Immer häufiger überzieht Russland die Ukraine mit Luftangriffen. Eine besonders gefährliche neue Variante von Drohnen scheint sich dabei vermehrt durchzusetzen.
Die Zahl der russischen Drohnenangriffe auf die Ukraine hat offenbar massiv zugenommen. In der Nacht zum Sonntag hatte Russland laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj 145 Drohnen in Richtung Ukraine abgefeuert, so viele wie nie zuvor in einer einzelnen Nacht. Es hieß, davon seien 62 unbemannte Flugkörper zerstört worden, 67 weitere seien wieder vom Radar verschwunden.
Unter den Drohnen finden sich laut einem Bericht des Portals "Defense Express" auch Flugkörper mit thermobarischen Sprengköpfen auf iranischen Shahed-136-Drohnen - TB BCh-50 genannt. Vor allem bei Angriffen auf Gebäude stellen diese Drohnen eine große Gefahr dar.
Hohe Temperaturen erzeugen Schockwelle
Bei thermobaren Explosionen werden extreme Temperaturen von 2.400 bis zu 2.600 Grad erzeugt, die den gesamten Sauerstoff in der unmittelbaren Nähe aufbrauchen. In dem getroffenen Bereich entstehe eine Schockwelle, die mehrere Räume erreichen kann und Lunge, Ohren und andere Organe verletzt. Das macht die Sprengköpfe nach Angaben von "Defense Express" in geschlossenen Räumen besonders tödlich. Russland konzentriere die Angriffe deshalb auf Städte. Vor allem Kiew werde von Drohnen mit dem neuartigen Sprengkopf attackiert. Das Nachrichtenportal "Militarnyi" teilte auf der Plattform X ein Foto von einem in einer Shahed Drohne gefundenen TB BCh-50.
Selenskyj: Angriffe wären vermeidbar gewesen
Die meisten bisherigen Attacken seien laut Selenskyj gegen zivile und kritische Infrastruktur gerichtet gewesen. "All diese Angriffe wären unmöglich gewesen, wenn wir in entscheidenden Bereichen ausreichend Unterstützung von der Welt gehabt hätten", meinte der ukrainische Präsident Anfang November. Er nannte als Beispiele Langstreckenwaffen für Angriffe gegen Ziele im russischen Hinterland und "wirklich wirksame Sanktionen, um Russland daran zu hindern, wichtige Komponenten für die Drohnen- und Raketenproduktion - insbesondere Mikroelektronik - zu importieren".
Wie viele seiner Drohnen Russland mit den thermobaren Sprengköpfen ausgestattet hat, ist unklar. Die Existenz dieser Sprengköpfe ist laut "Defense Express" bereits seit April 2024 bekannt. Hacker seien in Server der russischen Sonderindustriezone Alabuga eingedrungen und konnten dabei Informationen über die Produktion und Modernisierung von Kampfdrohnen in Russland erlangen. Demnach wiegt der TB BCh-50 mehr als 50 Kilo und hat neben der thermobarischen Wirkung auch eine Splitterwirkung in Form von Kugeln mit einem Durchmesser von neun Millimetern. (ng)
Verwendete Quellen
- defence-ua.com: What Is Known of Thermobaric Warhead of russian Shahed Drones, Launched Against Ukraine
- Telegram-Post von Wolodymyr Selenskyj (ukrainisch)
- dpa
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