• Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck rechnet damit, dass Deutschland seine Ölimporte aus Russland zur Mitte des Jahres halbieren kann.
  • Auch beim Thema Gas gab es am Freitag Bewegung: Die USA wollen zusammen mit internationalen Partnern zusätzlich 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas in die Europäische Union einspeisen.
  • Damit könnte etwa ein Drittel der russischen Gasimporte ersetzt werden.

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Deutschland reduziert seine Abhängigkeit von russischen Energieimporten nach den Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) "mit hohem Tempo". Fortschritte gebe es vor allem bei Öl und Kohle. "Unternehmen lassen Verträge mit russischen Lieferanten auslaufen, verlängern sie nicht und stellen auf andere Lieferanten um. Und das in einem Wahnsinnstempo".

Schon Mitte dieses Jahres "werden die russischen Ölimporte nach Deutschland voraussichtlich halbiert sein", sagte Habeck am Freitag in Berlin. Zum Jahresende werde angestrebt, "nahezu unabhängig" von russischem Öl zu sein.

Auch Abhängigkeit von Kohle soll sinken

Die Abhängigkeit von Kohle sinke in den kommenden Wochen von 50 auf rund 25 Prozent, sagte Habeck weiter. Bis zum Herbst werde es möglich sein, unabhängig von russischer Steinkohle zu werden. "Erste wichtige Etappenziele sind erreicht, um uns aus dem Klammergriff der russischen Importe zu lösen", sagte der Grünen-Politiker.

Vor dem Hintergrund des russischen Krieges gegen die Ukraine werden immer wieder Forderungen nach einem allgemeinen Energieembargo laut, um Putins Krieg nicht mit ausländischem Geld für Energielieferungen zu finanzieren. Die Bundesregierung lehnt ein allgemeines Embargo aber ab - aus Sorgen um die Versorgungssicherheit. Besonders heikel ist das Thema Gas, weil Deutschland hier besonders stark von Importen aus Russland abhängt. Möglich sei es aber, "bis Mitte 2024 weitgehend unabhängig" auch von russischem Gas zu werden, sagte Habeck am Freitag.

USA und internationale Partner wollen 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas liefern

Die USA wollen in diesem Jahr gemeinsam mit internationalen Partnern 15 Milliarden Kubikmeter Flüssiggas (LNG) zusätzlich in die EU liefern, um russische Gasimporte zu ersetzen. Langfristig soll die Menge auf 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ansteigen, wie US-Präsident Joe Biden zusammen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in Brüssel ankündigte. Damit könnte nach Kommissionsangaben etwa ein Drittel der derzeitigen Gasimporte aus Russland ersetzt werden.

"Sie wissen, dass wir unsere Abhängigkeit von Russland reduzieren wollen", sagte von der Leyen. Das könne durch Investitionen in erneuerbare Energien, aber auch zusätzliche Gaslieferungen, einschließlich LNG-Lieferungen, erreicht werden. Die Zusage der USA über 15 Milliarden Kubikmeter sei ein großer Schritt in diese Richtung. Damit können nach Angaben der EU-Kommission etwa ein Zehntel der russischen Gaslieferungen in die EU dieses Jahr gedeckt werden. Demnach importiert die EU rund 155 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland pro Jahr - das sind etwa 40 Prozent des verbrauchten Gases in der EU.

Ziel: Reduktion der russischen Gasimporte um zwei Drittel

Bis 2030 werde Europa zudem eine stabile Nachfrage nach zusätzlichem LNG über mindestens 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr aus den USA sicherstellen, sagte von der Leyen. Diese Menge würde ein Drittel des russischen Gases, das zur Zeit in die EU fließe, ersetzen.

Die EU-Kommission will russische Gasimporte bis Ende des Jahres um zwei Drittel reduzieren. Um Lieferungen zu diversifizieren, ist die EU-Kommission auch mit Ländern wie Katar, Aserbaidschan, Japan und Südkorea in Kontakt. (AFP/dpa/fab)

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