete Oppositionelle Leonid Wolkow warf dem russischen Präsidenten "Sadismus" und "Wahnsinn" vor. "Putin hat die massivste Terrorattacke auf die ukrainischen Städte verübt", teilte der Vertraute des inhaftierten russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny mit. Zum Jahresende solle das der ganzen Welt zu denken geben, "wie wenig sie 2023 getan hat, um einen der schrecklichsten und blutrünstigsten Irren des 21. Jahrhunderts zu stoppen".
Russland hatte seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine am 24. Februar 2022 begonnen und beschießt immer wieder auch zivile Ziele weit hinter der Front. Im vergangenen Winter waren vor allem Objekte der Energieversorgung Ziel russischer Angriffe. Experten warnen vor einer Wiederholung dieser Taktik in diesem Winter. Ziel Moskaus ist es, die Ukrainer in Kälte und Dunkelheit zu stürzen, um den Widerstandswillen der Bevölkerung zu brechen. (Von Andreas Stein, André Ballin und Ulf Mauder, dpa/fab)
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