Wladimir Putin sieht Nuklearwaffen als Rückgrat der Sicherheit Russlands. Die russische Waffentechnik werde weiter vervollkommnet, sagt der Kremlchef. In Washington gibt man sich gelassen, während die Ukraine ankündigte, weitere 160.000 Soldaten zu rekrutieren.

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Inmitten des gespannten Verhältnisses zum Westen hat Russland nach Worten von Präsident Wladimir Putin ein weiteres Manöver seiner strategischen Atomwaffen begonnen. Der mögliche Einsatz von Nuklearwaffen sei das äußerste Mittel, die Sicherheit des Landes zu gewährleisten, sagte Putin nach Angaben des Kreml. Demnach verfolgte Putin die Übung per Videoschalte. Er kündigte den testweisen Start von Raketen während des Manövers an. Dazu gab es aber bislang keine Angaben.

Das US-Verteidigungsministerium gab sich gelassen. Nach dem Verständnis des Pentagon sei es eine planmäßige Übung, sagte ein Sprecher. "Es ist also keine Überraschung." Man sehe aktuell keine Veränderung in der russischen Haltung zu Atomwaffen, die eine Veränderung der eigenen Position erfordern würde.

Putin droht weiter

Russland werde sich nicht auf ein nukleares Wettrüsten einlassen, sagte Putin in Moskau. Aber es werde seine strategischen Streitkräfte weiter vervollkommnen. Die Mittel dafür seien vorhanden. Russische Interkontinentalraketen würden so ausgerüstet, dass sie eine gegnerische Flugabwehr überwinden könnten.

Das seit Jahren gespannte Verhältnis zwischen der Atommacht und den westlichen Ländern hat sich durch Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 noch weiter verschlechtert. Putin hat im Lauf des Krieges mehrmals öffentlich daran erinnert, dass Russland bei einer Gefahr für seine Existenz zu Atomwaffen greifen könnte. Diese Drohungen sollten vor allem andere Länder von einer Unterstützung der Ukraine abhalten.

Russland hält Manöver seiner Atomstreitkräfte ab
Ein Besatzungsmitglied der russischen Luftwaffe überwacht die Instrumententafel an Bord eines strategischen Bombers Tu-95. © dpa/Russian Defense Ministry Press Service

Raketen vom russischen U-Boot in der Barentssee

Dem Verteidigungsministerium zufolge wurde die Interkontinentalrakete von der Halbinsel Kamtschatka im Osten Russlands gestartet. Weitere Raketen seien von einem U-Boot in der Barentssee in der Arktis und vom Ochotskischen Meer aus gestartet. Die Nachrichtenagentur Tass veröffentlichte Aufnahmen vom Start einer Rakete am Kosmodrom Plessezk im Norden Russlands.

Beim Beginn der Übungen am Dienstag sagte Putin, dass der Einsatz von Atomwaffen für Moskau eine Ausnahmemaßnahme bleibe. "Angesichts der wachsenden geopolitischen Spannungen und der Entstehung neuer Bedrohungen und Risiken von außen" sei es jedoch "wichtig, über moderne strategische Streitkräfte zu verfügen, die ständig einsatzbereit sind", sagte er.

Putin: Atomwaffen-Übungen als Reaktion

Putin hatte im Mai als Reaktion auf die "Drohungen" westlicher Politiker gegen Russland angeordnet, "in der nahen Zukunft" Atomwaffen-Übungen abzuhalten, an denen auch in der Nähe der Ukraine stationierte Truppen beteiligt sein sollten.

Im September kündigte Putin Änderungen an der russischen Atomwaffendoktrin an. "Es wird vorgeschlagen, einen Angriff auf Russland durch eine Nicht-Atommacht, aber mit der Beteiligung oder Unterstützung einer Atommacht, als einen gemeinsamen Angriff auf die Russische Föderation zu betrachten", sagte Putin damals. Er bezog sich damit offensichtlich auf die Ukraine und deren westliche Verbündete.

Die Ukraine hofft auf die Erlaubnis ihrer westlichen Verbündeten, weitreichendere Raketen gegen Russland einsetzen zu können. Die USA sind hingegen zurückhaltend, da sie eine Eskalation befürchten. Putin sagte am Sonntag, eine solche Entscheidung würde bedeuten, "dass Nato-Staaten im Krieg mit Russland sind".

Im Oktober 2023 hatte Putin bereits ein Militärmanöver mit ballistischen Raketen überwacht, bei dem ein "massiver atomarer" Gegenangriff trainiert werden sollte.

Kiew: Ukrainische Armee um 160.000 Soldaten aufgestockt

Die im Abwehrkrieg gegen die russischen Invasionstruppen stark unter Druck geratene ukrainische Armee soll nach Plänen der Regierung in Kiew um weitere rund 160.000 Soldaten aufgestockt werden.

Diese Zahl von Männern solle zusätzlich zum Wehrdienst herangezogen werden, kündigte der Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Oleksandr Lytwynenko, am Dienstag im Parlament in Kiew an.

Mobilisierung binnen eines Quartals geplant

Aus Sicherheitskreisen verlautete ergänzend, dass diese Mobilisierung in einem Zeitraum von drei Monaten stattfinden solle. Nach Angaben Lytwynenkos wurden seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Februar 2022 bereits insgesamt 1,05 Millionen Männer für den Wehrdienst mobilisiert.

Die russische Armee hatte in den vergangenen Monaten eine Serie von Geländegewinnen in der Ostukraine vermeldet. (AFP/dpa/bearbeitet von lag/cgo)

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