Eine neue Partei im Aufwind: Bei der Europawahl erzielte das "Bündnis Sahra Wagenknecht" (BSW) auf Anhieb ein beachtliches Ergebnis. 6,2 Prozent erzielte die neue Partei - und damit mehr als Linke und FDP. Im Vorfeld der Wahlen wurde der Partei nachgesagt, vor allem im populistischen Spektrum der Parteien, insbesondere bei der AfD, Wähler zu umwerben. Aber gelang es dem BSW tatsächlich, Wähler der AfD zu gewinnen? Ein Blick auf die Wählerwanderungsdaten von Infratest Dimap.
Der Potsdamer Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek hat sich das BSW in mehreren Analysen angeschaut. Im Gespräch mit der dpa erklärt er, dass die inhaltlichen Forderungen des BSW gar nicht so weit von einigen Positionen der AfD entfernt seien.
Beide Parteien vertreten laut ihm ähnliche Ansichten zum Ukraine-Krieg, zur Migration und zu den Themen populistische Niedergangsrhetorik und Elitenkritik. Ist das eine Strategie, um die Wähler der AfD zu sich zu locken?
Woher kommen die Stimmen für das BSW?
Falls ja, verlief das im Rückblick auf die Wählerwanderschaft ohne große Erfolge. Denn trotz teils ähnlichem Wahlprogramm konnte das BSW der AfD nicht allzu viele Stimmen (160.000) abwerben.
Stattdessen erhielt die Partei von
Einen im Vergleich kleineren Anteil an Stimmen konnte das BSW aus dem konservativen Spektrum gewinnen. Rund 260.000 ehemalige Union-Wähler wählten dieses Jahr lieber das BSW.
Wer unterstützte die AfD?
Mehr Stimmen von Liberalen und Konservativen erfuhr dagegen die AfD. 430.000 ihrer Wählerstimmen sind auf ehemalige FDP-Wähler zurückzuführen. Den größten Wählerzuwachs mit jeweils 570.000 Stimmen verdankt die AfD jedoch der einstigen Wählerschaft der Union und – überraschenderweise – der SPD.
Sollte sich das BSW wirklich das Ziel gesetzt haben, auf Kosten der AfD hohe Wahlergebnisse zu erzielen, beweisen die Wahlergebnisse, dass nur wenige ehemalige AfD-Wähler sich umentschieden haben, ihr Kreuz dem BSW zu geben.
Im Hinblick auf die Wählerwanderung bieten für das BSW „die Wähler der Linken“, laut Thomeczek das größte Potenzial. Die AfD bekommt einen größeren Zuspruch von Wählerinnen und Wählern, die bereits zuvor konservativen Parteien wie CDU/CSU und FDP ihre Stimme gegeben haben. Von einer direkten Konkurrenzsituation in Bezug auf Wählerstimmen zwischen AfD und BSW kann also eher nicht die Rede sein. (lla/dpa)
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