Dass Frankreichs Präsident Macron die Entsendung von Bodentruppen in die Ukraine nicht ausschließt, sorgte international für Aufruhr. Nun springt ihm der polnische Außenminister zur Seite – entgegen der Haltung von Polens Regierungschef.
Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat sich positiv zum Vorstoß des französischen Präsidenten Emmanuel Macron geäußert, Bodentruppen in die Ukraine zu entsenden.
"Die Präsenz von Nato-Truppen in der Ukraine ist nicht undenkbar. Ich begrüße die Initiative von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron", schrieb er am Freitagabend auf der Plattform X (vormals Twitter). Denn dieser Vorschlag Macrons bedeute, "dass Putin Angst hat, statt dass wir Angst haben vor Putin", so Sikorski weiter.
Seine Position unterscheidet sich damit von der des polnischen Regierungschefs Donald Tusk. Dieser hatte in der vergangenen Woche bei einer Visite in Prag deutlich gemacht, Polen beabsichtige nicht, seine Truppen in die Ukraine zu schicken.
Deutschland schließt Nato-Truppen in der Ukraine aus
Macron hatte zuvor nach einer internationalen Ukraine-Unterstützerkonferenz in Paris, an der zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnahmen, festgestellt: "Es gibt heute keinen Konsens darüber, offiziell Bodentruppen zu entsenden."
Er fügte allerdings hinzu: "Aber in der Dynamik darf nichts ausgeschlossen werden. Wir werden alles tun, was nötig ist, damit Russland diesen Krieg nicht gewinnen kann."
Macrons Aussage hatte internationale Reaktionen hervorgerufen. Scholz schloss die Entsendung von Nato-Truppen kurz nach den Äußerungen des französischen Präsidenten kategorisch aus.
Man habe sich in Paris auch für die Zukunft einhellig darauf verständigt, "dass es keine Bodentruppen, keine Soldaten auf ukrainischem Boden geben wird, die von europäischen Staaten oder von Nato-Staaten dort hingeschickt werden".
Das skizzierte Szenario sei keine "Option für die Bundesrepublik Deutschland", erklärte auch Bundesverteidigungsminister Pistorius. Die Aussagen Macrons bezeichnete er als einen "Denkanstoß, dem offenbar niemand gefolgt ist".
Flucht nach vorne für Macron?
Beobachter sehen in Macrons Vorstoß, den er später sogar noch einmal als "abgewogen, durchdacht und besonnen" bekräftigte, eine Flucht nach vorne. Denn Frankreich sah sich zuletzt verstärkt dem Vorwurf ausgesetzt, trotz seiner Größe und militärischen Stärke die Ukraine nur vergleichsweise bescheiden zu unterstützen.
Bisher lieferte Frankreich weder Panzer noch Kampfjets. Während Deutschland seine in zwei Jahren geleistete oder zugesagte Militärhilfe auf 28 Milliarden Euro beziffert, spricht Macron für sein Land für dieses Jahr nur von drei Milliarden Euro. (dpa/thp)
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