Tagelang wandelte die Koalition wegen der Personalie am Abgrund. Dann nahmen Merkel, Seehofer und Nahles die geplante Beförderung genauso schnell zurück, wie sie diese beschlossen hatten. Jetzt ist der neue Kompromiss öffentlich: Maaßen soll einen eigens für ihn geschaffenen Posten bekommen - aber vorerst nicht mehr verdienen. Ob das die Bevölkerung beruhigt?
Verfassungsschutzchef
Für Ex-Verfassungsschützer wird ein Posten geschaffen
Voraussichtlich werde Maaßen zuständig für innere Sicherheit sowie die Verbindung zu internationalen Partnerdiensten, hieß es in Koalitionskreisen. Maaßen werde in der gleichen Gehaltsstufe wie bisher bleiben.
Damit ist offenbar ein zentraler Streitpunkt zwischen CDU, CSU und SPD beigelegt. Nach tagelangem Ringen hatte sich ein Ende des Streits abgezeichnet. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) sagte der dpa: "Ich denke, die Chancen auf Einigung stehen gut."
Zaudernde SPD macht komplette Kehrtwende
Am Dienstag hatten sich Bundeskanzlerin
In der SPD hatte die Entscheidung eine Welle der Empörung ausgelöst, auch in der CDU und der CSU hatte sie für Unverständnis gesorgt. Bei einem mittlerweile dritten Spitzentreffen im Kanzleramt sollte am Abend die Entscheidung über Maaßens Zukunft fallen.
Personalie ist Zerreißprobe für die Koalition
CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer hatte dem Treffen in einer Mail an die CDU-Mitglieder eine große Bedeutung auch für den Fortbestand der Koalition zugemessen. Es gehe auch um die Klärung der Frage, "ob sich alle Koalitionsparteien weiter hinter dem gemeinsamen Auftrag versammeln können", so Kramp-Karrenbauer.
Merkel hatte am Freitag angekündigt, im Laufe des Wochenendes eine "gemeinsame, tragfähige Lösung" finden zu wollen.
Seehofer bleibt stur - und bringt Maaßen unter
Seehofer hatte in der "Bild am Sonntag" klargestellt, er werde Maaßen nicht entlassen. Der SPD warf Seehofer eine Kampagne gegen Maaßen vor. "Ich habe eine Fürsorgepflicht für meine Mitarbeiter und entlasse sie nicht, weil die politische und öffentliche Stimmung gegen sie ist."
Er habe Nahles bereits drei Vorschläge gemacht - auch eine weitere Verwendung "bei einer anderen der 17 Bundes-Oberbehörden wie zum Beispiel im Bundeskriminalamt" oder eine Tätigkeit als Beauftragter für Sicherheit und internationale Zusammenarbeit im Innenministerium. Ein weiteres Spitzentreffen werde es nicht ohne vorheriges Lösungsszenario geben.
Maaßen für SPD eigentlich nicht mehr tragbar
Nahles betonte in dem Blatt, als Verfassungsschutzpräsident sei Maaßen nicht mehr tragbar. "Es muss eine Lösung geben, die nicht das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen verletzt." Die Regierung werde nicht an Maaßen scheitern. Wenn aber gegenseitiges Vertrauen und Verlässlichkeit nicht mehr gegeben sei, "scheitert die Regierung".
FDP-Vize
Kubicki fordert Neuwahlen - Vertrauen der Bürger zerstört
Der Streit über Maaßen hat nach Einschätzung der meisten Bürger die Vertrauensbasis in der Koalition bereits zerstört. 67 Prozent der Deutschen glauben nicht mehr, dass die Parteichefs von CDU, CSU und SPD noch vertrauensvoll zusammenarbeiten können, wie eine Emnid-Umfrage im Auftrag der "BamS" zeigt. Lediglich 27 Prozent trauen das den Parteivorsitzenden demnach noch zu.
Auch in der Sonntagsfrage verlieren Union und SPD demnach weiter: CDU und CSU büßen zwei Punkte ein und fallen auf nur noch 28 Prozent. Die SPD verliert einen Punkt und kommt auf 17 Prozent. Damit käme die große Koalition gemeinsam auf 45 Prozent und hätte so wenig Zustimmung beim Emnid-Trend wie nie zuvor. (cs/dpa)
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