Russische Drohnen und Raketen sind im Zickzackkurs über die Ukraine geflogen. Fast minütlich änderten sich die Warnungen an die Bevölkerung. Das Parlament in der Ukraine stellt sich in einem zweiten Anlauf an die Seite Selenskyjs.

Mehr News zum Krieg in der Ukraine

Russland hat die Ukraine in der Nacht laut Militärangaben aus Kiew mit einer Kombination aus Kampfdrohnen und Marschflugkörpern angegriffen. Die Marschflugkörper seien von vier strategischen Bombern vom Typ Tupolew Tu-95 über dem russischen Wolgagebiet bei Engels gestartet worden, teilte die ukrainische Luftwaffe mit.

Das Kiewer Militär änderte nachts alle paar Minuten seine Warnmeldungen an die Bevölkerung, weil die lenkbaren Marschflugkörper ähnlich wie Kampfdrohnen über der Ukraine mehrfach die Richtung wechselten. Sechs von sieben eingesetzten Marschflugkörpern konnten der Luftwaffe zufolge abgeschossen werden. Nur eine von insgesamt 213 russischen Drohnen hat demnach ihr Ziel erreicht. Alle anderen seien entweder abgeschossen oder mittels elektronischer Kampfführung vorzeitig zu Fall gebracht worden. Die Angaben ließen sich zunächst nicht im Detail unabhängig überprüfen.

Angriffe am dritten Jahrestag des Kriegsbeginns

Durch Drohnen wurden bei den Kreisstädten Obuchiw und Fastiw südlich von Kiew Gebäude beschädigt. Die Behörden erklärten, eine 44-jährige Frau sei bei einem Angriff in Obuchiw in der Hauptstadtregion verletzt worden. Ein Haus und ein Nebengebäude seien bei dem Angriff teilweise zerstört wurden. Auch in Fastiw wurden demnach Häuser beschädigt.

Schwere Schäden durch Drohnen und Artilleriebeschuss gab es im nordöstlichen Gebiet Sumy. Dort wurde ein Zivilist getötet. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine ist diese Woche in sein viertes Jahr gegangen. Schon am Montag, dem dritten Jahrestag des Beginns des russischen Angriffskriegs, hatten in der ganzen Ukraine die Sirenen geheult - auch in Kiew, wo anlässlich des Jahrestags die Spitzen der EU sowie zahlreiche ausländische Politiker zu Gast waren.

Ukrainisches Parlament spricht Selenskyj Unterstützung aus

Derweil hat das ukrainische Parlament nach dem Scheitern am Vortag im zweiten Anlauf eine Resolution zur Unterstützung von Präsident Wolodymyr Selenskyj verabschiedet. Mit 268 Abgeordneten stimmte diesmal eine deutliche Mehrheit für den Entwurf. Tags zuvor hatten sich in einer Sondersitzung anlässlich des dritten Jahrestages des russischen Einmarsches im Beisein internationaler Gäste nur 218 Unterstützer gefunden. 226 sind für ein erfolgreiches Votum notwendig.

54 im Sitzungssaal registrierte Abgeordnete hatten sich bei der ersten Abstimmung unerwartet nicht an dem Votum beteiligt, darunter waren auch 38 Vertreter der Präsidentenpartei "Diener des Volkes". Sie machten danach öffentlich keine Angaben zu ihrem Motiv.

In der nun im zweiten Anlauf angenommenen Resolution stellt die Oberste Rada fest, dass Selenskyjs Mandat als Präsident weder vom ukrainischen Volk noch vom Parlament in Zweifel gezogen wird. "Der Präsident der Ukraine Wolodymyr Selenskyj wurde in freien, transparenten und demokratischen Wahlen gewählt", heißt es in dem Dokument, an dessen Text nach dem Durchfallen am Montag nichts geändert wurde. Selenskyj werde gemäß Verfassung weiter im Amt bleiben, bis ein neu gewählter Präsident dieses übernehmen kann, heißt es in der Resolution zudem.

Lesen Sie auch

Reguläre Amtszeit im Mai 2024 ausgelaufen

Selenskyjs reguläre Amtszeit war im Mai vergangenen Jahres ausgelaufen. Aufgrund des seit drei Jahren geltenden Kriegsrechts können keine Wahlen angesetzt werden. Trotzdem hatte Kriegsgegner Russland die Legitimität Selenskyjs in Zweifel gezogen. Auch die USA drängen immer stärker auf Wahlen gleich nach einem diskutierten Waffenstillstand. (afp/dpa/bearbeitet von ng)