• 22:03 Uhr: Selenskyj: Befreiung von Mariupol derzeit unmöglich
  • 20:10 Uhr: Ukraine meldet weitere Tote nach Beschuss von Wohnsiedlungen
  • 18:32 Uhr: USA und G7-Verbündete verhängen neue Sanktionen gegen Russland
  • 16:12 Uhr: Berichte: U2-Musiker treten überraschend in Kiew auf
  • 11:45 Uhr: Briten-Geheimdienst: Putins Planungsfehler kosten ranghohe Offiziere das Leben
  • 09:12 Uhr: Ukraine: Bis zu 60 Tote nach Luftangriff auf Schule im Gebiet Luhansk
  • 08:45 Uhr: Russland erziehlt Geländegewinne im Donbass

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➤ Selenskyj hält Befreiung von Mariupol derzeit für unmöglich

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Befreiung der von russischen Truppen besetzten Hafenstadt Mariupol derzeit ausgeschlossen. "Die Ukraine hat nicht genügend schwere Waffen, um Mariupol auf militärischem Wege zu befreien", sagte Selenskyj bei einer Pressekonferenz mit Kanadas Regierungschef Justin Trudeau, der in Kiew zu einem Solidaritätsbesuch angereist war.

Immerhin sei es auf diplomatischem Wege gelungen, Zivilisten aus dem belagerten Stahlwerk Azovstal herauszuholen, sagte Selenskyj. Für die verbliebenen ukrainischen Soldaten gestalte sich eine Evakuierung aber schwierig.

"Die russischen Soldaten, die russische Armee, die Armeeführung und die politische Führung der Russischen Föderation wollen unsere Soldaten nicht herauslassen", sagte der ukrainische Staatschef. Kiew habe die Türkei, Israel, Frankreich, die Schweiz, die Vereinten Nationen und das Internationale Komitee vom Roten Kreuz um Vermittlung gebeten.

Zuletzt hatte auch der Vorsteher der größten ukrainisch-orthdoxen Kirche des Moskauer Patriarchats, Onufrij, den russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten, den ukrainischen Soldaten freien Abzug zu gewähren.

Die Lage im Überblick:

Seit 24. Februar führt Russland aus der Luft und am Boden einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kurz zuvor hatte Präsident Wladimir Putin das Existenzrecht der Ukraine als eigenständiger Staat in Zweifel gezogen und die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk in der Ostukraine anerkannt.

Die ukrainische Armee wehrt sich seitdem nach Kräften gegen die Invasoren. Auf beiden Seiten gibt es Berichten zufolge Tausende Tote, wie viele Soldaten und Zivilisten bereits starben, lässt sich jedoch nicht unabhängig überprüfen. Fakt ist: Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich mit jedem Tag zu. Nach Angaben der UN sind inzwischen mehr als 5,8 Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen (Stand: 08. Mai), vor allem Frauen und Kinder, da Männer zwischen 18 und 60 Jahren das Land nicht verlassen dürfen.

Die EU und die USA reagierten mit Sanktionen. Außerdem liefern sie der Ukraine Waffen, auch Deutschland unterstützt das Land mit Waffenlieferungen. Auch Panzer der Klasse Gepard soll die Ukraine aus Deutschland erhalten. Dass die Nato aktiv in den Krieg eingreift, gilt bislang als ausgeschlossen.

Am ersten April-Wochenende sorgten Bilder von den Leichen vieler Zivilisten in der Kleinstadt Butscha bei Kiew international für Entsetzen. Die Ukraine spricht von schweren Kriegsverbrechen und Völkermord und macht dafür russische Truppen verantwortlich. Moskau bestreitet trotz zahlreicher Hinweise am Tod der Zivilisten beteiligt gewesen zu sein. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj betonte, die Verhandlungen mit Russland sollen weiter fortgesetzt werden.

Am 18. April begann laut ukrainischer Aussage eine lange vorbereitete Großoffensive Russlands im Osten der Ukraine.

Die weiteren Meldungen des Tages:

Mariupol erwartet Sturmangriff vor Militärparade in Moskau

22:12 Uhr: Vor der Militärparade in Moskau zum Jahrestag des Sieges über Nazi-Deutschland haben sich die in Mariupol verschanzten ukrainischen Kämpfer auf einen russischen Sturmangriff eingestellt. Nach der Evakuierung hunderter Zivilisten aus dem Asow-Stahlwerk befanden sich in dem Industriekomplex am Sonntag noch hunderte ukrainische Soldaten. Im Osten der Ukraine verstärkte die russische Armee am Sonntag ihre Angriffe, an der Grenze zu Moldau war die Lage laut ukrainischem Generalstab "gespannt".

Das Asow-Stahlwerk ist die letzte Bastion des ukrainischen Militärs im zerstörten Mariupol. Eine Kapitulation schlossen die eingeschlossenen Kämpfer in dem Industriekomplex am Sonntag aber erneut aus. "Aufgeben ist keine Option, weil unsere Leben Russland nicht interessieren", erklärte Ilja Samojlenko, ein Offizier des Asow-Regiments.

Tote und Verletzte durch Beschuss von Siedlungen in Ostukraine

20:10 Uhr: Durch Beschuss von Wohnsiedlungen sind im ostukrainischen Gebiet Charkiw mindestens drei Zivilisten getötet worden. Fünf weitere seien verletzt worden, teilte die Gebietsverwaltung im Nachrichtendienst Telegram mit.

Örtliche Behörden informierten darüber hinaus über Raketenangriffe im benachbarten Gebiet Sumy. Details zu Zerstörungen und möglichen Opfern waren vorerst nicht bekannt. Früher am Tag hatte bereits die südukrainische Region Odessa viele zerstörte Wohnhäuser durch russischen Raketenbeschuss gemeldet.

USA und G7-Verbündete verhängen neue Sanktionen gegen Russland

18:32 Uhr: Vor den Feierlichkeiten zum "Tag des Sieges" in Moskau verhängen die USA und die anderen G7-Staaten wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine neue Sanktionen gegen Russland. Das teilte das Weiße Haus in Washington am Sonntag mit. Zuvor hatten die Regierungschefs der G7-Staaten in einer Schaltkonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gesprochen. Die Strafmaßnahmen zielen nach Angaben der US-Regierung unter anderem auf den wichtigen russischen Energiesektor ab.

Das Weiße Haus teilte mit, alle G7-Staaten hätten sich am Sonntag dazu verpflichtet, die Einfuhr von russischem Öl auslaufen zu lassen oder zu verbieten - die USA selber haben bereits ein entsprechendes Importverbot verhängt. In Brüssel verhandeln die EU-Länder ebenfalls über ein Öl-Embargo gegen Russland und weitere Strafmaßnahmen. Streit gab es zuletzt noch über Ausnahmeregeln von dem Importstopp für Länder wie Ungarn, Tschechien, die Slowakei und Bulgarien. Gespräche dazu sollen nächste Woche fortgesetzt werden.

Ein US-Regierungsvertreter kündigte außerdem ein Verbot für unternehmerische Dienstleistungen für Firmen oder Personen in Russland an. Betroffen seien etwa Dienstleistungen im Bereich Buchhaltung, Management, Beratung oder Marketing. Die USA würden darüber hinaus Sanktionen gegen drei der wichtigsten Fernsehsender verhängen, die direkt oder indirekt von der Regierung von Präsident Wladimir Putin kontrolliert würden: Perwy Kanal. Rossija-1 und NTW. An diese "Sprachrohre des Kreml" dürften weder Werbeaufträge aus den USA erteilt noch US-Technik zum Sendebetrieb geliefert werden.

Der US-Regierungsvertreter sagte weiter, die USA würden ihre Exportkontrollen weiter verschärfen, um Russlands Kriegsanstrengungen zu schwächen. Betroffen seien etwa Holzprodukte, Industriemotoren und Räumfahrzeuge. Außerdem würden Sanktionen verhängt gegen Manager der größten und der drittgrößten russischen Bank, Sberbank und Gazprombank. "Die Botschaft ist, dass es keinen Rückzugsort für die russische Wirtschaft geben wird, wenn Putins Invasion andauert." Die anderen G7-Staaten kündigten ähnliche Maßnahmen im Bereich unternehmerische Dienstleistungen sowie gegen russische Banken und russische Propaganda und Desinformation an.

Kanadischer Regierungschef Trudeau besucht Ukraine

17:14 Uhr: Der kanadische Regierungschef Justin Trudeau ist unangekündigt in die Ukraine gereist. Trudeau habe die Stadt Irpin im Großraum Kiew besucht, meldete die ukrainische Nachrichtenagentur Ukrinform am Sonntag unter Berufung auf den Bürgermeister von Irpin. Sie veröffentlichte auch ein Foto, das den Regierungschef des Nato-Landes vor zerstörten Häusern zeigt. Wenig später bestätigte die kanadische Regierung den Besuch und kündigte ein geplantes Treffen Trudeaus mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj an.

"Ich hatte gerade die Ehre, mit dem Premierminister von Kanada, Justin Trudeau, zu sprechen", heißt es auf der Facebook-Seite von Irpins Bürgermeister Olexander Markuschin. "Er kam nach Irpin, um mit eigenen Augen den ganzen Horror zu sehen, den die russischen Besatzer unserer Stadt angetan haben."

Die Region rund um die Hauptstadt Kiew - darunter auch der Vorort Irpin - war nach Russlands Einmarsch in die Ukraine Ende Februar wochenlang von russischen Truppen besetzt gewesen. Nach deren Rückzug wurden seit Anfang April die Leichen Hunderter Zivilisten gefunden, für deren Tod die Ukraine Russland verantwortlich macht. In den vergangenen Wochen reisten immer wieder internationale Politiker in die Ukraine, um Unterstützung und Solidarität auszudrücken.

Als zweithöchste Repräsentantin Deutschlands traf am Sonntag Bundestagspräsidentin Bärbel Bas in Kiew ein. Auch sie sprach mit Selenskyj und brachte Deutschlands Solidarität mit der Ukraine zum Ausdruck. Die SPD-Politikerin gedachte zudem anlässlich des 77. Jahrestags des Sieges der Alliierten über Hitler-Deutschland der Opfer des von Nazi-Deutschland entfesselten Zweiten Weltkriegs.

In der vergangenen Woche war bereits CDU-Chef Friedrich Merz zu Gast in Kiew gewesen und hatte dabei ebenfalls Selenskyj getroffen. Am meisten habe ihn bei der Reise der Besuch in Irpin und die massiven Zerstörungen dort beeindruckt, sagte Merz später.

Berichte: U2-Musiker treten überraschend in Kiew auf

16:12 Uhr: Musiker der irischen Rockband U2 sind Medienberichten zufolge am Sonntag überraschend in einer als Luftschutzbunker genutzten U-Bahn-Station in Kiew aufgetreten. Frontmann Bono und Gitarrist "The Edge" spielten Klassiker der Band wie den Song "Stand By Me", wie auf Videos ukrainischer Medien zu sehen ist. "Präsident Wolodymyr Selenskyj hat uns eingeladen, in Kiew zu spielen und unsere Solidarität mit den Menschen in der Ukraine zu zeigen und das haben wir getan", schrieben die beiden Musiker am Sonntag auf dem offiziellen Twitter-Account der Band.

"Die Menschen in der Ukraine kämpfen nicht nur für ihre eigene Freiheit, sondern für uns alle, die wir die Freiheit lieben", sagte Bono bei dem Konzert dem irischen Senders RTE zufolge.

Die Nachrichtenagentur Unian schrieb, der Besuch des irischen Musikers sei unerwartet gewesen. Mit ihm aufgetreten sein soll demnach auch Taras Topolja von der ukrainischen Band Antytila. Vom U2-Management gab es zunächst keine weiteren Informationen zu dem Auftritt.

Vor rund einer Woche war bereits die US-Schauspielerin Angelina Jolie überraschend zu einem Solidaritätsbesuch in die westukrainische Stadt Lwiw gekommen und hatte dort verletzte Kinder in einem Krankenhaus getroffen.

Steinmeier nennt Ukraine-Krieg "Epochenbruch" - Demokratie schützen

15:05 Uhr: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Krieg in der Ukraine als "Epochenbruch" bezeichnet, der die Europäer zu schmerzhaften Einsichten zwinge. "Wir waren uns zu sicher, dass Frieden, Freiheit, Wohlstand selbstverständlich sind", sagte Steinmeier am Sonntag beim DGB-Bundeskongress in Berlin. "Dieser Krieg macht uns auf eine brutale Weise klar, dass wir unsere Demokratie schützen und verteidigen müssen - nach innen und nach außen!"

Nötig sei die Wehrhaftigkeit der Demokratie nicht nur in Sonntagsreden und nicht nur als politische Kultur, demokratisches Selbstbewusstsein und Engagement. "Wir brauchen auch moderne Streitkräfte und eine besser ausgerüstete Bundeswehr", betonte Steinmeier.

Außenpolitik und Diplomatie würden natürlich auch in Zukunft gebraucht. "Aber wer zur Vermeidung künftiger Konflikte auf Diplomatie und Verhandlungen setzt, der muss wissen: Verhandlungen lassen sich nicht aus einer Position der Schwäche führen. Erfolgreich verhandeln lässt sich nur aus einer Position der Stärke." Den Willen zur Stärke müsse man haben und zeigen.

Der russische Angriffskrieg bedrohe die Ukraine in ihrer Existenz, sagte Steinmeier. Präsident Wladimir Putin wolle die Ukraine als freies, demokratisches Land auslöschen. "Der Angriff auf die Ukraine ist auch ein Angriff auf die Idee der liberalen Demokratie und auf die Werte, auf denen sie gründet: Freiheit, Gleichheit, die Achtung der Menschenrechte und der Menschenwürde."

"Unsere Antwort ist eindeutig und klar: Wir stehen an der Seite der Ukraine, aus voller Überzeugung und mit ganzem Herzen, gemeinsam mit unseren europäischen Nachbarn", betonte Steinmeier.

Denn eine Lehre des 8. Mai 1945 sei auch, dass sich die Europäer nicht noch einmal durch aggressiven Nationalismus und Völkerhass auseinandertreiben lassen dürften. "Nationalismus, Völkerhass und imperialer Wahn dürfen nicht die Zukunft Europas beherrschen. Das müssen wir verhindern!"

Steinmeier betonte, der 8. Mai, der das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa markiert, sei ein Tag der Befreiung und ein Tag der Mahnung. Sehr lange sei es auch ein Tag der Hoffnung gewesen - der Hoffnung, dass niemand mehr auf Krieg als Mittel der Politik setze. "Generationen von Politikern haben dafür gearbeitet, dass "Nie wieder" auch "Nie wieder Krieg in Europa" heißt."

Der Bundespräsident erinnerte an die Vision des früheren sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow vom gemeinsamen europäischen Haus. "Aber heute, an diesem 8. Mai, ist der Traum des gemeinsamen europäischen Hauses gescheitert. Ein Alptraum ist an seine Stelle getreten. Dieser 8. Mai ist ein Tag des Krieges."

Putin: Werden in Ukraine siegen "wie 1945"

13:59 Uhr: Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich mit Blick auf die Ukraine siegessicher gezeigt und Parallelen zum Zweiten Weltkrieg gezogen. "Wie 1945 wird der Sieg unser sein", sagte Putin am Sonntag. "Heute kämpfen unsere Soldaten wie ihre Vorfahren Schulter an Schulter für die Befreiung ihrer Heimat vom Nazidreck."

"Leider erhebt der Nationalsozialismus heute wieder sein Haupt", sagte der russische Präsident in einer an die Ukrainer gerichteten Passage. "Unsere heilige Pflicht ist es, die ideologischen Erben derer, die besiegt wurden", daran zu hindern, sich "ihre Revanche" zu verschaffen . Allen Bewohnern der Ukraine wünsche er eine "friedvolle und gerechte Zukunft".

Russland feiert am 9. Mai traditionell den Sieg über Nazi-Deutschland. Für Montag ist in Moskau zu diesem Anlass eine große Militärparade geplant. Seinen Militäreinsatz in der Ukraine begründet Russland mit der Absicht, das Nachbarland "demilitarisieren" und "entnazifizieren" zu wollen.

Briten-Geheimdienst: Putins Planungsfehler kosten ranghohe Offiziere das Leben

11:45 Uhr: Nach Einschätzung britischer Geheimdienste setzt Russland in seinem Angriffskrieg in der Ukraine aufgrund großer Verluste in den eigenen Truppen ranghohe Kommandanten im Kampf ein. Allerdings gebe es bislang keine Anzeichen darauf, dass die Anwesenheit dieser Offiziere im Gefecht zu einem verbesserten Einsatzkonzept geführt habe, hieß es am Sonntag in einem Update des britischen Verteidigungsministeriums. Planungsfehler würden weiterhin einen Fortschritt der Russen untergraben.

Außerdem führe die Strategie zu überproportional hohen Verlusten unter den russischen Offizieren. Da die getöteten Kommandanten dann von weniger ausgebildeten Soldaten ohne Führungserfahrung ersetzt würden, sei damit zu rechnen, dass die konzeptionellen Probleme anhalten würden.

Schon seit Monaten veröffentlicht die britische Regierung in ungewöhnlich offener Art und Weise regelmäßig Geheimdienstinformationen zum Verlauf des Angriffskriegs. Moskau wirft London eine gezielte Desinformationskampagne vor.

Selenskyj mit emotionaler Videobotschaft zum Weltkriegsende

11:41 Uhr: In einer emotionalen Videoansprache aus dem schwer zerstörten Kiewer Vorort Borodjanka hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Parallelen zwischen dem deutschen Überfall im Zweiten Weltkrieg und der jetzigen russischen Invasion gezogen. "In der Ukraine haben sie eine blutige Neuauflage des Nazismus organisiert", sagte Selenskyj über den russischen Angriff auf die Ukraine in einem Schwarzweiß-Video vor den Trümmern eines Wohnhauses. "Eine fanatische Imitation des Regimes, seiner Ideen, Handlungen, Worte und Symbole. Eine verrückte detailgetreue Wiedergabe seiner Bestialitäten und Alibis, die diesem Bösen angeblich ein heiliges Ziel geben".

Er warf der russischen Führung vor, mit ihrem Angriff am 24. Februar aus der Antikriegslosung "Niemals wieder" das "Niemals" herausgestrichen und durch die Losung "Wir können das wiederholen" ersetzt zu haben. Seit Beginn der Invasion hätten die Russen viele Gräueltaten der Nazis wiederholt, wenn auch unter anderen Parolen, sagte er.

Am Gedenktag zum Ende des Zweiten Weltkriegs erinnerte Selenskyj an den Beitrag des ukrainischen Volks zum Sieg der Anti-Hitler-Koalition. Das Land habe unter Bombardements, Massenerschießungen und Okkupation gelitten, habe Menschen in Konzentrationslagern und Gaskammern, in Kriegsgefangenschaft und bei Zwangsarbeit verloren, am Ende aber trotzdem gewonnen. Beweis sei der zerstörte "Werwolf"-Bunker von Adolf Hitler nahe der ukrainischen Stadt Winnyzja. Das zeige, dass sich das Böse seiner Verantwortung nicht entziehen könne. "Es kann sich nicht im Bunker verstecken", sagte er unter Anspielung auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem Kritiker seit Kriegsbeginn immer wieder vorwerfen, sich vorsichtshalber an einem geheimen sicheren Ort aufzuhalten.

Bundestagspräsidentin Bas in Kiew eingetroffen

09:19 Uhr: Bundestagspräsidentin Bärbel Bas ist am Sonntag in Kiew eingetroffen, wo sie an den Gedenkveranstaltungen zum Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa vor 77 Jahren teilnehmen will. Die SPD-Politikerin ist nach dem Bundespräsidenten die zweithöchste Repräsentantin der Bundesrepublik und damit die wichtigste deutsche Politikerin, die die Ukraine seit Beginn des russischen Angriffskriegs besucht. Sie folgt einer Einladung des ukrainischen Parlamentspräsidenten Ruslan Stefantschuk.

Alice Schwarzer kritisiert Ukraine-Präsidenten Selenskyj

Nach der Kritik an dem von Alice Schwarzer mitunterzeichnetem offenen Brief hat die Feministin sich erneut zum Krieg in der Ukraine geäußert und den ukrainischen Präsident Selenskyj kritisiert. Dieser würde laut Schwarzer "nicht aufhören zu provozieren". (Bildnachweis: picture alliance / Henning Kaiser/dpa | Henning Kaiser)

Im Namen des Deutschen Bundestages will die SPD-Politikerin am Grabmal des Unbekannten Soldaten und am Denkmal für die ermordeten ukrainischen Juden in Babyn Jar Kränze niederlegen. Bas und Stefantschuk wollen gemeinsam aller zivilen und militärischen Opfer des Zweiten Weltkrieges gedenken. Geplant ist auch ein Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj.

Ukraine: Bis zu 60 Tote nach Luftangriff auf Schule im Gebiet Luhansk

09:12 Uhr: Nach einem russischen Luftangriff auf eine Schule im Gebiet Luhansk sprechen die ukrainischen Behörden von möglicherweise bis zu 60 Toten. Nach einem Luftschlag auf die Schule in Bilohoriwka seien bisher zwei Leichen geborgen worden, teilte der Gouverneur der Region Serhij Hajdaj am Sonntag auf seinem Telegram-Kanal mit. "Wahrscheinlich sind alle 60 Menschen, die noch unter den Trümmern des Gebäudes liegen, tot", fügte er hinzu.

Krieg in der Ukraine: Russische Bodentruppen ziehen sich laut Pentagon aus Mariupol zurück

Laut Pentagon-Sprecher John Kirby geht die USA davon aus, dass ein Großteil der russischen Bodentruppen Mariupol verlassen hat. Das Militär soll Richtung Norden abgezogen sein, so Kirby am Donnerstag. Unterdessen wird das Stahlwerk "Asowstal" weiterhin bombardiert. Die ukrainische Regierung vermutet, dass Präsident Putin das Gelände bis Montag erobern will. (Bildnachweis: picture alliance/dpa/AP/Alexei Alexandrov)

Der Luftangriff ereignete sich seinen Angaben nach bereits am Samstagnachmittag. In dem Schulgebäude hatten 90 Personen vor den Angriffen Schutz gesucht. Durch den Bombenabwurf brach ein Feuer in der Schule aus und das Gebäude stürzte zusammen. 30 Menschen konnten die Einsatzkräfte retten - 7 davon waren verletzt, so der Gouverneur.

Bilohoriwka ist eine städtische Siedlung etwa zehn Kilometer westlich von Lyssytschansk. Die Ortschaft ist schwer umkämpft.

Russische Bodenangriffe im Donbass nehmen wieder Fahrt auf

08:45 Uhr: Nach mehreren Tagen ohne nennenswerte Fortschritte haben die russischen Truppen bei ihren Angriffen im Donbass-Gebiet nach ukrainischen Angaben nun wieder Geländegewinne erzielt. "In Richtung Liman hat der Feind durch Angriffe den Nordrand von Schandrigolowe erobert", teilte der ukrainische Generalstab am Sonntag in seinem Lagebericht mit. Schandrigolowe liegt rund 20 Kilometer nördlich der Großstadt Slowjansk, die Teilziel der russischen Operation im Donbass ist.

Darüber hinaus fahren die russischen Truppen auch weiterhin Angriffe Richtung Sjewjerodonezk, Popasna, und Awdijiwka. "In Richtung Kurachowe versuche der Feind seine Offensive auf Nowomychajliwka mit Unterstützung der Artillerie wieder aufzunehmen", heißt es zudem. In Mariupol würden die ukrainischen Einheiten weiterhin im Stahlwerk blockiert. Mit Luft- und Artillerieunterstützung setzen die russischen Truppen dort ihre Sturmversuche fort.

Insgesamt spricht die ukrainische Militärführung von neun abgewehrten russischen Angriffen. Dabei seien unter anderem ein Hubschrauber vom Typ Mi-28, 19 Panzer und 20 gepanzerte Militärfahrzeuge abgeschossen worden.

In die Defensive sind die Russen dem Bericht zufolge im Norden des Gebiets Charkiw geraten. Dort habe "der Gegner seine Anstrengungen darauf konzentriert, den Vormarsch unserer Truppen in Richtung Grenze nördlich und nordöstlich von Charkiw zu stoppen", teilte der Generalstab mit.

Gysi nach Ukraine-Reise gegen deutsche Waffenlieferungen

08:31 Uhr: Der Linken-Außenpolitiker Gregor Gysi hat sich zum Abschluss einer mehrtägigen Ukraine-Reise gegen deutsche Waffenlieferungen an das von Russland angegriffene Land ausgesprochen. "Wir haben 27 Millionen Tote im Zweiten Weltkrieg in der Sowjetunion, überwiegend Russinnen und Russen, verursacht", sagte Gysi der Deutschen Presse-Agentur.

"An zweiter Stelle kommen schon die getöteten Ukrainerinnen und Ukrainer und dann Menschen anderer Nationalitäten." Deutschland dürfe nicht eine Ex-Sowjetrepublik gegen die andere aufrüsten. Die Ukraine habe dabei natürlich das Recht, sich zu verteidigen und Waffen zu importieren, sagte der 74-Jährige.

Auch sei es nicht Deutschlands Aufgabe zu entscheiden, wie ein Ende des Krieges zu erreichen sei, sagte Gysi. Sollte die ukrainische Regierung einen Kompromiss mit dem Kreml eingehen wollen, könne die Bundesregierung das nicht verbieten. "Ich kann nur hoffen, dass Russland und die Ukraine sich so schnell wie möglich auf einen Waffenstillstand verständigen."

Zugleich kritisierte Gysi den Kreml mit deutlichen Worten: "Ich bin mit dem Putin-Regime fertig." Er betonte aber auch, dass es ein Russland nach dem jetzigen Präsidenten Wladimir Putin geben werde. Daher sei es falsch, alle Brücken abzubrechen.

Gysi besuchte während seiner Reise eigenen Aussagen zufolge unter anderem die ukrainische Hauptstadt Kiew sowie die westukrainische Stadt Lwiw. Auch im Kiewer Vorort Butscha, wo vor einigen Wochen die Leichen Hunderter ermordeter Zivilisten gefunden worden waren, sei er gewesen.

"Gerade, wenn man in ein Kriegsgebiet fährt, verbietet sich solch ein Huschhuschbesuch für die Medien", sagte er mit Blick auf verhältnismäßig kurze Besuche anderer internationaler Politiker in der Ukraine in den vergangenen Tagen.

Nach Leberwurst-Spott gegen Scholz: Melnyk sieht keinen Grund für Entschuldigung

Der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk sieht nach seiner Attacke auf Bundeskanzler Olaf Scholz keinen Anlass für eine Entschuldigung. "Es geht nicht darum, ob man sich entschuldigt, es geht darum, dass eine richtige Politik in diesen Tagen gemacht wird", sagte er am Freitagmorgen dem Deutschlandfunk.

Kiewer Führung setzt auf Rückeroberung von Cherson

08:14 Uhr: Die ukrainische Führung setzt auf eine Rückeroberung der von russischen Truppen besetzten Stadt Cherson im Süden des Landes. "Es wird keine Volksrepublik Cherson geben", sagte Mychajlo Podoljak, Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, im ukrainischen Radio. Das Gebiet werde vollständig befreit werden, was viele russische Soldaten das Leben kosten werde, sagte Podoljak am Samstag in Kiew.

Er reagierte damit auf Äußerungen Moskauer Politiker und der Besatzungsmacht, die Cherson für russisch erklären wollen. "Russland ist für immer hier!", sagte der Generalsekretär der Kremlpartei Geeintes Russland, Andrej Turtschak, bei einem Besuch. Auch sollen in Cherson russische Pässe ausgegeben werden, der Rubel soll einziges Zahlungsmittel werden. Dies wäre eine Entwicklung wie in den 2014 begründeten Volksrepubliken der prorussischen Separatisten in Donezk und Luhansk in der Ostukraine.

Cherson zählte vor dem russischen Angriffskrieg etwa 290 000 Einwohner und liegt am Unterlauf des Flusses Dnipro. In der Stadt protestieren die Menschen immer wieder gegen die russische Besatzungsmacht.

Schwarzer kritisiert Selenskyj: Hört nicht auf zu provozieren

07:50 Uhr: Die Feministin Alice Schwarzer wünscht sich vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj gemäßigtere Töne. "Ich bedauere, dass Selenskyj nicht aufhört zu provozieren", sagte sie am Samstag der Deutschen Presse-Agentur in München bei der Vorstellung des Dokumentarfilms "Alice Schwarzer".

Würde Bundeskanzler Olaf Scholz der Einladung Selenskyjs folgen und am 9. Mai nach Kiew reisen, wäre das eine "Provokation ohne Gleichen". An dem Tag feiert Russland den sowjetischen Sieg über das nationalsozialistische Deutschland im Zweiten Weltkrieg.

Schwarzer steht seit Tagen wegen eines offenen Briefes an Scholz in der Kritik, in dem sie sich aus Furcht vor einer Ausweitung des Krieges mit anderen Intellektuellen gegen die Lieferung schwerer Waffen an die Ukraine ausspricht.

Feuer nahe Kernkraftwerk Tschernobyl - Sprengsätze erschweren Löscharbeiten

Am Donnerstag ist es in der bewaldeten Sperrzone um das Kernkraftwerk Tschernobyl zu einem Brand gekommen. Wegen russischer Sprengsätze konnte der Wald nicht betreten werden. Die Löscharbeiten sind noch nicht abgeschlossen.

"Ich würde mir doch ein bisschen nuanciertere Töne auch aus der Ukraine wünschen", sagte Schwarzer und betonte: Wenn man die offizielle Politik des Präsidenten "zum Teil fragwürdig" fände, bedeute das nicht, dass man nicht mit dem Land fühle oder die Opfer ignoriere - "ganz im Gegenteil".

Mit dem offenen Brief in der Zeitschrift "Emma", den auch Martin Walser, Juli Zeh und Gerhard Polt unterzeichnet haben, sei die Debatte über das Pro und Contra der Waffenlieferungen hierzulande voll entbrannt. Denn die Hälfte der Menschen in Deutschland sehe die Lieferung schwerer Waffen laut Umfragen kritisch.

"Unser offener Brief hat den Pfropfen aus der Flasche gehauen. Dadurch ist jetzt die Debatte einfach voll losgegangen und das ist gut. Denn über so lebenswichtige Fragen muss man reden." Den Brief haben mittlerweile rund 250.000 Menschen unterschrieben. "Es gibt wenig in meinem Leben, was so viel Sinn gemacht hat, wie das Initiieren dieses offenen Briefes."

Die Meldungen zum Krieg in der Ukraine vom 7. Mai finden Sie hier

Mit Material von dpa, AFP, APA
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