- 21:04 Uhr: ➤ Selensjkyj macht UN nach Damm-Bruch Vorwürfe: "Sie sind nicht da!"
- 20:45 Uhr: Ukraine: Durch Staudamm-Zerstörung mehr als 20 Kulturstätten bedroht
- 17:46 Uhr: Cherson: Ukraine warnt vor Minengefahr und "kolossalen" Umweltschäden
- 17:34 Uhr: Erdogan schlägt nach Staudamm-Zerstörung Untersuchungskommission vor
- 16:50 Uhr: Ukrainischer Regierungschef wirft Russland nach Staudammbruch "Ökozid" vor
- 15:01 Uhr: Russischer Besatzungschef sieht taktischen Vorteil durch Hochwasser
- 13:48 Uhr: Ukrainische Behörden in Cherson erwarten steigende Wasserstände
- 12:46 Uhr: Britischer Geheimdienst: Weitere Überschwemmungen nach Damm-Zerstörung möglich
- 12:23 Uhr: Russische Besatzer: Menschen in Hochwasser-Fluten eingeschlossen
➤ Selensjkyj macht UN nach Damm-Bruch Vorwürfe: "Sie sind nicht da!"
- 21:04 Uhr
Nach den Überflutungen infolge der Zerstörung des Kachowka-Staudamms zeigte sich der ukrainische Präsidenten
Den russischen Truppen auf dem von ihnen eroberten Südufer des Dnipro-Stroms machte er schwere Vorwürfe: "Wenn unsere Kräfte versuchen, die Menschen rauszuholen, dann werden sie von den Besatzern aus der Entfernung beschossen."
Bei der Damm-Katastrophe sind nach Angaben Selenskyj auch Menschen umgekommen. "Menschen, Tiere sind gestorben. Von den Dächern der überfluteten Häuser sehen Menschen, wie Ertrunkene vorbeitreiben", erklärte er weiter.
Nach einer Rückeroberung des Gebiets von den Russen will der ukrainische Präsident eine internationale Untersuchung anregen. Dann werde die Ukraine, alle internationalen Experten einladen, den Vorfall zu untersuchen, betonte er.
Selenskyj hält die Verantwortung Russlands für die Katastrophe für erwiesen und glaubt, dass die russische Seite die Sprengaktion unterschätzt habe. Sie habe in Erwartung der ukrainischen Gegenoffensive auf diese Weise die Befreiung der Gebiete erschweren wollen. "Sie haben nicht daran gedacht, dass sie auch ihre besetzten Gebiete fluten", erklärte er.
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Die Lage im Überblick
Seit 24. Februar 2022 führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte
Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote. Wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu.
Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen fast als 8,3 Millionen ukrainische Flüchtlinge in Europa registriert (Stand: 23. Mai). Die Flüchtenden sind vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land in den meisten Fällen nicht verlassen dürfen.
Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard hat die Ukraine aus Deutschland erhalten. (dpa)
Die weiteren Nachrichten zum Krieg in der Ukraine vom 7. Juni
Ukraine: Durch Staudamm-Zerstörung mehr als 20 Kulturstätten bedroht
- 20:45 Uhr
Die Flutkatastrophe in Folge der Staudamm-Zerstörung am Dienstag hat mehr als 20 Museen und Kulturstätten der südukrainischen Region Cherson getroffen. Das ukrainische Kulturministerium veröffentlichte am Mittwoch eine Liste der Kulturobjekte, die durch die Flutwellen beschädigt oder gänzlich ruiniert sein sollen. Die meisten davon befinden sich demnach auf der südlichen, von Russland besetzten, Seite des Dnipro-Flusses. Die ukrainische Staatsagentur für Tourismusentwicklung veröffentlichte am Mittwoch zudem eine Karte mit Sehenswürdigkeiten und Naturerholungsgebieten, die als Folge der Flutkatastrophe nun bedroht sind.
Den Angaben des Ministeriums zufolge gehören zu den gefährdeten Objekten unter anderem die im 14. Jahrhundert gegründete Festung Tjahyn oder die sogenannte Ponjatiwske-Siedlung der Eisenzeit (4. Jahrhundert v. Chr.). Über Schäden in den Museen in Cherson sei nichts bekannt.
Das Kunstmuseum von Cherson wurde im vergangenen Jahr Opfer von Plünderungen durch russische Soldaten. Das Museum berichtete im November auf seiner Facebook-Seite über den Abtransport von mehreren Lastwagen voller Kunstgegenstände durch fliehende russische Besatzer.
Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka im von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson ist in der Nacht zum Dienstag zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. (dpa/cgo)
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Cherson: Ukraine warnt vor Minengefahr und "kolossalen" Umweltschäden
- 17:46 Uhr
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat das Hochwasser laut ukrainischen Behörden Minen vom Ufer des Dnipro weggeschwemmt. Das führe zu erhöhter Lebensgefahr für die Zivilbevölkerung, sagte der stellvertretende Leiter der Regionalverwaltung von Cherson, Jurij Sobolewskyj, der staatlichen Nachrichtenagentur Ukrinform am Mittwoch. Andere Regionen der Ukraine hätten bereits Sprengstoffexperten in die Gegend entsandt, um bei der Beseitigung der Minengefahr zu helfen.
Auf die Frage nach konkreten Folgen der Flut-Katastrophe antwortete Sobolewskyj, dass es derzeit noch keine vollständige Übersicht über das Ausmaß der Zerstörung gebe. Die Auswirkungen der Katastrophe auf die Umwelt seien jedoch "kolossal". Seinen Aussagen zufolge wird der Wasserspiegel im Kachowka-Stausee langfristig sinken, was das Ökosystem der gesamten Südukraine negativ beeinflussen würde. Schon jetzt stelle die Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Trinkwasser ein zunehmendes Problem dar, so Sobolewskyj.
Nach der Zerstörung des Damms am Dienstag soll der Wasserspiegel stellenweise um mehrere Meter gestiegen sein. Nun gab der ukrainische Beamte an, dass der Pegel an einigen Orten bereits geringfügig gesunken sei. Jedoch sollen laut seinen Aussagen viele Ortschaften nach dem Rückgang des Wassers nur noch beschränkt oder gar nicht nutzbar sein.
Auch das ukrainische Gesundheitsministerium ging am Mittwoch davon aus, dass in den kommenden Tagen der Wasserstand sinken wird. Dies soll laut dem Ministerium jedoch zum Massen-Fischsterben führen, während gleichzeitig das Risiko von Infektionskrankheiten durch Wasserverschmutzung steigt. (dpa/tas)
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Erdogan schlägt nach Staudamm-Zerstörung Untersuchungskommission vor
- 17:34 Uhr
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan eine Untersuchungskommission vorgeschlagen. Erdogan habe dies am Mittwoch in separaten Telefonaten mit Kremlchef Wladimir Putin und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj angesprochen, teilte das Präsidialamt in Ankara mit.
Eine solche Kommission könne mit Experten der beiden Kriegsparteien sowie mit Vertretern der Türkei und der Vereinten Nationen besetzt sein und damit ein ähnliches Format haben wie das sogenannte Getreideabkommen, hieß es. Im Juli 2022 hatten die Vereinten Nationen und die Türkei ein Abkommen vermittelt, das die Blockade ukrainischen Getreides durch Russland beendet hatte.
Selenskyj schrieb auf Twitter, er habe mit Erdogan über die humanitären und ökologischen Folgen des "russischen Terrorakts" gesprochen und der Türkei eine Liste von dringend Benötigtem übergeben.
Putin wiederum beschuldigte in dem Telefonat erneut die ukrainische Führung, hinter der Staudammexplosion zu stecken. Dies sei ein Beispiel dafür, dass Kiew und die Hintermänner im Westen auf eine "weitere Eskalation der Kampfhandlungen setzen, Kriegsverbrechen begehen, offen terroristische Methoden anwenden und Sabotageakte auf russischem Gebiet organisieren", hieß es in der Pressemitteilung des Kreml. Moskau hat das Gebiet Cherson im Herbst offiziell annektiert und bezeichnet die Region als russisches Gebiet.
Der Staudamm in der Stadt Nowa Kachowka war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Der Kreml wiederum beschuldigt Kiew. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. (dpa)
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Ukrainischer Regierungschef wirft Russland nach Staudammbruch "Ökozid" vor
- 16:50 Uhr
Nach der teilweisen Zerstörung des Kachowka-Staudamms hat der ukrainische Premierminister Denys Schmyhal Russland einen "Ökozid" und "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" vorgeworfen. Russland habe "eine der schlimmsten Umweltkatastrophen der vergangenen Jahrzehnte ausgelöst", sagte Schmyhal am Mittwoch per Videoschalte aus der Ukraine bei einem Ministertreffen der OECD in Paris.
In Dutzenden Dörfern und Städten seien Probleme mit der Trinkwasserversorgung und bei der Bewässerung der Felder zu befürchten, sagte er. "Dies bedroht die globale Ernährungssicherheit."
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro in der Ukraine war bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus. Auf beiden Seiten des Flusses wurde die Evakuierung zehntausender Menschen eingeleitet. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich. (AFP)
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Russischer Besatzungschef sieht taktischen Vorteil durch Hochwasser
- 15:01 Uhr
Der russische Besatzungschef im südukrainischen Gebiet Cherson, Wladimir Saldo, sieht nach der Zerstörung des Staudamms einen militärischen Vorteil für die eigene Armee. "Aus militärischer Sicht hat sich die operativ-taktische Situation zugunsten der Streitkräfte der Russischen Föderation entwickelt", sagte Saldo am Mittwoch im russischen Staatsfernsehen angesichts des verheerenden Hochwassers, das der Dammbruch in der Region ausgelöst hat. "Sie können nichts machen", so seine Sicht auf die ukrainischen Truppen, die eine Gegenoffensive zur Befreiung der besetzten Gebiete planen.
Angesichts des um ein Vielfaches seiner eigentlichen Größe angeschwollenen Flusses Dnipro sagte Saldo: "Für unsere Streitkräfte hingegen öffnet sich jetzt ein Fenster: Wir werden sehen, wer und wie versuchen wird, die Wasseroberfläche zu überqueren."
Mehr als 15 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war am frühen Dienstagmorgen in der Stadt Nowa Kachowka der große Damm zerstört worden. Die Ukraine zeigte sich überzeugt, dass Russland die Anlage, die es bereits seit Monaten besetzt hält, gezielt gesprengt habe – und zwar um die ukrainische Gegenoffensive auszubremsen. Zugleich betonte Kiew, dass die eigenen militärischen Pläne trotzdem umgesetzt werden könnten. Moskau wiederum wies die Vorwürfe zurück und schob die Schuld für die Staudamm-Katastrophe der Ukraine zu. (dpa/tas)
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Ukrainische Behörden in Cherson erwarten steigende Wasserstände
- 13:48 Uhr
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms erwarten die ukrainischen Behörden im Gebiet Cherson weiter steigende Wasserstände. Bis Donnerstagvormittag werde das Wasser noch um einen Meter ansteigen, sagte der Sprecher der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Tolokonnikow, am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Zugleich sagte er, dass der Staudamm weiter breche, weshalb das Wasser noch steigen könne. Das Wasser fließt aus dem Stausee über die schwer beschädigte Staumauer ab.
In der Großstadt Cherson stieg das Wasser laut Behörden um mehr als zwei Meter, die ersten Etagen von Gebäuden sind überschwemmt. Die Evakuierung der Bewohner laufe, hieß es.
Teils waren Helfer in der Region in Booten unterwegs auf der Suche nach Menschen, die womöglich auf Dächern ihrer überschwemmten Häuser ausharren, um gerettet zu werden. In sozialen Netzwerken gab es Videos von Menschen, die verzweifelt auch ihre durchnässten Hunde, Katzen und anderen Haustiere in Sicherheit bringen wollten.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf den russischen Besatzern vor, sie brächten mit dem Terroranschlag gegen das Wasserkraftwerk und den Staudamm alles Leben in Gefahr. Sie hätten am Dienstag absichtlich eines der größten Wasserreservoirs der Ukraine zerstört. Zehntausende Menschen seien in der Gefahrenzone. Hunderttausende in einem weiteren Einzugsgebiet seien nun ohne normalen Zugang zu Trinkwasser.
"Unsere Dienste, alle, die helfen können, sind bereits im Einsatz", schrieb Selenskyj am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. "Aber wir können nur in dem Gebiet helfen, das von der Ukraine kontrolliert wird." Der Großteil der Region steht unter russischer Besatzung, wo die Behörden nun den Ausnahmezustand verhängten. Selenskyj warf den Besatzern vor, sich nicht um die Not der Menschen zu kümmern. (dpa)
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Britischer Geheimdienst: Weitere Überschwemmungen nach Damm-Zerstörung möglich
- 12:46 Uhr
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen. "Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird", teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.
Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte. In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser.
Der britische Premierminister
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Russische Besatzer: Menschen in Hochwasser-Fluten eingeschlossen
- 12:23 Uhr
Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms in der Südukraine sind laut Angaben der russischen Besatzer im von ihnen kontrollierten Teil des Gebiets Cherson bis zu 40.000 Menschen von den schweren Überschwemmungen betroffen. "Nach vorläufigen Prognosen sind es zwischen 22.000 und 40.000", sagte der von Moskau in Cherson eingesetzte Verwaltungschef Wladimir Saldo am Mittwochvormittag im russischen Staatsfernsehen auf die Frage, wie viele Menschen im Katastrophengebiet lebten.
Der Besatzungschef der Staudamm-Stadt Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, sagte zudem, dass dort rund 100 Menschen von den Wassermassen eingeschlossen seien und gerettet werden müssten. Sieben Anwohner werden den Angaben zufolge derzeit vermisst, rund 900 sollen angeblich schon in Sicherheit gebracht worden sein. Leontjew sprach zudem von mehreren komplett oder teilweise überfluteten Orten. "Der Ort Korsunka steht – mit Ausnahme der letzten Straße – komplett unter Wasser", sagte er im russischen Fernsehen.
Am Dienstag hatte bereits die Ukraine mitgeteilt, dass auf der durch ihre Truppen befreiten rechten Seite des Flusses Dnipro rund 17.000 Menschen ihre Häuser verlassen müssten. Die russischen Besatzer hatten sich mit Zahlen zunächst noch bedeckt gehalten. Mittlerweile haben sie laut staatlicher russischer Nachrichtenagentur Tass zudem den Notstand im von ihnen okkupierten Teil des Gebiets Cherson ausgerufen.
Mehr als 15 Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine war am frühen Dienstagmorgen in Nowa Kachowka der große Damm zerstört worden. Seitdem strömen Wassermassen aus einem Stausee. Die Ukraine ist überzeugt, Russland habe die Anlage, die es bereits seit Monaten besetzt hält und vermint haben soll, gesprengt. Auch viele internationale Politiker machen Moskau verantwortlich. Der Kreml wiederum weist alle Vorwürfe zurück und schiebt die Schuld der Ukraine zu. (dpa)
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Generalstab in Kiew: Russen wollten ukrainischen Vormarsch verhindern
- 10:32 Uhr
Der ukrainische Generalstab hat die Sprengung des Kachowka-Staudamms im Süden des Landes als russisches Kriegsverbrechen bezeichnet. Ziel sei es gewesen, den Vormarsch der ukrainischen Truppen in der Region zu verhindern, teilte der Stab am Mittwoch in seinem Morgenbulletin in Kiew mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Stausee fließt über die zerbrochene Staumauer weiter ab und flutet weite Teile der Region im Süden der Ukraine. 80 Ortschaften liegen in der Zone. Das Gebiet wird zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert, die Ukraine hatte im vergangenen Jahr die Gebietshauptstadt Cherson wieder eingenommen und will auch den Rest der Region von der Besatzung befreien.
In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser. Ukrainische und russische Medien zeigten überflutete Häuser und Ortschaften. Menschen brachten sich watend im Wasser in Sicherheit. Rettungskräfte trugen ältere Menschen, die nicht laufen können, auf Händen ins Trockene. Tausende verloren in der vom Krieg erschütterten Region ihr Hab und Gut.
Russland und die Ukraine gaben sich gegenseitig die Schuld an der Zerstörung des Stausees, beide Seiten sprechen von einem "Terroranschlag" und einer beispiellosen Katastrophe für die Umwelt. Kiew wirft russischen Truppen vor, das Wasserkraftwerk und den Staudamm vermint und gesprengt zu haben. Moskau wiederum behauptet, die Anlage sei durch ukrainischen Beschuss zerstört worden und fordert eine internationale Untersuchung.
Experten des US-Instituts für Kriegsstudien (ISW) in Washington gehen angesichts der Beweise und der Argumente davon aus, dass Russland den Staudamm absichtlich zerstört hat. Zugleich weisen sie darauf hin, dass eine endgültige Bewertung der Verantwortung derzeit nicht möglich sei.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat angekündigt, Klage wegen des Kriegsverbrechens vor dem Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag einzureichen. Er verglich die Sprengung des Staudamms mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe. Zerstört werden durch die Wasserfluten die Trinkwasserversorgung in der Region und landwirtschaftliche Nutzflächen. (dpa/tas)
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UN-Nothilfekoordinator warnt vor Folgen von Staudamm-Zerstörung für Menschen
- 08:21 Uhr
UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths hat vor den Folgen der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine für die Menschen im Land gewarnt. "Die heutige Nachricht bedeutet, dass sich die Notlage der Menschen in der Ukraine noch verschlimmern wird", sagte Griffiths am Dienstag (Ortszeit) auf einer Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates.
Die Teilzerstörung werde "schwerwiegende und weitreichende Folgen für tausende Menschen auf beiden Seiten der Front in der Südukraine durch den Verlust von Häusern, Lebensmitteln, sauberem Wasser und Lebensgrundlagen haben", fuhr der UN-Nothilfekoordinator fort. Sie sei zudem ein "massiver Schlag" für die Nahrungsmittelproduktion in der Region und berge erhebliche Risiken, dass Minen und Sprengstoffe durch das Wasser in Gebiete gelangten, die vorher als sicher galten.
Bei der Sitzung des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen beschuldigten Vertreter Russlands und der Ukraine die jeweils andere Seite, für die Zerstörung verantwortlich zu sein.
Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte, die Explosion am Staudamm sei auf eine "vorsätzliche Sabotage durch Kiew" zurückzuführen. Es seien "das kriminelle Kiewer Regime" und der Westen, die die "volle Verantwortung für die sich entwickelnde Tragödie tragen".
Der ukrainische Gesandte Serhij Kyslyzja sagte wiederum, Moskau gebe "dem Opfer die Schuld für seine eigenen Verbrechen". Die Explosion am Staudamm sei ein "Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus", sagte er vor dem UN-Sicherheitsrat.
Der in russisch besetztem Gebiet liegende Kachowka-Staudamm am Dnipro in der Ukraine war bei einer Explosion in der Nacht zum Dienstag teilweise zerstört worden, große Mengen Wasser traten aus. Auf beiden Seiten des Flusses wurde die Evakuierung zehntausender Menschen eingeleitet. Die Ukraine und Russland machen sich gegenseitig für den Angriff verantwortlich. (AFP)
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Ministerium: Felder könnten nach Staudamm-Zerstörung Wüsten werden
- 07:57 Uhr
Nach der Explosion des Kachowka-Staudamms im Süden der Ukraine rechnet das ukrainische Agrarministerium ersten Schätzungen zufolge mit der Überschwemmung von etwa 10 000 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche am nördlichen Ufer des Dnipro in der Region Cherson. Am südlichen Ufer, im russisch besetzten Gebiet werde ein Vielfaches dieser Fläche überflutet, teilte das Ministerium am Dienstagabend auf seiner Webseite mit. Detaillierte Informationen sollen demnach in den kommenden Tagen bekannt gegeben werden, wenn sich das Ministerium ein genaues Bild von der Lage gemacht habe.
"Darüber hinaus wird die von Menschen verursachte Katastrophe die Wasserversorgung von 31 Feldbewässerungssystemen in den Regionen Dnipropetrowsk, Cherson und Saporischschja zum Erliegen bringen", so das Ministerium. "Die Zerstörung des Wasserkraftwerks Kachowka wird dazu führen, dass sich die Felder im Süden der Ukraine bereits im nächsten Jahr in Wüsten verwandeln könnten", hieß es weiter. Auch die Trinkwasserversorgung in besiedelten Gebieten sei betroffen. Zudem erwartet das Agrarministerium nach eigenen Angaben negative Folgen für die Fischerei.
Der Staudamm war in der Nacht zum Dienstag in dem von Russland besetzten Teil des südukrainischen Gebiets Cherson zerstört worden. Der Kreml beschuldigt Kiew. Die Ukraine und viele westliche Beobachter sind hingegen überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage selbst gesprengt haben - möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Russland führt seit mehr als 15 Monaten einen Angriffskrieg gegen das Nachbarland. (dpa)
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