• Die Teilmobilmachung in Russland hat eine Debatte über die Aufnahme von Kriegsdienstverweigerern und Deserteuren ausgelöst.
  • In einer exklusiven, repräsentativen Umfrage haben wir gefragt: Sollten russische Flüchtlinge, wie zum Beispiel Kriegsverweigerer oder Oppositionelle, Ihrer Meinung nach in Deutschland ein vereinfachtes Asylverfahren erhalten?
  • Die Hälfte der Deutschen stimmt dagegen. Große Zustimmung kommt dagegen vor allem von zwei Gruppen.

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Russlands Präsident Wladimir Putin hatte für den Krieg in der Ukraine jüngst die Einberufung von 300.000 Reservisten angekündigt. Ein Teil derjenigen, die davon betroffen sind, versuchen, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Aber nicht nur sie, auch Oppositionelle sowie andere durch die aktuelle Kreml-Politik in ihrer Freiheit eingeschränkte Russinnen und Russen verlassen das Land.

Einige auch Richtung Deutschland. Laut einem aktuellen Bericht des "Spiegel" mit Berufung auf das Auswärtige Amt seien seit dem 21. September 2022 Tausende Anfragen für Einreisegenehmigungen nach Deutschland bei den deutschen Vertretungen in den Hauptstädten Armeniens, Kasachstans, Georgiens, Aserbaidschans und Belarus eingegangen.

Die Bundesregierung will auf europäischer Ebene eine gemeinsame Linie zum Umgang mit russischen Kriegsdienstverweigerern erreichen. Es sei "ein gutes Zeichen", dass nach der verkündeten Teilmobilmachung viele russische Männer versuchten, sich dem Kriegsdienst zu entziehen. Jetzt gehe es darum, gemeinsam mit den anderen EU-Staaten "eine tragfähige Lösung" zu finden, sagte Regierungssprecher Steffen Hebestreit.

Hälfte der Deutschen gegen vereinfachtes Asylverfahren für russische Flüchtlinge

Doch wie sehen das die Menschen, die hier leben? Die Hälfte der Deutschen stimmt dagegen, dass russische Flüchtlinge in Deutschland ein vereinfachtes Asylverfahren erhalten. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag unserer Redaktion, für die das Meinungsforschungsinstitut Civey vom 28. bis 29. September die Antworten von 5.071 Befragten ausgewertet hat.

"Sollten russische Flüchtlinge (zum Beispiel Kriegsverweigerer, Oppositionelle) Ihrer Meinung nach in Deutschland ein vereinfachtes Asylverfahren erhalten?", lautete die Frage.

Insgesamt 51 Prozent der Befragten sprechen sich gegen ein solch vereinfachtes Asylverfahren aus. Davon votierten 33 Prozent sogar mit einem klaren "Nein, auf keinen Fall". 37 Prozent sind für ein einfachtes Verfahren, 12 Prozent zeigen sich unentschieden.

Interessant ist der Blick auf das Ergebnis bei den unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen und der Parteizugehörigkeit: Große Zustimmung für ein vereinfachtes Asylverfahren kommt von der Grünen-Anhängerschaft sowie den jüngeren Befragten.

(szu)

Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und AFP
Informationen zur Methode: Für die repräsentative Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Civey die Antworten von 5.071 Teilnehmerinnen und Teilnehmern berücksichtigt. Das Gesamtergebnis ist repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben unter anderem Daten wie Alter, Geschlecht und Wohnort angegeben und wurden registriert und verifiziert. Civey korrigiert Verzerrungen durch ein mehrstufiges Gewichtungsverfahren. Der Befragungszeitraum war der 28. bis 29. September 2022. Der statistische Fehler der Ergebnisse beträgt 2,5 Prozentpunkte. Zusätzliche Informationen zur Methode finden Sie auf Civey.com und im Civey-Whitepaper.
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