Papst Franziskus' Äußerung zum Krieg in der Ukraine sorgt für Empörung. Das Oberhaupt der katholischen Kirche legte der Ukraine "Mut zur weißen Flagge" nahe.

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Die Äußerungen von Papst Franziskus zum Krieg in der Ukraine sind in Deutschland parteiübergreifend auf Entsetzen und scharfe Kritik gestoßen. "Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine", sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND). Auf Distanz gingen auch Politikerinnen und Politiker von CDU, FDP und SPD.

Der Papst hatte in einem Interview mit Blick auf den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine "Mut zu Verhandlungen" gefordert. Er sei der Ansicht, dass derjenige Stärke zeige, "der die Situation erkennt, der an das Volk denkt, der den Mut hat, die weiße Fahne zu hissen und zu verhandeln", sagte der Papst weiter, offensichtlich allein an die Ukraine gewandt.

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Vatikan-Sprecher bemüht sich um Schadensbegrenzung

Ein Vatikan-Sprecher versuchte später, die Äußerungen etwas zu relativieren. Er sprach von einem generellen Aufruf zu einer "diplomatischen Lösung". Auf diese Einordnung verwies auf Anfrage des Berliner "Tagesspiegels" später auch ein Sprecher der katholischen Deutschen Bischofskonferenz.

"Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann - nicht die Ukraine", sagte dazu Göring-Eckardt. Frieden könne es nur geben, wenn er gerecht sei und die Existenz und Identität der Ukraine nicht infrage stelle. Auch müsse Russland für seine Kriegsverbrechen zur Verantwortung gezogen werden.

Papst Franziskus
Papst Franziskus stieß mit Aussagen zum russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf Kritik. © dpa / Andrew Medichini/AP

"Unglaublich, das Oberhaupt der katholischen Kirche stellt sich auf die Seite des Aggressors", schrieb der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter im Internetdienst X. Der Papst liefere damit Russlands Präsident Wladimir Putin eine "Blaupause für weiteres Vorgehen".

Parteiübergreifende Kritik an Papst-Aussage

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Matthias Heuer schrieb ebenfalls auf X: "Der Papst rät also der Ukraine zu einer Existenz unter russischer Diktatur". Heuer fügte hinzu: "Ich schäme mich als katholischer Christ einmal mehr für das Versagen der römisch-katholischen Kirche an zentraler Stelle."

"Bevor die ukrainischen Opfer die weiße Flagge hissen, sollte der Papst laut und unüberhörbar die brutalen russischen Täter auffordern, ihre Piraten-Fahne - das Symbol für den Tod und den Satan - einzuholen", sagte die FDP-Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch sollte er "die mörderische Hetze" des Oberhaupts der russisch-orthodoxen Kirche, Kyrill I., verurteilen. "Ich schäme mich als Katholikin, dass er das unterlässt", sagte die FDP-Politikerin.

"Es wäre besser, wenn sich der Papst mit seinem Appell zu Friedens-Verhandlungen zuerst an den Aggressor Putin richten würde", sagte seinerseits der SPD-Politiker Wolfgang Thierse dem "Tagesspiegel". Sollte die Ukraine dem Rat des Papstes folgen, die weiße Fahne zu hissen, "so hätte das schwere Folgen für die Ukraine und Europa. Putin würde sich ermuntert sehen, seinen brutalen Imperialismus fortzusetzen", warnte auch Thierse.

Die Präsidentin des Evangelischen Kirchentages 2025 in Hannover, Anja Siegesmund, sagte dem RND: "Die Sehnsucht nach Frieden darf nicht dazu führen, dass das Recht des vermeintlich Stärkeren siegt". Wer die eigene Freiheit verteidige, bedürfe der Unterstützung aller, die jetzt in Freiheit leben. "Wir stehen weiter an der Seite der Ukraine", hob Siegesmund hervor. (dpa/spl)

Kretschmer

Michael Kretschmer stimmt Papst Franziskus zu

Papst Franziskus erntet für seine Äußerungen zu Friedensverhandlungen viel Kritik. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer stellt sich der entgegen und bezeichnet den Papst als "besonnenen Mann". Kretschmer fordert mehr Anstrengungen, um das "Sterben im Krieg" zu beenden.
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Teaserbild: © dpa / Andrew Medichini/AP